Krisenchat

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krisenchat ist ein psychosoziales Beratungsangebot per Chat. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre können sich rund um die Uhr, 7 Tage die Woche an krisenchat wenden und über die Website, per SMS oder WhatsApp direkt Kontakt zu professionellen Beratern aufnehmen.[1]

Die digitale Beratung erfolgt in Echtzeit, ist kostenlos, vertraulich und funktioniert ohne Registrierung.[2][3]

krisenchat bietet mit diesem niedrigschwelligen Beratungsangebot eine Krisenintervention zur Prävention an.[4] In akuten Krisen dient die Plattform als verlässliche und vertrauliche Anlaufstelle.[5]

Geschichte

Im Mai 2020 ging krisenchat mit 30 Krisenberatern online. Aktuell sind etwa 300 Berater aktiv.

Seither sind laut eigenen Angaben 1,3 Mio. Nachrichten geschrieben worden und 31.600 Beratungen erfolgt. Das Angebot von krisenchat richtet sich hierbei explizit an junge Menschen unter 25 Jahren.

Die Personengruppe die das Beratungsangebot zum Großteil nutzen, besteht aus Kindern im Alter von 12 bis 18 Jahren. Das Angebot dient der psychosozialen Kurzintervention und kann keine langfristige Beratung oder Therapie ersetzen.[6]

Beratung

Die überwiegend ehrenamtlichen Berater kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Ein psychologischer, psychotherapeutischer oder sozialpädagogischer Hintergrund sowie Beratungserfahrung werden vorausgesetzt.

Die ehrenamtlichen Berater durchlaufen anfangs ein Schulungs- und Mentoringprogramm, um auf Krisensituationen im Chat und die Beratung vorbereitet zu sein. Alle Berater arbeiten in ihren Diensten in Peer Groups.

Krisenchat bietet eine psychosoziale Ersthilfe für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Dabei sollen vor allem auch die erreicht werden, die bisher keine Hilfe in Anspruch genommen haben. Hierzu wird auf eine digitale Beratungsplattform gesetzt, sowie im eigenen Blog über psychische Krankheiten aufgeklärt.

Beratungsthemen

Für spezielle und schwierige Themen wie der Kindeswohlgefährdung oder Chatter in Situationen akuter Lebensgefahr (z. B. durch Suizidalität) steht den Beratern eine speziell qualifizierte Rufbereitschaft unterstützend zur Seite.[7]

krisenchat ist auf verschiedenen Plattformen, wie z. B. Instagram, TikTok oder YouTube aktiv und bietet einen stetig wachsenden Blog (Ratgeber) auf der eigenen Website. Alle Interviews, Artikel, Videos und andere Beiträge dienen der Information über psychische Krankheiten, klären über mögliche Krisen und deren Auslöser auf und zeigen den Weg zu krisenchat auf, wo Hilfe in Anspruch genommen werden kann.[8]

Krisenchat Ukrainian

Seit März 2022 bietet Krisenchat psychosoziale Beratungsdienst via WhatsApp und SMS für Kinder und junge Menschen bis 25 Jahren in der Ukraine oder andernorts an, durchgeführt von über 300 ehrenamtlichen Psychologinnen und Psychologen in Ukrainisch und Russischer Sprache.[9][10]

Organisation

Krisenchat ist eine Non-Profit-Organisation.[11] Der Chatdienst von krisenchat ist für die Benutzer kostenlos und wird ausschließlich durch Spenden finanziert und durch Sponsoren ermöglicht.[12]

Gründungsgeschichte

krisenchat ist ein gemeinnütziges Unternehmen (gGmbH) mit Sitz in Berlin, das von den exclamo-Gründern Kai Lanz, Jan Wilhelm und Julius de Gruyter, sowie den Unternehmern Hans Raffauf und Iris Lanz am 2. Mai 2020 gegründet wurde.[13]

Die Plattform konnte nach drei Wochen Entwicklungszeit online gestellt werden. Der Anlass für die Gründung war, dass von 2009 bis 2019 die Inanspruchnahme von Psychotherapien in der Altersgruppe 0 bis 24 um 66 % zugenommen hat.[14]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. @NatGeoDeutschland: Geniale Idee: ein digitaler Kummerkasten. 28. Juli 2020, abgerufen am 4. September 2021.
  2. 5 Dezember 2020 von Luise Rau Kategorien: Gesundheit: Krisenchat über WhatsApp: Psychologische Beratung für Jugendliche. 5. Dezember 2020, abgerufen am 4. September 2021 (deutsch).
  3. Hilfe für Jugendliche in der Corona-Krise – Die ganze Doku. Abgerufen am 4. September 2021.
  4. „Wir wollen so bekannt werden wie die 110“. 19. November 2020, abgerufen am 4. September 2021.
  5. Hilfe für Jugendliche in der Corona-Krise – Die ganze Doku. Abgerufen am 4. September 2021.
  6. Krisenchat.de: Ein zweischneidiges Schwert während der Corona-Krise? 7. Dezember 2020, abgerufen am 4. September 2021 (deutsch).
  7. Julia Anton: Jugendliche in der Krise: „Viele haben Angst, den Anschluss zu verlieren“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. September 2021]).
  8. Gesundheitsstadt Berlin: „Nimm einen Eiswürfel in die Hand“: Krisenchat von Kai Lanz erreicht Jugendliche in extremen Situationen. Abgerufen am 4. September 2021.
  9. Kai Lanz: „Wir haben 400 Psychologen rekrutiert“. Abgerufen am 19. März 2022.
  10. krisenchat | 24/7 Krisenberatung per Chat. Abgerufen am 19. März 2022.
  11. Krisenchat: Virtuelle Anlaufstelle für Jugendliche in Not. Abgerufen am 4. September 2021.
  12. Krisenchat.de: Ein zweischneidiges Schwert während der Corona-Krise? 7. Dezember 2020, abgerufen am 4. September 2021 (deutsch).
  13. Die Vergessenen. Abgerufen am 4. September 2021 (deutsch).
  14. Thomas G. Grobe, Joachim Szecsenyi: BARMER Arztreport 2021 – Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen. In: barmer.de. bifg BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, abgerufen am 4. September 2021.
  15. Hannah Schwär 28 Apr 2020: Gründer gegen das Virus: Erster Accelerator für Corona-Startups gestartet. 28. April 2020, abgerufen am 4. September 2021.
  16. Krisenchat.de gewinnt den EWSA-Preis der zivilgesellschaftlichen Solidarität für Deutschland. 15. Februar 2021, abgerufen am 4. September 2021 (englisch).
  17. Auszeichnung der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Abgerufen am 19. März 2022.