Krigsseileren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Film
Originaltitel Krigsseileren
Produktionsland Norwegen, Deutschland, Malta
Originalsprache Englisch, Norwegisch, Deutsch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 150 Minuten
Stab
Regie Gunnar Vikene
Drehbuch Gunnar Vikene
Produktion Maria Ekerhovd
Musik Volker Bertelmann
Kamera Sturla Brandth Grøvlen
Besetzung

Krigsseileren (norweg. für „Kriegsmatrosen“) ist ein Filmdrama von Gunnar Vikene, das im August 2022 beim norwegischen Filmfestival seine Premiere feierte und im September 2022 in die norwegischen Kinos kam. Krigsseileren wurde von Norwegen als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 als bester Internationaler Film eingereicht.

Handlung

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Matrose Alfred Garnes aus Bergen ist Vater von drei Kindern. Als der Krieg ausbricht, arbeiten er und sein Kumpel Sigbjørn auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik. Ihr Ziel ist New York, und sie sollen eigentlich nach 18 Monaten wieder zurück sein. Als Deutschland im April 1940 in Norwegen einmarschiert, wird das Schiff als wichtig für den weiteren Verlauf des Krieges erklärt, und sie selbst werden eingezogen. Ohne Waffen an Bord und in Zivil segeln sie mit dem Frachtschiff für die Alliierten durch die ganze Welt, um Vorräte und Munition zu liefern. Die beiden Männer kämpfen auf dem Schiff um ihr Überleben, das jeden Moment von den deutschen U-Booten angegriffen werden könnte. Zunehmend macht sich an Bord Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit breit.

Alfreds Ehefrau Cecilia müht sich unterdessen durch die Kriegsjahre und zieht die drei Kinder alleine auf, ohne zu wissen, ob sie den Ehemann und Vater jemals wiedersehen werden. Beim Versuch, den deutschen U-Boot-Bunker in Bergen zu bombardieren, trifft die britische Luftwaffe die Grundschule in Laksevåg und Wohnhäuser in Nøstet. Hunderte von Zivilisten verlieren hierbei ihr Leben.[1][2][3][4]

Produktion

Filmstab und Aufbau

Die Werft Bergen Mekaniske Verksted war eines der Ziele der Bombardierung von Laksevåg

Regie führte Gunnar Vikene, der auch das Drehbuch schrieb. Es handelt sich nach Himmelfall, Rettet Trigger!, Vegas und Kill Billy um seine fünfte Regiearbeit bei einem Spielfilm. Die epische Geschichte, die Krigsseileren erzählt, erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und folgt den Protagonisten Alfred, Sigbjørn und Cecilia von 1939, bevor auch Norwegen zu einem der Schauplätze des Zweiten Weltkriegs wurde, bis Anfang der 1970er Jahre. Ein Großteil des Films beschäftigt sich mit der Stadt Bergen während der Kriegsjahre und der Bombardierung des Stadtteils Laksevåg und der Holen-Schule, bei der 193 Menschen ums Leben kamen, fast zwei Drittel hiervor Kinder. Dies war der größte zivile Verlust bei einem einzelnen Kriegsgeschehen in Norwegen während des Zweiten Weltkriegs.[5] Dies geschah im Zuge eines britischen Bombenangriffs am 4. Oktober 1944 auf den deutschen U-Boot-Bunker „Bruno“ bei Laksevåg. 152 Flugzeuge nahmen an dem Überfall teil, bei dem 1.432 Bomben über dem Gebiet abgeworfen wurden.[6]

Besetzung und Kostüme

In den Hauptrollen sind Kristoffer Joner als Alfred Garnes, Ine Marie Wilmann als seine Ehefrau Cecilia und Pål Sverre Hagen als Sigbjørn zu sehen.[1][7][2] Als Kind wird Alfreds und Cecilias Tochter Magdeli von Henrikke Lund-Olsen gespielt. Als Teenager nach dem Krieg wird Magdeli von Téa Grønner Joner verkörpert, Kristoffer Joners Tochter.[8] Alexandra Gjerpen spielt Hanna, Karl Vidar Lende Monsen und Leon Tobias Slettbakk den 14-jährigen Aksel, den Alfred aus dem Meer rettet.[8] Die deutschen Schauspieler Florian Schmidtke und Damian Hardung spielen Werner und Hans, der Schweizer Schauspieler Max Hubacher spielt Hardegen.

Die Kostüme stammen von Stefanie Bieker, die zuvor für Filme von Cate Shortland, Martin Zandvliet und Katrin Gebbe tätig war.

Filmförderung, Szenenbild und Dreharbeiten

Krigsseileren ist mit einem Budget von 110 Millionen Norwegischen Kronen die teuerste norwegische Produktion aller Zeiten.[5][9] Der Film erhielt eine Produktionsförderung in Höhe 385.800 Euro vom Nordisk Film & TV Fond, in Höhe von 823.222 Euro vom Deutschen Filmförderfonds, 280.000 Euro von der Mitteldeutschen Medienförderung und 300.000 Euro von der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.[10][11][2]

An Bord des Hamburger Museumsschiffs MS Bleichen wurden aufwändige Stuntszenen mit Schiffsexplosionen ins Bild gesetzt

Die Dreharbeiten fanden zwischen April und Juli 2021[2] in Norwegen, hier in Bergen[5], auf Malta, an sieben Tagen in Hamburg und Lübeck sowie an sechs Tagen in Niedersachsen statt.[12] Dort entstanden Aufnahmen in Cuxhaven an Bord des Hamburger Museumsschiffs MS Bleichen und im Mai und Juni 2021 in Groß Thondorf. In diesem Ortsteil der Gemeinde Himbergen befindet sich die Kulisse für Cecilias und Alfreds Wohnung im norwegischen Bergen. Die Aufnahmen entstanden in einem leer stehenden Wohnhaus, das einem örtlichen Bio-Weinbauern gehörte und in dem noch vieles original aus den 1930er und 1940er Jahren erhalten war, wie zum Beispiel Türen, Tapeten, alte Bakalit-Lichtschalter, Steckdosen und als Herzstück ein alter Ofen in der Küche.[2][13] Für das Szenenbild zeichnete der aus Hamburg stammende Tamo Kunz verantwortlich, der für seine Arbeit an Fatih Akins Der Goldene Handschuh für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde. Artdirector Seth Turner war ebenfalls für diesen in Hamburg spielenden Film tätig.

Als Kameramann fungierte Sturla Brandth Grøvlen, der zuletzt mit dem Dänen Thomas Vinterberg für Der Rausch, mit dem Norweger Eskil Vogt für The Innocents und für den Isländer Guðmundur Arnar Guðmundsson für Beautiful Beings zusammenarbeitete.

Filmmusik und Veröffentlichung

Die Filmmusik komponierte Volker Bertelmann.[14]

Die Weltpremiere erfolgte am 21. August 2022 beim norwegischen Filmfestival in Haugesund.[1] Im September 2022 wurde er beim Toronto International Film Festival[15] und bei der Filmkunstmesse Leipzig gezeigt.[4] Der Kinostart in Norwegen erfolgte am 23. September 2022.[8] Ende September, Anfang Oktober 2022 wird er beim Filmfest Hamburg vorgestellt.[16] Am 2. Februar 2023 soll er in die deutschen Kinos kommen.[17] Beta Cinema hat den Weltvertrieb übernommen.[18]

Rezeption

Kritiken

Mode Steinkjer von der norwegischen Tageszeitung Dagsavisen schreibt in seiner Kritik, an norwegischen Filmen über und aus dem Zweiten Weltkrieg mangele es ansonsten nicht, aber dem einfachen Menschen sei dabei bislang ein verschwindend kleiner Platz eingeräumt worden. Mit Krigsseileren sei nun ein ambitioniertes Drama realisiert worden, bei dem die menschlichen Verluste im Mittelpunkt stehen, erzählt mit einem spannungsgeladenen Drive auf physischer und psychischer Ebene. Steinkjer erinnert, dass allein in der sogenannten „Außenflotte“ etwa 3.700 norwegische Kriegsmatrosen ums Leben kamen und der Feind für die Besatzung fast ein abstraktes Konzept war, verbunden mit tödlichen gesichtslosen Angriffe, was im Film gut dargestellt werde. In anderen Händen hätte der Film ein Kriegsinferno auf See werden können, doch habe Gunnar Vikene mit Hilfe guter Drehorte, dem herausragenden Einsatz von Spezialeffekten und nicht zuletzt Sturla Brandth Grøvlens durchweg fantastischer Fotografie Szenen geschaffen, die den Betrachter über die Infernos selbst hinaus zum Nachdenken bringen und in ihren Sog ziehen.[19]

Auszeichnungen

Krigsseileren wurde von Norwegen als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 in der Kategorie Bester Internationaler Film eingereicht. Im Folgenden weitere Auszeichnungen und Nominierungen.

Filmfest Hamburg 2022

  • Nominierung für den Hamburger Produzentenpreis für internationale Koproduktionen
  • Nominierung für den Art Cinema Award[20]

Norwegisches Filmfestival Haugesund 2022

  • Auszeichnung mit dem Publikumspreis

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Krigsseileren. In: filmfestivalen.no. Abgerufen am 20. August 2022. (Norwegisch)
  2. a b c d e War Sailor. In: nordmedia.de. Abgerufen am 20. August 2022.
  3. War Sailor. In: tiff.net. Abgerufen am 24. August 2022.
  4. a b Filmdetails: War Sailor. In: filmkunstmesse.de. Abgerufen am 17. September 2022.
  5. a b c Innspillingen av tidenes dyreste norske film er i gang i Bergen. In: kino.no. Abgerufen am 20. August 2022. (Norwegisch)
  6. Tom Arne Moe: 75 år siden bombene haglet over Laksevåg. In: nrk.no, 4. Oktober 2019. (Norwegisch)
  7. Annika Pham: Kristoffer Joner joins Gunnar Vikene’s epic War Sailor. In: nordiskfilmogtvfond.com, 18. Mai 2021.
  8. a b c Birger Vestmo: Krigsseileren. In: p3.no, 21. August 2022. (Norwegisch)
  9. «Krigsseileren» til Toronto. In: rushprint.no, 17. August 2022. (Norwegisch)
  10. Förderentscheidung vom 18.11.2020. In: moin-filmfoerderung.de. Abgerufen am 20. August 2022.
  11. MDM 2020. In: mdm-online.de. Abgerufen am 21. August 2022. (PDF; 747 KB)
  12. Jochen Müller: Drehschluss für „War Sailor“ in Hamburg. In: Blickpunkt:Film, 11. Juni 2021.
  13. Setbesuch in Groß Thondorf: „War Sailor“. In: nordmedia.de. Abgerufen am 20. August 2022.
  14. Volker Bertelmann (Hauschka) Scoring Gunnar Vikene’s 'War Sailor'. In: filmmusicreporter.com, 22. August 2022.
  15. War Sailor. In: tiff.net. Abgerufen am 20. August 2022.
  16. War Sailor / Krigsseileren. In: filmfesthamburg.de. Abgerufen am 13. September 2022.
  17. http://www.insidekino.com/DStarts/DStartplan.htm
  18. Michael Müller: Oscars: Norwegen reicht „War Sailor“ von Rohfilm, Letterbox und NDR ein. In: Blickpunkt:Film, 30. September 2022.
  19. Mesterlig nærblikk på et av krigens dystreste kapitler. In: Dagsavisen, 25. August 2022. (Norwegisch)
  20. War Sailor. In: filmfesthamburg.de. Abgerufen am 17. September 2022.