Kyffhäuserdenkmal
Das Kyffhäuserdenkmal (auch Barbarossadenkmal) ist ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal im Kyffhäusergebirge im Gelände der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen in der Gemarkung von Steinthaleben (Gemeinde Kyffhäuserland) im thüringischen Kyffhäuserkreis. Das 81 m hohe Denkmal wurde 1892 bis 1896 zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet und ist nach dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica das drittgrößte Denkmal Deutschlands.
Nahe dem Kyffhäuserdenkmal befindet sich ein Denkmal für den deutschen Generalfeldmarschall und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Ferner befindet sich am Denkmal seit 1892 der Burghof Kyffhäuser als Gaststätte.
Geographische Lage
Das Kyffhäuserdenkmal steht innerhalb des Kyffhäusergebirges im Naturpark Kyffhäuser etwa 300 m südlich der Parknordgrenze. Es befindet sich auf ca. 420 m ü. NN[1] etwas östlich und unterhalb vom Gipfel des Kyffhäuserburgberges (ca. 439,7 m ü. NN[2][1]), einem rund 800 m langen Ostausläufer des Gebirges, zwischen der Ober- und Mittelburg der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen.
Etwa 3 km südwestlich liegt der Steinthalebener Ortsteil Rathsfeld und zirka 6,5 km (jeweils Luftlinie) südlich die Kernstadt von Bad Frankenhausen, die beide zum thüringischen Kyffhäuserkreis gehören. Etwas nördlich befindet sich Sittendorf und nordöstlich Tilleda, die beide zur Stadt Kelbra (Landkreis Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt) zählen und in der rund 260 m tiefer gelegenen Goldenen Aue (ca. 160 m ü. NN[1]) liegen.
Historischer Hintergrund
Nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. 1888 wurden vielerorts repräsentative Denkmäler zu Ehren des Verstorbenen errichtet. Das Kyffhäuserdenkmal ist eines der größten und bekanntesten dieser Kaiser-Wilhelm-Denkmäler. Zusammen mit dem Niederwalddenkmal bei Rüdesheim am Rhein, dem Hermannsdenkmal bei Detmold am südlichen Teutoburger Wald, dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica bei Minden am Ostende des Wiehengebirges, dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und der Walhalla bei Donaustauf ordnet es sich in die Gruppe der monumentalen Gedenkbauwerke Deutschlands ein.
Für den Historiker Herfried Münkler zeugen die gewaltigen Ausmaße wie so oft im Wilhelminismus nicht unbedingt von Selbstgewissheit und Zukunftssicherheit. Die imposanten Gedenkbauwerke seien eher symbolische Bollwerke gegen äußere und innere Feinde. In diesem Fall ginge es vor allem um die inneren Feinde, die deutsche Sozialdemokratie, gegen die sich die Kriegervereine als Hüter und Wahrer der Reichseinheit stellen wollten. Dem Reich, das einst an innerem Zwist zugrunde gegangen war, sollte ein solches Schicksal kein zweites Mal widerfahren. Das mächtige Kyffhäuserdenkmal sollte diese Entschlossenheit zum Ausdruck bringen.[3]
Planung und Bau
Das Kyffhäuserdenkmal wurde nach den Plänen des Architekten Bruno Schmitz errichtet und am 18. Juni 1896 eingeweiht. Angeregt wurde der Denkmalbau vom Deutschen Kriegerbund, der auch ab 1900 als Kyffhäuserbund die Denkmalverwaltung übernahm.
Als Baumaterial wurde der lokal anstehende oberkarbonische rote Kyffhäuser-Sandstein verwendet. Für den Bau wurde unterhalb der Baustelle ein Steinbruch angelegt.
Von 1994 bis 2014 wurde das Denkmal mit einem Aufwand von 14 Millionen Euro saniert. Es verlor unter anderem wegen der Bauarbeiten an Besuchern. Waren es 1996 noch 487.000 Besucher, kamen 2012 nur noch 131.000. Der Betreiber, der Tourismusverband Kyffhäuser, musste Ende 2013 darüber Insolvenz beantragen (ein Nachfolger Tourismusverband Südharz Kyffhäuser wurde Anfang 2015 gegründet). Neuer Betreiber ist seit 2014 die Kur & Tourismus GmbH Bad Frankenhausen.[4]
Beschreibung
Die Architektur lehnt sich stilistisch an den Burgenbau der Stauferzeit an. Das Bildprogramm soll das neue, von Preußen dominierte Kaiserreich als legitimen Nachfolger des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiches darstellen.
Im Sockelbereich des etwa 81 m hohen Denkmals befindet sich eine 6,5 m hohe, vor Ort von dem Bildhauer Nikolaus Geiger aus Sandstein gemeißelte Figur Friedrichs I. (Barbarossa), der soeben zu erwachen scheint. Darüber befindet sich ein 11 m hohes Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. des Bildhauers Emil Hundrieser, eine Kupfertreibarbeit in neubarocken Formen. Es ist das einzig original und in situ erhaltene Reiterstandbild Wilhelms I. auf dem Gebiet der früheren Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Komposition vermittelt den programmatischen Gedanken des Denkmals, der die mittelalterliche Kyffhäusersage aufgriff und in die Gegenwart fortschrieb: Kaiser Wilhelm, zuweilen auch als Barbablanca tituliert, vollendete die Reichseinigung, auf die das deutsche Volk so lange gewartet hatte.
Das Denkmal besitzt einen rund 57 m hohen, mit einer Kaiserkrone bekrönten Turm, von dessen Kuppel man nach Ersteigen der 247 Stufen einen guten Rundumblick hat. Der Blick fällt nicht nur in das Kyffhäusergebirge, sondern unter anderem auch zum Harz (z. B. mit dem Brocken) im Nordwesten, Norden und Nordosten, in die Goldene Aue etwa im Norden und zum Thüringer Wald (u. a. mit dem Großen Inselsberg) im Süden.
Im zugehörigen Denkmalgebäude befindet sich heute das Burgmuseum, das sich vor allem mit der Reichsburg und der Barbarossasage beschäftigt.
Hindenburgdenkmal
Am 6. Mai 1939 wurde unterhalb des Kyffhäuserdenkmals ein Hindenburgdenkmal von Hermann Hosaeus eingeweiht. Die zehn Tonnen schwere und fünf Meter große Figur ist aus bayerischem Porphyr gearbeitet. Die Statue wurde 1945, vermutlich von sowjetischen Soldaten, umgestürzt und an Ort und Stelle eingegraben. Am 7. Juni 2004 fand der Besitzer Paul Breul die eingegrabene Statue auf seinem Gelände.[5] Da bei den Behörden Unklarheit über die rechtlichen Verhältnisse und den künftigen Umgang mit dem Denkmal herrscht, und die Füße der Statue unter das Fundament des nächstgelegenen Hauses ragen, liegt es weiterhin halb ausgegraben und umzäunt in der Erde.[6][7]
Straße der Monumente
Seit 2008 gehört das Kyffhäuserdenkmal zur Straße der Monumente, ein auf Initiative des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig gegründetes Netzwerk deutscher Denkmäler und Erinnerungsorte. Ziel des Netzwerks ist es, „die Erinnerungsorte als einstige Brennpunkte der Vergangenheit enger zu vernetzen und über gemeinsame Marketingmaßnahmen als Gesamtheit stärker erfahrbar zu machen“.
Bilder
Friedrich I. (Barbarossa)
- Stamps of Germany (DDR) 1990, MiNr 3347.jpg
60 Pfennig-Dauermarke der DDR-Post 1990 mit dem Kyffhäuserdenkmal
Literatur
- Gunther Mai: Das Kyffhäuser-Denkmal 1896–1996. Ein nationales Monument im europäischen Kontext. Böhlau Verlag, Köln u. a. 1997, ISBN 3-412-02397-3.
- Steffen Raßloff: Barbarossa. Kaiser und Sagengestalt. Rhino, Ilmenau 2021, ISBN 978-3-95560-088-4.
- Archplus Ausgabe 235 "Rechte Räume", Um das Kyffhäuserdenkmal hat sich ein spezieller Tourismus entwickelt, der ein tendenziell rechtes und rechtsradikales Milieu anzieht. [1]
Weblinks
- Offizielle Website des Kyffhäuserdenkmals
- Kyffhäuserdenkmal. In: kyffnet.de
- Kyffhäuserdenkmal. In: Deutsche-Schutzgebiete.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c Sachsen-Anhalt-Viewer
- ↑ Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. Rowohlt Taschenbuchverlag, 2010, ISBN 978-3-499-62394-3.
- ↑ Kur & Tourismus GmbH Bad Frankenhausen wird neuer Betreiber In: Mitteldeutsche Zeitung vom 15. April 2014
- ↑ Hindenburgs Füße stecken fest. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: art – Das Kunstmagazin, Heft 03/2005.
- ↑ Hindenburg-Standbild am Kyffhäuser. In: www.dw.com. 7. Januar 2005, abgerufen am 17. August 2021.
- ↑ Jörg-Christian Schillmöller, Dirk Gebhardt: Zwölf Mal Deutschland - Barbarossaland (Archiv). In: www.deutschlandfunk.com. 6. Juni 2015, abgerufen am 17. August 2021.
Koordinaten: 51° 24′ 47″ N, 11° 6′ 35″ O