Kronenschnecken

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Kronenschnecken

Melanoides tuberculata

Systematik
Klasse: Schnecken (Gastropoda)
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Caenogastropoda
Ordnung: Sorbeoconcha
Überfamilie: Cerithioidea
Familie: Kronenschnecken
Wissenschaftlicher Name
Thiaridae
Troschel, 1857

Thiaridae (von Tiara, „Papstkrone“), zu deutsch auch Kronenschnecken genannt, sind eine Familie im Süßwasser lebender Schnecken der Ordnung Sorbeoconcha, die ihr Verbreitungsgebiet in tropischen Regionen haben. Es gibt etwa 110 bekannte rezente Arten.

Merkmale

Die kleinen bis mittelgroßen Schnecken haben ein schlankes bis kegelförmiges, meist nicht mehr als 4 cm langes, in der Regel gelbes bis rotbraunes Gehäuse, oft mit geflammter oder spiralig gebänderter Musterung. Durch die länglich spitze Form des Gehäuses ist der Apex bei diesen Schnecken oft abgenutzt. Die Ganglien des Nervensystems sind im Vergleich zu anderen Schneckengruppen stärker im Kopf konzentriert.

Fortpflanzung

Kronenschnecken sind getrenntgeschlechtlich, doch pflanzen sich viele Arten dieser Familie parthenogenetisch fort, weshalb es bei diesen Arten nur Weibchen gibt. Hierbei entstehen die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen, so dass für die Fortpflanzung kein Männchen nötig ist. Eine Partnersuche ist also nicht nötig, der Vorgang der Fortpflanzung und somit der Verbreitung verläuft schneller als bei einer sexuellen Fortpflanzung. Darüber hinaus besitzen die Weibchen der Thiaridae einen speziellen Brutbeutel, in dem sie sowohl Eier als auch die sich entwickelnden Jungtiere bis zu deren Schlupf als fertig entwickelte, kleine Schnecken zurückhalten.

Vorkommen und Verbreitung

Kronenschnecken sind in tropischen Flüssen und Seen in Mittelamerika, Südamerika, Afrika und Asien sowie auf den karibischen und pazifischen Inseln anzutreffen.

Verwendung und Bedeutung für den Menschen

Die in Süßgewässern des Indopazifikraums heimische Nadel-Kronenschnecke (Melanoides tuberculata) gehört zu den am meisten in Aquarien gehaltenen Schnecken. Sie wurde auf diesem Weg als invasive Art unter anderem in Gebiete am Golf von Mexiko eingeschleppt, wo sie als Zwischenwirt für verschiedene Saugwürmer auch als ein gesundheitliches Problem für den Menschen angesehen wird. Kronenschnecken sind auch Zwischenwirt für den bei Fischen parasitierenden Schuppenwurm Transversotrema patialense.

Systematik

Laut Systematik von Bouchet und Rocroi (2005) gehört die Familie Thiaridae zusammen mit vielen anderen Familien zur Überfamilie Cerithioidea, innerhalb der das Süßwasser wohl mehrmals vom Meer aus besiedelt wurde. Nach Bouchet und Rocroi hat die Familie Thiaridae keine Unterfamilien. Es gibt folgende Gattungen:

Literatur

  • Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239–283, Ann Arbor 2005 ISSN 0076-2997
  • Matthias Glaubrecht: Evolutionsökologie und Systematik am Beispiel von Süss- und Brackwasserschnecken (Mollusca: Caenogastropoda: Cerithioidea): Ontogenese-Strategien, paläontologische Befunde und Historische Zoogeographie. Backhuys, Leiden 1996. S. 200ff. Zur Frage der Monophylie der Thiaridae.
  • Peter Glöer: Süsswassergastropoden Nord- und Mitteleuropas: Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung. ConchBooks, Harxheim 2002. S. 74. Ordnung Neotaenioglossa HALLER 1892: Familie Thiaridae TROSCHEL 1857 (1823). ISBN 978-3925919602
  • Usa Klinhom: The Thiaridae (Prosobranchia : Gastropoda) of Thailand: Their Morphology, Anatomy, Allozymes and Systematic Relationships. Mahidol University, Bangkok 1989.
  • Brian John Smith, Ronald Calder Kershaw: Field Guide to the Non-Marine Molluscs of South Eastern Australia. Australian National University Press, Canberra 1979. S. 57. Thiaridae.

Weblinks

Commons: Kronenschnecken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien