Kur- und Neumärkisches Ritterschaftliches Kreditinstitut

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Das Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Kreditinstitut, auch Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Kreditassoziation, war eine Pfandbriefbank, die seit 1777 in Brandenburg bestand. Sie hatte ihren Sitz in Berlin.

Geschichte

Gründung

Nach dem Vorbild der seit 1770 bestehenden Schlesischen Landschaft wurde am 14. Juni 1777 von den vereinigten Landesdeputierten der Kur- und Neumark Brandenburg das Ritterschaftliche Kreditwesen gestiftet. Es wurde jedoch nicht Landschaft genannt, da es sich nicht um einen Zwangsverband handelte. Dem Institut gehörten nur Rittergüter an, die tatsächlich einen Pfandbriefkredit erhalten hatten. Sobald ein Kredit getilgt war, schieden die Güter aus der Vereinigung und aus der mit der Mitgliedschaft verbundenen Haftung wieder aus.[1] Mit der vorgesehenen freiwilligen und individuellen Mitgliedschaft einzelner Rittergutsbesitzer statt der Mitgliedschaft aller Kreiskorporationen, war die Absicht gescheitert, einen Bürgerschaftsverband der märkischen Ritterschaft zu gründen.[2] Friedrich II. bestätigte das Chur- und Neumärkische Ritterschaftliche Credit-Reglement. Die ritterschaftliche Kreditassoziation versammelte sich unter dem Namen Kur- und Neumärkische Haupt-Ritterschafts Direktion in Berlin. Unter der Hauptdirektion in Berlin standen in den Hauptstädten jeder Provinz die Provinzialritterschaftsdirektionen. Die Hauptdirektion hatte einen Minister als Königlichen Kommissar zum Präsidenten der Versammlungen.[3] Zum ersten Kommissar des Haupt-Ritterschafts-Direktionskollegiums wurde von Friedrich II. der Staatsminister von Görne ernannt.

Zum Ritterschaftlichen Kreditwesen wurden gerechnet:

  1. die Kur- und Neumärkische Ritterschafts-Assoziation und deren Haupt- und Provinzial-Direktion;
  2. die Kur- und Neumärkische Haupt-Ritterschafts Direktion in Berlin;
  3. die Altmärkische-Ritterschafts-Direktion, die sich in Stendal versammelte;
  4. die Priegnitzsche Ritterschafts-Direktion, die sich in Perleberg versammelte;
  5. die Mittelmärkische Ritterschafts-Direktion, die sich in Berlin im Kollegienhaus versammelte;
  6. die Mittelmärkische Ritterschafts-Registratur in Berlin;
  7. die Uckermärkische Ritterschafts-Direktion, die sich in Prenzlau versammelte;
  8. die Neumärkische Ritterschafts-Direktion, die sich in Küstrin versammelte.

Das von diesen verschiedenen Kreditinstituten betriebene Kur- und Neumärkische Kreditwesen bestand darin, dass auf jedes Rittergut der halbe Wert desselben, oder etwas mehr, von dem Besitzer Schulden gemacht werden konnten und ein ganzer Verein der Ritterschaft haftete. Es wurden für die Schuld Pfandbriefe ausgegeben, für die 4 % Zinsen gezahlt wurden. Die Pfandbriefe konnten ungehindert gehandelt werden.[4]

Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehns-Kasse – Siegelmarke

Beziehungen zu anderen Institutionen

Um auch den Eigentümern bäuerlicher Grundstücke Möglichkeiten zur Kreditaufnahme zu verschaffen, wurde neben dem Kur- und Neumärkischen Ritterschaftlichen Kreditinstitut 1869 das Neue Brandenburgische Kreditinstitut gegründet, das unter Verwaltung der Kur- und Neumärkische Haupt-Ritterschafts Direktion stand.[5] 1873 wurde vom Kur- und Neumärkischen Ritterschaftlichen Kreditinstitut die Tochtergesellschaft Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehnskasse gegründet.[6] Im selben Jahr vereinigte sich das Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Kreditinstitut, zusammen mit sieben weiteren Landschaften (der Westpreußischen, der Neuen Westpreußischen, der Neuen Brandenburgischen, der Pommerschen, dem Pommerschen Land- und Kreditverband, der für die Ober- und Niederlausitz und der für die Provinz Sachsen) zu einer Zentrallandschaft.[7]

Dieses Spitzeninstitut, die Central-Landschaft für die Preußischen Staaten (Berlin), diente gemeinsamen einheitlichen Pfandbriefemissionen und gab ebenfalls Pfandbriefe aus.[8] Die von den einzelnen Landschaften gegründeten Landschaftlichen Banken gründeten 1925 die Central-Landschafts-Bank für die Preußischen Staaten als Spitzeninstitut.[9] 1934 erfolgte eine Fusion des Kur- und Neumärkischen Ritterschaftlichen Kreditinstituts mit dem Neuen Brandenburgischen Kredit-Institut zur Märkischen Landschaft. Gleichzeitig betrieb die Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehnskasse nur noch das Kommunalkreditgeschäft, die übrigen Aktiva und Passiva gingen auf die Landschaftliche Bank für Brandenburg (Central-Landschafts-Bank) über.

… nach 1945

Ab 1945 bestanden nur noch die Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehnskasse und die Märkische Landschaft als ruhende Institute (Altbanken). Beide wurden dann 1973, zusammen mit anderen Instituten, zur Berliner Pfandbrief-Bank zusammengefasst, aus der 1993 die Berlin Hyp wurde.

Ehemalige Kur- und Neumärkische Ritterschafts-Direktion, Mohrenstraße/Ecke Wilhelmstraße

Standorte

Nachdem die Kur- und Neumärkische Haupt-Ritterschafts Direktion verschiedene Standorte hatte, unter anderem in der Leipziger Straße Nr. 104[10] und von 1824 bis 1840 in der Neuen Friedrichstraße Nr. 22,[11] bezog sie 1840 zusammen mit der Mittelmärkischen Ritterschafts Direktion ein bereits um 1732 errichtetes Haus am Wilhelmplatz Nr. 6.[12] 1890–1892 wurde auf diesem Grundstück ein Neubau im Stil eines Florentiner Renaissance-Palastes errichtet, der vom Königlichen Landbauinspektor Hermann Ditmar für das Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Kreditinstitut entworfen worden war.[13] Ab 1873 war das Gebäude auch Sitz der Kur- und Neumärkischen Ritterschaftlichen Darlehnskasse, später auch der Central-Landschafts-Direktion, der Central-Landschafts-Bank, des Neuen Brandenburgischen Kreditinstituts, der Landschaftlichen Bank für Brandenburg (Central-Landschafts-Bank) und der Märkischen Landschaft. Das im 2. Weltkrieg zu 50 % zerstörte Gebäude wurde 1950 in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Das Haus, nun Mohrenstraße Nr. 66, diente der Regierung der DDR von 1951 bis 1989 als Gästehaus. Von 1999 bis 2001 wurde es vom Bundesministerium für Gesundheit und der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern zwischengenutzt. Von 2006 bis 2007 wurde das denkmalgeschützte Gebäude durch die Architekten Josef Paul Kleihues und Norbert Hensel im Zuge der Süderweiterung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales umgebaut.

Einzelnachweise