Kreuz-Enzian

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Kreuz-Enzian

Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Enziangewächse (Gentianaceae)
Tribus: Gentianeae
Gattung: Enziane (Gentiana)
Art: Kreuz-Enzian
Wissenschaftlicher Name
Gentiana cruciata
L.

Der Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata),[1] auch Kreuzblättriger Enzian genannt, ist eine Pflanzenart in der Gattung der Enziane (Gentiana).

Beschreibung

Illustration aus Flora Batava, Volume 15
Vierzählige Blüten von der Seite
Datei:Gentiana cruciata 2.jpg
Vierzählige Blüten im Detail von oben

Vegetative Merkmale

Der Kreuz-Enzian wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 40 Zentimetern.

Die Laubblätter sind zu einer grundständigen Rosette und am Stängel verteilt kreuzgegenständig angeordnet. Die einfachen, etwas ledrigen Blattspreiten sind bei einer Länge von 5 bis 10, selten bis zu 15, Zentimeter sowie einer Breite von 1 bis 2,5, selten bis zu 3,5 Zentimeter meist ei-lanzettlich und meist drei-, selten fünfnervig. Die unteren Stängelblattpaare sind am Grund zu einer meist 1,5 bis 2,5, selten bis zu 4 Zentimeter langen Scheide verwachsen.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die zwittrige Blüte ist vierzählig mit doppelter Blütenhülle und 2 bis 2,5 Zentimeter lang. Die vier innen hellblauen Kelchblätter sind eng röhrig-glockig verwachsen mit vier meist breit-dreieckigen und fein zugespitzten Kelchzähnen; die Kelchzähne sind viel kürzer als die Kelchröhre. Die vier Kronblätter sind außen schmutzig-blau bis etwas grünlich, innen rein blau und ungefleckt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 52.[2]

Ökologie

Beim Kreuz-Enzian handelt es sich um einen mesomorphen, skleromorphen, überwinternd grünen Hemikryptophyten.[1]

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.

Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Phengaris rebeli) legt ausschließlich am Kreuz-Enzian seine Eier ab.

Mit der Brachenleite bei Tauberbischofsheim wurde durch Verordnung des Regierungspräsidiums Stuttgart vom 17. Dezember 2014 ein Naturschutzgebiet mit einem Bestand von rund 900 Stöcken des Kreuz-Enzians geschaffen,[3] in dem der noch seltenere Kreuzenzian-Ameisenbläuling ideale und fortan gesicherte Lebensbedingungen vorfindet.[4]

Vorkommen und Gefährdung

Datei:20040403 15sant Latvia Postage Stamp.jpg
Gefährdete Pflanze auf lettischer Briefmarke

Das Verbreitungsgebiet des Kreuz-Enzians umfasst Europa (mit Ausnahme von Portugal, Großbritannien und Skandinavien) und Westasien.

In Österreich kommt er zerstreut in allen Bundesländern vor. In Deutschland kommt er zerstreut im zentralen Neckarbecken, in der Schwäbischen Alb, Frankenalb, Fränkischen Schweiz, im zentralen Thüringen, in Mainfranken, sehr zerstreut in den Alpen, im Alpenvorland, in Niederbayern, selten im Weserbergland, im nördlichen Mittelgebirge, nordöstlichen Brandenburg (im Nordosten, Mitte und Westen stark zurückgehend) vor.[5]

Als Standorte für den kalksteten Kreuz-Enzian werden lichte Wälder, Waldsäume, Weiderasen und Trockenwiesen angegeben. In Mitteleuropa gedeiht er in montanen (bis subalpinen) Höhenstufen. In den Allgäuer Alpen steigt er in Tiroler Teil auf der Gehrenalpe gegen die Gehrenspitze bis zu einer Höhenlage von 1700 Metern auf.[6] Der Kreuz-Enzian ist in Mitteleuropa eine Kennart der Pflanzengesellschafts-Klasse Festuco-Brometea, kommt aber auch in Gesellschaften des Verbands Geranion sanguinei vor.[7]

Der Kreuz-Enzian ist in Österreich im pannonischen Gebiet, sowie im nördlichen und südöstlichen Alpenvorland gefährdet. Er wurde 1996 in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands als 3+ = gefährdet bewertet.[5][1]

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Gentiana cruciata erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, S. 231. Das Artepitheton cruciata bedeutet gekreuzt und bezieht sich auf die vierzählige Blüte, deren Blütenkronzipfel kreuzförmig zusammenstehen.[8]

Es gibt zwei Unterarten:[9]

  • Gentiana cruciata L. subsp. cruciata
  • Karpaten-Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata subsp. phlogifolia (Schott & Kotschy) Tutin): Dieser Endemit gedeiht nur in den Süd- und Ostkarpaten.[10] Er unterscheidet sich zur Nominatform durch kleinere Blüten, die außen hellblau und innen weiß sind.

Symbolik und Sagen

Im Mittelalter war diese Art besonders begehrt und wurde zum Erlösungssymbol durch Jesus Christus, da die Blattpaare, die Blütenkrone, Stängel- und Wurzelmark kreuzförmig sind, darauf beziehen sich auch die Trivialnamen.

Eine ungarische Sage rankt sich um diese Pflanzenart. Im Heer von König Ladislaus dem Heiligen war die Pest ausgebrochen. Im Traum erschien dem König ein Engel, der ihm befahl, einen Pfeil in die Luft zu schießen. Das Kraut, auf den der Pfeil fallen werde, würde die kranken Soldaten heilen. Am nächsten Morgen fiel der Pfeil auf den Kreuz-Enzian und so entstand der ungarische Name für diese Pflanzenart: Szent-Lászlo-Kiraly-füre (Kraut des heiligen Ladislaus, des Königs).

Quellen

Literatur

  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 3 (3) (Pirolaceae – Verbenaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-76020-4, S. 2251, urn:nbn:de:hbz:061:2-170701-p0241-9 (unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1927 mit Nachtrag).
  • Thomas Gaskell Tutin: Gentiana. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 61 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. a b c Gentiana cruciata L., Kreuz-Enzian. FloraWeb.de
  2. Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 3 (3) (Pirolaceae – Verbenaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-76020-4, S. 2251c, urn:nbn:de:hbz:061:2-170701-p0241-9 (unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1927 mit Nachtrag).
  3. Fränkische Nachrichten: „Brachenleite“: Ausweisung als Naturschutzgebiet beschlossen / Regierungspräsident Schmalzl: Überregionale Bedeutung für den ehemaligen Truppenübungsplatz / 64,4 Hektar werden unter Schutz gestellt. 22. Januar 2015. Online auf www.fnweb.de. Abgerufen am 13. Mai 2016.
  4. Main-Post: TAUBERBISCHOFSHEIM: Ehemaliger Standortübungsplatz ist Naturschutzgebiet. 18. Februar 2015. Online auf www.mainpost.de. Abgerufen am 13. Mai 2016.
  5. a b Michael Hassler, Bernd Schmitt: Datenblatt bei Flora von Deutschland - Eine Bilder-Datenbank, Version 3.40.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 336.
  7. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 756.
  8. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Springer, 2013, ISBN 978-3-0348-9282-7, S. 186 (Cruciata auf S. 186 in der Google-Buchsuche).
  9. Karol Marhold: Gentianaceae.: Gentiana clusii. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
  10. A. V. H. Heyward (Hrsg.): Flora Europaea notulae systematicae ad floram Europaeam spectantes. In: Botanical J. Linnean Society, Band 64, 1971, S. 378.

Weblinks

Commons: Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien