Kvenische Sprache

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Kvenisches Sprachinstitut in der Gemeinde Porsanger

Die kvenische Sprache (kvenisch: kvääni[1], norwegisch: kvensk språk) ist eine ostseefinnische Sprache, die von den Kvenen gesprochen wird, den Nachkommen finnischer Einwanderer in Nord-Norwegen. Seit April 2005 ist Kvenisch nach intensiven Diskussionen in Norwegen als eigene Sprache anerkannt.[2][3] Der „Tag des kvenischen Volkes“ (kvenisch: kväänikansan päivä, norwegisch: kvenfolkets dag) wird in Norwegen und Schweden am 16. März gefeiert.[4]

Mehr als 10.000 Personen in Troms og Finnmark sprechen nach eigenen Angaben Kvenisch und/oder Finnisch. Allerdings ist die Zahl derer, die Kvenisch lesen oder schreiben können, bedeutend niedriger.[2]

Kvenisch ist nah verwandt mit Meänkieli in Schweden und mit nordfinnischen Dialekten. Zum Finnischen gibt es jedoch große Unterschiede im Wortschatz und teilweise auch in der Grammatik, da sich die kvenischen Dialekte über einen längeren Zeitraum unabhängig von der Sprachentwicklung in Finnland entwickelten. So werden nicht alle der 15 Fälle des Finnischen auch in der kvenischen Sprache angewandt. Zugleich gibt es im Kvenischen im Gegensatz zum Finnischen mehr alte Lehnwörter aus dem Schwedischen und neue aus dem Norwegischen, vor allem solche, die nicht im kvenischen Wortschatz vorhanden waren, als sich die Kvenen an der Küste niederließen.[2][3]

2007 wurde mit dem „Kvenischen Institut“ in Porsanger in Troms og Finnmark ein kvenischer Sprachrat gegründet. Als beratendes Organ entwickelt er in einem ersten Schritt Richtlinien für eine neue Schriftsprache und sammelt Nachweise der verschiedenen kvenischen Dialekte.[2] 2017 erschien ein von Eira Söderholm verfasstes und von dem norwegischen Verlag Cappelen Damm herausgegebenes, fast 500-seitiges Standardwerk für die kvenische Sprache[5], welches unter anderem über die Webseite des Kvenischen Instituts vertrieben wird.

Als eine der ersten offiziellen Websites Norwegens bietet der Internetwetterdienst yr.no seit dem 9. Februar 2010 Informationen in kvenischer Sprache an.[6]

Norwegische Lehnwörter[3]
Finnisch Kvenisch Norwegisch Deutsch
hakemus sööknaadi søknad Bewerbung, Antrag
hallitus rejeerinki regjering Regierung
ministeriö departementti departement Ministerium
säätiedotus väärmellinki værmelding Wetterbericht

Phonologie

  • Jeder der 26 Grundbuchstaben wird wie das identische IPA-Symbol gesprochen.
  • Ä wird ​/⁠æ⁠/​ gesprochen.
  • Ö wird ​/⁠ø⁠/​ gesprochen.
  • Š wird ​/⁠ʃ⁠/​ gesprochen.
  • Ž wird ​/⁠ʒ⁠/​ gesprochen.
  • Wenn man zweimal das gleiche Zeichen schreibt, wird der Laut gedehnt.

Alphabetische Sortierung

  • Å, Ä und Ö erst hinterm Z einsortiert.
  • Ü wird identisch zum Y einsortiert.
  • Õ wird identisch zum Ö einsortiert.
  • Š wird identisch zur Zeichenfolge SH einsortiert, welche im Englischen und Albanischen den entsprechenden Laut vertritt.
  • Ž wird identisch zur Zeichenfolge ZH einsortiert, welche im Albanischen den entsprechenden Laut vertritt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Protokoll des Kvenischen Instituts von 2009 (Memento vom 22. März 2016 im Internet Archive)
  2. a b c d Pia Lane: Språk - Kvensk språk, hva er nå det?, basierend auf den Text: Min bestefars Bibel in (Nesten) alt du trenger å vite om norsk. 52 om språk, Kunnskapsforlaget 2005, abgerufen am 16. September 2010 (norwegisch)
  3. a b c Kainun Institutti:Språk, abgerufen am 16. September 2010 (norwegisch)
  4. Dato for Kvensk markeringsdag bestemt. In: Norske Kveners Forbund. 13. Februar 2014, abgerufen am 27. August 2019 (norwegisch (Bokmål)).
  5. Cappelen Damm | Postadresse: Postboks 1900 Sentrum, 0055 Oslo | Besøksadresse: Akersgata 47/49, 0180 Oslo | Sentralbord: 21616500 © Cappelen Damm AS | Org nr NO 948061937 MVA | Rettigheter og lover | Informasjonskapsler: Kvensk grammatikk. 2017, abgerufen am 3. Juli 2019 (norwegisch).
  6. Andreas Grimsæth und Erik Bolstad: yr.no – nå også på kvensk. yr.no, 10. Februar 2010, archiviert vom Original am 2. November 2014; abgerufen am 9. April 2014 (norwegisch).