Kraftwerk Turów

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kraftwerk Turów
(Elektrownia Turów)
Aufnahme des Kraftwerks Turów 2009
Aufnahme des Kraftwerks Turów 2009
Lage
Kraftwerk Turów (Niederschlesien)
Koordinaten 50° 56′ 52″ N, 14° 54′ 42″ OKoordinaten: 50° 56′ 52″ N, 14° 54′ 42″ O
Land Polen
Daten
Typ Wärmekraftwerk / Braunkohlekraftwerk
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Braunkohle
Leistung 1900 MW
Betreiber Polska Grupa Energetyczna
Projektbeginn 1958–1962
Betriebsaufnahme 1962
Website https://elturow.pgegiek.pl/
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Kraftwerk Turów, Luftaufnahme (2019)

Das Kraftwerk Turów, vollständiger Name PGE Górnictwo i Energetyka Konwencjonalna S.A. Oddział Elektrownia Turów, ist ein Braunkohle-Großkraftwerk in Südwest-Polen auf dem Gebiet der Gemeinde Bogatynia (Reichenau) nahe dem Ortsteil Turoszów (Türchau) am deutsch-tschechisch-polnischen Dreiländereck.

Geschichte

Das 1962 in Betrieb genommene Kraftwerk ist mit einer Leistung von 1900 Megawatt das drittgrößte Polens. Es deckt acht Prozent des polnischen Energiebedarfs.[1][2] Für das Kraftwerk wurde zwischen 1958 und 1962 der Niedów-Stausee angelegt.

Die Braunkohle zur Versorgung des Kraftwerks kommt aus dem südlich gelegenen Tagebau Turów. Unweit des Kraftwerkes wurde das Betriebsmuseum Tagebau Turów eingerichtet.

Während die deutschen Kraftwerke Hirschfelde und Hagenwerder nach 1990 stillgelegt und abgerissen wurden, wurde das Kraftwerk Turów seit 1996 modernisiert, wobei auch die für den Weiterbetrieb erforderlichen Rauchgasentschwefelungs- und -entstaubungsanlagen nachgerüstet wurden. Die Arbeiten wurden im Dezember 1998 durch eine Explosion im 5. Block erheblich verzögert und zum Ende des Jahres 2004 abgeschlossen. Für 2010 war die Abschaltung der ersten Blöcke in Turów vorgesehen.

Am späten Abend des 24. Juli 2012 kam es in einem Kraftwerksblock zu einer Kohlenstaubexplosion. Der anschließende Brand griff auf zwei benachbarte Blöcke über. Die drei betroffenen Blöcke blieben nach dem Unfall abgeschaltet, die vier weiteren Blöcke wurden mit verminderter Leistung weiterbetrieben. Der Kraftwerksblock 1 war zum Zeitpunkt des Unfalls wegen Renovierungsarbeiten abgeschaltet.[3][4]

Um Platz für den neuen Kraftwerksblock 11 zu schaffen, wurde am 17. März 2012 Kühlturm 7 und am 1. Dezember 2012 Kühlturm 8 des Kraftwerks gesprengt, am 8. März 2014 gegen 14:30 Uhr der 100 Meter hohe und 9500 Tonnen schwere Kühlturm 9.[5]

Die PGE Bergbau und Konventionelle Energetik AG (PGE Górnictwo i Energetyka Konwencjonalna S.A.) plant an Stelle der stillgelegten alten Kraftwerksblöcke 8, 9 und 10 den Bau eines neuen Kraftwerkblockes mit einer elektrischen Nettoleistung von 450 Megawatt zur Verstromung von Braunkohle. Zu dieser Planung wurde im April 2016 die deutsche Öffentlichkeit beteiligt.[6] Im August 2017 wurden weitere Genehmigungen bekanntgemacht.[7] Der neue Block ging Ende 2020 an Netz. Damit erhöhte sich die Kraftwerksleistung, die nach der Stilllegung der Blöcke 8, 9 uns 10 auf 1500 Megawatt gesunken war, wieder auf 2000 Megawatt. Die Kosten des Baus beliefen sich auf ca. eine Milliarde €.[8] Der Europäische Gerichtshof hat im Rahmen einer am 21. Mai 2021 veröffentlichen Einstweiligen Anordnung die sofortige Einstellung der Förderung im Tagebau Turów verfügt.[9] (für weitere Informationen siehe Tagebau Turów).

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kraftwerk Turów – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Irmela Hennig: Kraftwerk Turow investiert über fünf Millionen Euro in Lärmschutz. In: Sächsische Zeitung. 22. Februar 2012 (saechsische.de [abgerufen am 23. Dezember 2020]).
  2. Holger Gutte: Kraftwerk Turow will ab Juni Schalldämpfer einbauen. In: Sächsische Zeitung. 3. Februar 2010 (saechsische.de [abgerufen am 23. Dezember 2020]).
  3. Thomas Mielke: Schwere Explosion in Kohlekraftwerk an der Neiße. Abgerufen am 23. Dezember 2020.
  4. nachrichten.t-online.de: Keine Gefahr nach Unfall in polnischem Kraftwerk. Abgerufen am 25. Juli 2012.
  5. Kühlturm 9 im Kraftwerk Turow gesprengt (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), SZ online, 10. März 2014 (abgerufen am 14. Mai 2015)
  6. Bekanntmachung der Landesdirektion Sachsen nach Artikel 26 Absatz 2 der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates 2010/75/EU zur grenzüberschreitenden Öffentlichkeitsbeteiligung für den Antrag auf Änderung der integrierten Genehmigung des Kraftwerkes Turów zur Errichtung und zum Betrieb eines neuen 450 MW Blockes im Kraftwerk Turów in Bogatynia, Republik Polen vom 15. März 2016 (SächsAbl. S. 432; PDF, 315 kB)
  7. Bekanntmachung der Landesdirektion Sachsen nach Artikel 26 Absatz 4 der Richtlinie 2010/75/EU über die Entscheidung zum Antrag auf Änderung der integrierten Genehmigung des Kraftwerkes Turów zur Errichtung und zum Betrieb eines 450 MWel.-Blockes im Kraftwerk Turów in Bogatynia, Republik Polen vom 19. Juli 2017 (SächsAbl. S. 1068; PDF, 214 kB)
  8. Turows neuer Block ist in Betrieb Sächsische Zeitung (Ausgabe Zittau) vom 12. Dezember 2020
  9. EuGH: Polen muss Turow schließen Sächsische Zeitung (Ausgabe Zittau) vom 21. Mai 2021