Landkreis Arnswalde
Der Landkreis Arnswalde, bis 1939 Kreis Arnswalde, bis ins 19. Jahrhundert auch Arnswalder Kreis genannt, war bis 1938 ein Landkreis in der Provinz Brandenburg und danach bis 1945 in der Provinz Pommern. Sein Bereich wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter polnische Verwaltung gestellt und stimmt weitgehend mit dem heutigen Powiat Choszczeński überein.
Geschichte
Das Gebiet des späteren Kreises Arnswalde stand seit dem 13. Jahrhundert unter brandenburgischer Herrschaft. Zwischen 1401 und 1454 gehörte es dem Deutschen Orden. In der nachmittelalterlichen Zeit bildete sich in der Mark Brandenburg eine Gliederung in Kreise heraus. Einer dieser historischen Kreise war der Arnswalder Kreis bzw. der Kreis Arnswalde, der einen der vier sogenannten Hinterkreise in der Neumark bildete.[1]
Im Rahmen der Bildung von Provinzen und Regierungsbezirken in Preußen erfolgte 1816 im Regierungsbezirk Frankfurt eine Kreisreform, durch die der Kreis wie folgt verkleinert wurde:[2]
- Die Stadt Bernstein mitsamt ihrem Umland sowie die Orte Bärfelde, Krining, Niepölzig, Ruwen, Siede und Tobelhof wurden an den Kreis Soldin abgegeben.
- Die Exklave Fürstensee wurde an den Kreis Pyritz der Provinz Pommern abgegeben.
- Die Stadt Nörenberg sowie die Orte Blockhaus, Butow, Flackensee, Gabbert, Mellen, Rahnwerder, Groß und Klein Rohrpfuhl, Groß Silber, Klein Spiegel, Wedellsdorff und Zehrten wurde an den Kreis Saatzig der Provinz Pommern abgegeben.
Sitz des Landrats wurde zunächst Neuwedell, 1908 zog die Kreisverwaltung in die Stadt Arnswalde um. 1938 wurde der Kreis Arnswalde in den Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen umgegliedert und gehörte damit zur Provinz Pommern. Am 1. Januar 1939 wurde die offizielle Bezeichnung Landkreis eingeführt.
Im Frühjahr 1945 wurde das Gebiet des Landkreises Arnswalde von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde das Kreisgebiet im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1750 | 16.480 | [3] |
1796 | 23.415 | [4] |
1816 | 19.183 | [5] |
1840 | 33.533 | [6] |
1871 | 42.325 | [7] |
1885 | 42.336 | [8] |
1890 | 41.970 | [8] |
1900 | 42.306 | [8] |
1910 | 41.168 | [8] |
1925 | 44.618 | [8] |
1933 | 44.542 | [8] |
1939 | 44.064 | [8] |
Landräte
- 1735–1762 Caspar Martin von der Goltz (1696–1762)
- 1762–1769 Hans Christoph Dietloff von der Goltz (1713–1769)
- 1769–1795 Christian Ludwig von Sydow (1733–1795)
- 1795–1809 Carl Johann Christoph von Dietherdt (1746–1809)
- 1809–1841 Achatz von Waldow
- 1841–1846 Kreuzwendedich Emil Hermann von Waldow
- 1846–1884 Wilhelm von Meyer (1818–1892)
- 1884–1895 Michael von Meyer (1851–1895)
- 1895–1905 Wolf von Gersdorff (1867–1949)
- 1905–1919 Heinrich von Meyer (1868–1940)
- 1919–1920 Franz Erich Schüler
- 1920–1926 Walter Braun (1884–1933)
- 1926–1932 Traugott Bredow (1889–1969)
- 1932–1933 Karl Theodor Bleek (1898–1969)
- 1933–1935 Erich Gabriel
- 1935–1942 Hans Ulrich von Borcke
- 1942–1943 Hans Koch (vertretungsweise)
- 1943–1945 Jochen-Hilmar von Wuthenau (1887–1965)
Geographie
Das Kreisgebiet lag in einer kuppigen Endmoräne und umfasste die Arnswalder Seenplatte. Im Osten befand sich die mit Nadelwäldern bestandene Drageheide, die ein Drittel des Kreises einnahm. Die größten Flüsse waren die Drage und der Plötzenfließ. Die Flächengröße betrug 1.265 km². Ab 1939 lag der Landkreis im zentralen Süden Pommerns, seit 1945 liegt das ehemalige Kreisgebiet im Südwesten der polnischen Woiwodschaft Westpommern.
Infrastruktur
Der Landkreis umfasste seit den 1930er Jahren die Städte Arnswalde (1939: 14.000 Einw.), Neuwedell (2.711) und Reetz (3.646), 67 Landgemeinden und einen Forst-Gutsbezirk.[8] Insgesamt lebten 1939 45.452 Menschen im Landkreis. Sie arbeiteten überwiegend in der Landwirtschaft, die hauptsächlich Zuckerrüben, Kartoffeln, Roggen und Weizen anbaute. Auch die Industrie war stark mit der Landwirtschaft verbunden, daneben bestanden Holz verarbeitende Betriebe, Ziegeleien und Kalksteinwerke. Die Industrie war überwiegend in und um Arnswalde konzentriert. 1939 waren fast 60 Prozent der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft tätig.
Verkehr
Durch den Kreis verlief seit 1847 die Strecke der Stargard-Posener Eisenbahn-Gesellschaft und berührte dabei auch die Kreisstadt >116.c<. Dort zweigten erst rund 50 Jahre später Nebenbahnen ab: Ab 1895 führte die Staatsbahnlinie nach Kallies >116.b<, wo schon 1888 eine Strecke von Deutsch Krone endete, die 1895 in Richtung Stargard weiterging und einige Gemeinden im Norden des Kreises erschloss >115.a<.
1898 eröffnete die Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft ihre Linie Arnswalde – Berlinchen >116.a<.
(Die Nummern in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939.)
Politik
Als einziger in den Ostgebieten des Deutschen Reiches stellte der Wahlkreis Arnswalde-Friedeberg von 1903 bis 1918 mit dem Abgeordneten Wilhelm Bruhn einen Vertreter der antisemitischen Deutschen Reformpartei zum Reichstag (Deutsches Kaiserreich). Bei der Reichstagswahl März 1933 erhielten die NSDAP 63 % (44), die SPD 16 % (18), die Deutschnationalen 15 % (8) und die KPD 4 % (12) (in Klammern deutschlandweit, der Rest Splitterparteien).
Amtsbezirke
1932 gab es im Landkreis Arnswalde 22 Amtsbezirke:
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Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke
Seit den 1930er Jahren war der Kreis Arnswalde wie folgt organisiert:
Städte
Landgemeinden
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Zum Landkreis gehörte außerdem der gemeindefreie Gutsbezirke Forst Arnswalder Heide.
Literatur
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 91–92, Ziffer 1.
- Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 3–18.
- Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Brandenburg 1856, S. 486–520 (online).
- Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 3–14.
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 438–451.
- Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 193–220 (books.google.de); Ortsregister für alle drei Bände, S. 357–390 (books.google.de).
- Walter Schuhmacher: Der Kreis Arnswalde und seine Besiedlung. 1958.
- Michael Rademacher: Pommern Landkreis Arnswalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Landkreis Arnswalde in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
Weblinks
- Landkreis Arnswalde Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 19. Juli 2013.
- Statistik zum Landkreis
Einzelnachweise
- ↑
- ↑ Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 103 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3. Friedrich Maurer, Berlin 1809, Kap. Kreis Arnswalde, S. 193 ff. (Digitalisat).
- ↑ Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 42 (Digitalisat).
- ↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- ↑ Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30.
- ↑
- ↑ a b c d e f g h Michael Rademacher: Landkreis Arnswalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.