Kreis Wiedenbrück

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Wappen Deutschlandkarte
Deutschlandkarte, Position des Kreises Wiedenbrück hervorgehoben

Koordinaten: 51° 50′ N, 8° 18′ O

Basisdaten (Stand 1972)
Bestandszeitraum: 1816–1972
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Landschaftsverband: Westfalen-Lippe
Verwaltungssitz: Wiedenbrück, ab 1970 Rheda-Wiedenbrück
Fläche: 497,29 km2
Einwohner: 169.100 (31. Dez. 1971)
Bevölkerungsdichte: 340 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: WD
Kreisschlüssel: 05 7 42
Kreisgliederung: 6 Gemeinden
Lage des Kreises Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen
Karte
Über dieses Bild

Der Kreis Wiedenbrück (1939–1969: Landkreis Wiedenbrück) war ein von 1816 bis 1972 bestehender Landkreis im östlichen Nordrhein-Westfalen. Der Kreis war zunächst Teil des Regierungsbezirks Minden in der preußischen Provinz Westfalen und ab 1946/47 Teil des nordrhein-westfälischen Regierungsbezirks Detmold. Verwaltungssitz war Wiedenbrück und nach der Gebietsreform von 1970 Rheda-Wiedenbrück. Der Kreis ging 1973 im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform im neu gegründeten Kreis Gütersloh auf.

Geografie

Lage

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Lage des Kreises Wiedenbrück im Regierungsbezirk Detmold (1947–1968)

Das Gebiet des Kreises Wiedenbrück erstreckte sich zwischen 51° 43' und 51° 57' N sowie 8° 7' und 8° 39' O im Osten der Westfälischen Tieflandsbucht, zwischen den Beckumer Bergen im Westen und den zur Senne gehörenden Holter Dünen im Osten südwestlich des Teutoburger Waldes. Bedeutendster Fluss war die Ems, die das Kreisgebiet von Osten nach Nordwesten durchfließt.

Die Kreisgrenze hatte eine Länge von 121 km.

Nachbarkreise

Der Kreis Wiedenbrück grenzte 1972 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Bielefeld, Paderborn, Lippstadt, Beckum und Warendorf.

Geschichte

Der Kreis Wiedenbrück ging aus drei historischen Territorien hervor, der Herrschaft Rheda, der Grafschaft Rietberg und dem Amt Reckenberg, das in vornapoleonischer Zeit zum Hochstift Osnabrück gehörte. Diese Territorien wurden 1806 von Frankreich besetzt. Während der bis 1813 dauernden Franzosenzeit gehörte das Gebiet der Herrschaft Rheda zum Großherzogtum Berg, während das Gebiet des Amtes Reckenberg und der Grafschaft Rietberg zum Königreich Westphalen gehörte. Sowohl Berg als auch Westphalen erhielten eine Verwaltungsstruktur nach französischem Muster. Aus der Herrschaft Rheda wurde der Kanton Rheda und aus dem Amt Reckenberg der Kanton Wiedenbrück gebildet. Auf dem Gebiet der Grafschaft Rietberg wurden die Kantone Neuenkirchen und Rietberg eingerichtet.[1]

Durch die Vereinbarungen des Wiener Kongresses fielen alle drei Territorien 1815 an Preußen, das sie in den Regierungsbezirk Minden der 1815 neu geschaffenen Provinz Westfalen eingegliederte. Am 18. Oktober 1816 wurde durch Verordnung der Königlichen Regierung zu Minden aus den drei historischen Territorien der Kreis Wiedenbrück gebildet. Die 1807 gegründeten Kantone bestanden zunächst als Verwaltungsbezirk, teilweise auch als Bürgermeisterei bezeichnet, fort.[2] Im Rahmen der Einführung der Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westfalen wurde der Kreis 1843 in Ämter eingeteilt und umfasste seitdem zunächst zwei amtsfreie Städten sowie sieben Ämtern mit insgesamt 22 Städten und Gemeinden:[3][4]

Verwaltungsgliederung 1843
Amt Gemeinden
Clarholz Clarholz und Lette
Gütersloh Gütersloh (Landgemeinde)
Herzebrock Herzebrock
Reckenberg Avenwedde, Friedrichsdorf und Langenberg
Rheda Nordrheda-Ems und Rheda
Rietberg Bokel, Druffel, Mastholte, Moese, Neuenkirchen, Rietberg, Varensell und Westerwiehe
Verl Bornholte, Liemke, Österwiehe, Sende und Verl
amtsfrei Gütersloh und Wiedenbrück

Das Amt Clarholz wurde 1851 in das Amt Herzebrock eingegliedert.[5] Die Stadt Rheda schied 1863 aus dem Amt Rheda aus und war seitdem amtsfrei.[6] 1867 wurden aus Teilen von Langenberg die beiden Gemeinden Batenhorst und St. Vit neu gebildet.[7][8] Durch Ausgliederung aus Avenwedde wurden 1888 die beiden neuen Gemeinden Kattenstroth-Spexard und Lintel gebildet.[9][10]

