Kulturkaleidoskop Hannover
KulturKaleidoskop Hannover war eine Veranstaltungsreihe darstellender und bildender Kunst in der Region Hannover während der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover.[1]
Geschichte und Beschreibung
Das Kulturkaleidoskop Hannover entstand in der Vorbereitungsphase zur Weltausstellung, nachdem der Wirtschaftskreis Hannover das Motto „Expo 2000 - Hannover als Gastgeber der Welt“ ausgegeben und einen Preis für Vorschläge zu dessen Umsetzung ausgelobt hatte.[2] In der Folge entstand – als Alternative zu den geplanten und auf das Expo-Gelände beschränkten internationalen Großveranstaltungen – ein Konzept zur Präsentation regionaler Kultur[1] durch ortsansässige Künstler.[3] Während der gesamten Expo wurde so allabendlich in und um Hannover ein Kontrastprogramm mit Theater, Tanz und Kabarett sowie Musik[4] von der Klassik über Jazz und Blues[5] bis hin zu moderner Musik aufgeführt.[6]
Die Aufführungen für das „Kaleidoskop“ waren bewusst auf authentische Lebens- und Kulturräume ausgerichtet.[1] Teil des Programms an ungewöhnlichen Orten war der unmittelbare Austausch mit den Künstlern.[7] Dazu zählten der Zauberkünstler DESiMO, Schauspieler wie Dieter Hufschmidt, Bengt Kiene oder Alexander May, Musiker wie Andreas Burckhardt, Theatergruppen wie Commedia Futura, Philosophen wie Gerhard Stamer oder spartenübergreifend Künstlerinnen wie die der GEDOK Hannover.[6]
Schon im Vorfeld berichtete die Moderatorin Hanna Legatis in der wöchentlich über den Norddeutschen Rundfunk ausgestrahlten Fernsehsendung Expo-Magazin beispielsweise über die A-cappella-Show des Ensembles Ferrari Küsschen in der Waschkaue des Besucherbergwerks Klosterstollen Barsinghausen.[8] Andere Sendungen berichteten über Aufführungen klassischer Musik im Gewächshaus des Gemüsebauers Friedhelm Nötel in Jeinsen[9] oder die Konzertreihen auf dem Rittergut Stemmen.[10] In der bestuhlten Scheune gastierte das Kammerorchester Hannover unter der Leitung von Adam Kostecki mit Werken von Luigi Boccherini und den vier Jahreszeiten von Vivaldi.[11] Ergänzt wurde die Aufführung auf dem Gut der Familie Jan Friedrich von Rössing durch den Auftritt des Barockensembles Herrenhausen als „Hofgesellschaft von König Georg V.“ in historisierenden Kostümen aus der Zeit des Königreichs Hannover.[12] Nach der Kammermusik im Hof Schnehage in Hemmingen gab es kulinarische Spezialitäten aus Niedersachsen.[4]
Für das Konzept des Kulturkaleidoskops wurde der Amerikaner George Speckert im November 1995 durch die Expo-Generalkommissarin Birgit Breuel mit dem Hannover Preis des hannoverschen Wirtschaftskreises ausgezeichnet.[2]
Aufführungsorte
In der von der Landeshauptstadt Hannover von Juni bis Oktober 2000 herausgegebenen Reihe kulturkaleidoskop. made in Hannover finden sich einige hundert Veranstaltungen, verteilt auf folgende Aufführungsorte:
- Landgasthaus Zur Goldenen Linde, Großgoltern, Barsinghausen
- Alter Krug, Seelze
- Amtsgericht Wennigsen (Deister)
- Apostelkirche in Hannover
- Atelier Im Hof, Wunstorf
- Atelier Block 16, Hannover-Nordstadt
- Atelier Michael Nonn, Hannover-Badenstedt
- Atelier Nordfelder Reihe 13, Hannover-Mitte
- Klosterstollen Barsinghausen
- Bismarck-Bahnhof
- Cafeteria des Studentenwerkes, Hannover-Vahrenwald
- Die Badewanne im Freizeitheim Linden
- Kornbrennerei in Wennigsen-Bredenbeck
- Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Hannover-Roderbruch
- ehemalige Pädagogische Hochschule Hannover
- Eisfabrik, Hannover-Südstadt
- EXPO-Cafe, Hannover
- Freie Martinsschule, Laatzen
- Rittergut und Geburtshaus von Gerhard von Scharnhorst, Neustadt am Rübenberge, Bordenau
- GEDOK, Hannover-Zentrum
- Gewächshaus Nötel, Jeinsen
- Kastens Hotel Luisenhof, Georgssaal, Hannover-Zentrum
- Isernhagenhof, Isernhagen, Farster Bauerschaft
- Kirche Helstorf, Neustadt-Helstorf
- Klosterkirche vom Klosterkirche, Neustadt, Mariensee
- KulturBunker, Hannover-Hainholz
- Kunsthalle Faust, Hannover-Linden
- Kurt-Schwitters-Gymnasium Misburg, Hannover-Misburg
- Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
- Landgasthaus Zur Goldenen Linde, Barsinghausen-Großgoltern
- Landgericht Hannover
- Leibnizhaus (Hannover), Hannover-Altstadt
- Liberale Jüdische Gemeinde Hannover, Hannover-Südstadt
- Lister Turm, Hannover-List
- Marlene, Hannover-Zentrum
- Martin-Luther-Kirche (Ahlem)
- Petrikirche, Hannover-Kleefeld
- Probebühne des Opernhauses Hannover
- Rittergut Stemmen, Barsinghausen
- Schlütersche, Hannover-Bult
- Schnehage Hof, Hemmingen
- St.-Nikolai-Kirche, Hannover-Limmer
- Theater an der Glocksee, Hannover
- Weinkeller zum Löwen, Neustadt
- Werkstatt Zur Gelben Tasche, Hannover-Linden
- Workshop e.V., Hannover-List
- Zunfthaus, Hannover-Bothfeld
Literatur
- Magdalena Kaiser, Konstanze Kalmus (Red.) Zwischen Barockgarten und Alternativkultur, in: „Vorwärts nach weit“. Das Hannoverprogramm 2001, Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, der Oberstadtdirektor, Hannover 1996, S. 22f.
- Kurt Maerzhaeuser: Stefan Lang – Malerei „Landschaft II“, Ausstellungskatalog hrsg. anläßlich der EXPO2000-Veranstaltungsreihe „Kulturkaleidoskop“ in der Kornbrennerei Bredenbeck, Hannover: Expo 2000, 2000
- Heralde Schmitt-Ulms: Kaleidoskop. Eine Präsentation aller GEDOK-Sparten zum Thema „Mensch - Natur - Technik“ und zum Projekt „Prisma“ im EXPO-Jahr 2000 im Rahmen der Veranstaltungsreihe KulturKaleidoskop des Kulturamtes der Stadt Hannover,, Begleitschrift der Ausstellungen in der GEDOK-Galerie vom 16. August bis 24. September 2000 im Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen- und Künstlerfreunde e.V., Gruppe Hannover, Hannover: GEDOK, Gruppe Hannover, 2000
- George A. Speckert: KulturKaleidoskop – made in Hannover : Alternativkultur im Rückenwind der EXPO2000, 1. Auflage, Hamburg: tredition, 2017, ISBN 978-3-7439-5486-1 und ISBN 3-7439-5486-9; Inhaltsverzeichnis
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c George A. Speckert: Kulturkaleidoskop – die Idee, in ders: KulturKaleidoskop - made in Hannover : Alternativkultur im Rückenwind der EXPO2000, 1. Auflage, Hamburg: tredition, 2017, ISBN 978-3-7439-5486-1 und ISBN 3-7439-5486-9, S. 8ff.
- ↑ a b Deutsche Presse-Agentur (dpa)/AS: Hannover-Preis für gute Ideen zur Weltausstellung / Generalkommissarin lobte „hochinteressante Ergebnisse“, in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 15. November 1995
- ↑ Cord Radke: „Olympiade der Unterhaltung“? - Das Kulturkonzept der Weltausstellung neuen Typs EXPO 2000 Hannover, 1. Auflage, digitale Originalausgabe, zugleich Diplomarbeit 2000 an der Universität Hildesheim (Stiftung), Hamburg: Diplom.de, 2000, ISBN 978-3-8324-2794-8 (auch als Druck-Ausgabe: ISBN 978-3-8386-2794-6), S. 66; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ a b pd: Wahl zwischen Jugendcamp und Wasserschloss / Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. In: Expo 2000, Beilage der Süddeutschen Zeitung Nummer 101, S. V3/7 vom 3. Mai 2000
- ↑ kulturkaleidoskop. made in Hannover, Ausgabe Juni 2000, Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Hannover 2000, passim
- ↑ a b George A. Speckert: KulturKaleidoskop - made in Hannover. Alternativkultur im Rückenwind der EXPO2000, 1. Auflage, Hamburg: tredition, 2017, ISBN 978-3-7439-5486-1 und ISBN 3-7439-5486-9, passim
- ↑ Heinz Thiel: Off Broadway. Originale Schauplätze in der Region Hannover (in deutscher und englischer Sprache), in Anne Winkel-Kirch (Red.): Hannover Journal Spezial, eine Sonderausgabe über die erste Weltausstellung in Deutschland, hrsg. von Wolf Grütter, Hannover: Verlagsgesellschaft Grütter, 2000, ISSN 1437-6199, S. 210–211
- ↑ tk, Kolster: Nach dem Interview geht es in den Stollen. In: Calenberger Zeitung vom 16. Juni 1999
- ↑ utz: Kunst im Jeinser Gewächshaus soll Expo-Besucher in den Landkreis locken / Klassische Klänge vorm Kornfeld. In: Calenberger Zeitung, Ausgabe 155 vom 7. Juli 1999
- ↑ tk: Stemmen / Rittergut entpuppt sich als Kulturkulisse für die Expo / Ein wenig schräg muss es schon sein. In: Calenberger Zeitung vom 9. September 1999
- ↑ ez: Barock und Bel Canto in der Scheune. Kammerorchester mit hochkarätigem Konzert auf dem Rittergut. In: Deister-Leine-Zeitung vom 18. September 2000
- ↑ Die Hofgesellschaft bewahrt Contenance / Kammerorchester und Barockensemble sorgen für gelungenen Abend auf dem Rittergut Stemmen, in: Calenberger Zeitung vom 19. September 2000