Kattenstroth-Spexard gab 1910 die Bauerschaft Kattenstroth an die Stadt Gütersloh ab. Das verbleibende Gemeindegebiet erhielt den Namen Spexard.[9] Gleichzeitig wurde die Landgemeinde Gütersloh in die Stadt Gütersloh eingemeindet. 1914 wurde das neue Amt Avenwedde, bestehend aus den Gemeinden Avenwedde, Friedrichsdorf und Spexard, aus dem Amt Reckenberg herausgelöst. Das Amt Rheda wurde 1934 aufgehoben, wodurch die Gemeinde Nordrheda-Ems amtsfrei wurde.[5] Der Kreis Wiedenbrück umfasste seitdem vier amtsfreie Städte und Gemeinden sowie fünf Ämter mit 23 Städten und Gemeinden. Die Gemeinde Liemke wurde 1964 in Schloß Holte umbenannt.

Am 1. Oktober 1969 wurde aus dem Landkreis der Kreis Wiedenbrück.[11]

Durch das Gesetz zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld vom 4. Dezember 1969 wurden die Gemeinden des Kreises am 1. Januar 1970 neu geordnet:

Mit dem Bielefeld-Gesetz vom 24. Oktober 1972 wurde der Kreis Wiedenbrück aufgelöst. Am 1. Januar 1973 wurden die Städte und Gemeinden des Kreises mit Harsewinkel, Schloß Holte-Stukenbrock sowie dem größten Teil des aufgelösten Kreises Halle (Westf.) zum neuen Kreis Gütersloh zusammengeschlossen.[12]

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen des Kreises Wiedenbrück nach dem jeweiligen Gebietsstand. Änderungen des Gebietsstandes ergaben sich hauptsächlich durch die Eingliederungen von Teilen der Gemeinde Westenholz in die Gemeinde Mastholte 1915, Teilen der Gemeinde Marienfeld in die Stadt Gütersloh 1939 und Teilen der Gemeinde Westenholz in die Gemeinde Moese sowie die Auswirkungen des Gesetzes zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld 1970. Bei den Zahlen bis 1970 handelt es sich um Volkszählungsergebnisse und 1971 um einen fortgeschriebenen Wert.[13][14][15][16] Die Angaben beziehen sich ab 1871 sowie für 1946 auf die Ortsanwesende Bevölkerung und ab 1925 auf die Wohnbevölkerung. Vor 1871 wurden die Einwohnerzahlen nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

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Bevölkerungsentwicklung im Kreis Wiedenbrück von 1818 bis 1970
Jahr Einwohner
1818 (31. Dez.) 31.588
1822 (31. Dez.) 32.136
1825 (31. Dez.) 32.870
1831 (31. Dez.) 34.820
1834 (31. Dez.) 35.547
1837 (31. Dez.) 36.346
1840 (31. Dez.) 37.943
1843 (31. Dez.) 39.154
Jahr Einwohner
1846 (3. Dez.) 38.917
1849 (3. Dez.) 39.454
1852 (3. Dez.) 40.568
1855 (3. Dez.) 41.006
1858 (3. Dez.) 41.359
1861 (3. Dez.) 42.352
1864 (3. Dez.) 42.804
1867 (3. Dez.) 42.265
Jahr Einwohner
1871 (1. Dez.) 41.601
1880 (1. Dez.) 42.679
1885 (1. Dez.) 43.663
1890 (1. Dez.) 45.688
1895 (1. Dez.) 48.636
1900 (1. Dez.) 52.087
1905 (1. Dez.) 57.279
1910 (1. Dez.) 62.430
Jahr Einwohner
1925 (16. Juni) 073.125
1933 (16. Juni) 082.831
1939 (17. Mai) 095.534
1946 (29. Okt.) 116.625
1950 (13. Sep.) 130.126
1961 (6. Juni) 154.160
1970 (27. Mai) 165.612
1971 (31. Dez.) 169.100

Politik

Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946

In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhielten.[17]

Stimmenanteile der Parteien in Prozent

Jahr CDU SPD FDP DZP BHE
119461 62,1 29,9 4,1
1948 49,3 31,4 06,2 9,7
1952 53,9 23,2 12,0 5,8 4,3
1956 50,1 27,6 10,9 6,4 04,99
1961 54,6 26,5 010,03 4,8 4,1
1964 53,8 30,7 10,6 3,7
219702 (58,8) (31,8) 0(9,4)

Bei der Wahl im Jahr 1948 erreichten unabhängige Kandidaten 2,7 % der gültigen Stimmen.

Fußnoten

1 1946: zusätzlich: KPD: 2,5 %
2 1970: Ergebnis nicht sicher

Landräte

Gemeinden

Stand 1961

Nach Ämtern (Fläche und Einwohnerzahl Stand 1961):

Amtsfrei

  1. Gütersloh, Stadt (47,67 km², 52.346)
  2. Rheda, Stadt (11,68 km², 13.468)
  3. Wiedenbrück, Stadt (10,33 km², 14.465)
  4. Nordrheda-Ems (16,85 km², 705; verwaltet in Personalunion mit Rheda)

Amt Avenwedde (Sitz Avenwedde)

  1. Avenwedde (21,70 km², 8.528)
  2. Friedrichsdorf (0,29 km², 896)
  3. Spexard (13,50 km², 3.851)

Amt Herzebrock (Sitz Herzebrock)

  1. Clarholz (34,01 km², 3.807)
  2. Herzebrock (47,18 km², 6.364)
  3. Lette (13,76 km², 1.748)

Amt Reckenberg (Sitz Wiedenbrück)

  1. Batenhorst (14,63 km², 1.381)
  2. Langenberg (39,65 km², 4.042)
  3. Lintel (22,08 km², 1.231)
  4. Sankt Vit (10,32 km², 990)

Amt Rietberg (Sitz Rietberg)

  1. Bokel (Rietberg) (17,45 km², 1.117)
  2. Druffel (9,72 km², 887)
  3. Mastholte (12,45 km², 1.705)
  4. Moese (15,91 km², 1.962)
  5. Neuenkirchen (6,84 km², 3.155)
  6. Rietberg, Stadt (18,83 km², 5.500)
  7. Varensell (19,76 km², 2.584)
  8. Westerwiehe (15,02 km², 1.857)

Hinweis: Das heutige Dorf Mastholte lag in der Gemeinde Moese und nicht wie zu erwarten in der Gemeinde Mastholte.

Amt Verl (Sitz Verl)

  1. Bornholte (17,81 km², 3.110)
  2. Liemke, am 17. November 1964 umbenannt in Schloß Holte (26,38 km², 6.702)
  3. Österwiehe (14,55 km², 1.825)
  4. Sende (23,94 km², 4.484)
  5. Verl (17,79 km², 5.470)

Stand 27. Mai 1970

  1. Gütersloh, Stadt (111,25 km², 75.297 Einw.)
  2. Herzebrock (79,22 km², 11.256 Einw.)
  3. Langenberg (38,57 km², 6403 Einw.)
  4. Rheda-Wiedenbrück, Stadt (86,71 km², 36.682 Einw.)
  5. Rietberg, Stadt (110,19 km², 20.377 Einw.)
  6. Verl (71,32 km², 15.597 Einw.)

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen WD zugewiesen. Es wurde bis zum 31. Dezember 1972 ausgegeben.

Literatur

  • Joseph Peitzmeier: Boden – Landschaft – Flora – Fauna (= Monographie des Kreises Wiedenbrück). Wiedenbrück 1972.
  • Hans Thümmler: Kreis Wiedenbrück (= Kunstführer des Westfälischen Heimatbundes, Heft 23). Münster 1947

Einzelnachweise

  1. Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.); Projekt Westfälische Geschichte : "Königliches Decret, wodurch die Eintheilung des Königreichs in acht Departements angeordnet wird", Seite 111
  2. Westfalenlexikon 1832–1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. xxx (Nachdruck des Originals von 1834).
  3. Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westphalen vom 31. Oktober 1841 (PDF; 1,6 MB)
  4. Amtsblatt der Regierung Minden 1844, S. 140, 154, 168. Abgerufen am 2. Februar 2014.
  5. a b Wolfgang Leesch: Verwaltung in Westfalen 1815–1945. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Band 38. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06845-1.
  6. Statistische Darstellung des Kreises Wiedenbrück 1863, S. 82
  7. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 212.
  8. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 278.
  9. a b Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 239.
  10. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 258.
  11. Bekanntmachung der Neufassung der Kreisordnung für das Land Nordrhein-Westfalen vom 11. August 1969 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, Jahrgang 1969, Nr. 2021, S. 670 ff.
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 329.
  13. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966, S. 64–67.
  14. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Düsseldorf 1964, S. 66–69.
  15. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Die Wohnbevölkerung in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens 1970 : Ergebnisse der Volkszählung am 27. Mai 1970. Düsseldorf 1972, S. 40.
  16. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973
  17. Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene. Die Zahlen von 1970 sind nicht gesichert.
  18. Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4, S. 417.
  19. a b Übersicht der Landräte Kreis Gütersloh Homepage. Abgerufen am 31. März 2014.
  20. Landräte und Oberkreisdirektoren, Kreis Wiedenbrück, Paul Hemken to Krax, S. 47 (PDF) (abgerufen am 27. August 2020)
  21. Paul-Lakämper-Straße (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)

Weblinks