Lager Gabela

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Koordinaten: 43° 6′ 42″ N, 17° 42′ 19″ O

Karte: Bosnien und Herzegowina
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Lager Gabela

Das Lager Gabela [1] war ein während des Bosnienkrieges betriebenes Internierungslager in Čapljina. Es diente dem Kroatischen Verteidigungsrat (HVO) dazu, vor allem Bosniaken und Serben zu internieren.[2]

Geschichte

Das Lager bestand aus den Hafteinrichtungen und einem Munitionslager. Externe Beobachter durften Gabela erst im August 1993 besuchen. Zu diesem Zeitpunkt registrierte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz 1.100 Insassen.[3] Die Hafteinrichtungen bestehend aus vier ehemalige Munitionsdepots der jugoslawischen Volksarmee, sie waren mit 0, 1, 2 und 3 gekennzeichneten, zudem gab es drei Isolationshaftzellen. Die Größe der Baracke betrug 200 Quadratmeter und es wurden jeweils bis zu 500 Personen festgehalten. Die Häftlinge waren von Hunger und Durst erschöpft und wurden gefoltert. Pro 500 Personen und Tag wurden zehn Liter Wasser bereitgestellt, viele tranken Urin, um ihren Durst zu stillen. Die Häftlinge mussten ihren Stuhlgang in den Hangars ausüben. Sie waren gezwungen, kroatische nationalistische Lieder zu singen und Vorträge darüber zu hören, wie korrekt die kroatische Politik war.[2] Direkt nach der Internierung im Lager wurden die Häftlinge einer besonders harten Formen der Folter ausgesetzt. Sie wurden angewiesen, sich auf den Bauch zu legen, und dann wurden sie brutal auf Rücken und Kopf geschlagen. Einigen wurden die Finger durch eine Art Daumenschraube gebrochen. Bosnische Häftlinge lebten in ständiger Angst vor körperlicher und psychischer Misshandlung, sie wurden oft auf verschiedene Weise gedemütigt, außerdem war das Essen knapp und es fehlten Einrichtungen für die persönliche Hygiene. Berichten zufolge litten viele Insassen an Unterernährung. Die tägliche Mahlzeit bestand aus einer kleinen Portion Reis, Bohnen, Makkaronisuppe und Brot.[4] Die Gefangenen erhielten 650 Gramm Brot, das von 16 Gefangenen geteilt wurde.[5] In einigen Fällen verwehrten die Wachen den Häftlingen Nahrung und Wasser, als Vergeltung für militärische Rückschläge der HVO

Der Wächter Boko Previ tötete den bosnischen Insassen Mustafa Obradovi vor dem Hangar Nr. 1, in Anwesenheit einer großen Anzahl von Häftlingen, nachdem er ein Stück Brot entdeckt hatte, das ins Gefängnis geschmuggelt wurde.

Der schwedische Söldner, verurteilte Kriegsverbrecher und später Bankräuber und Polizeimörder Jackie Arklöv, war freiwillig in dem Lager als Wächter stationiert, in dem er auch Gefangene folterte.

Berichten zufolge waren Frauen in einem überhitzten Metallschuppen eingesperrt, der ein ehemaliges Munitionslager in einer verlassenen JNA-Kaserne außerhalb von Capljina war. Das Lager wurde angeblich von einem Major der kroatischen Verteidigungsvereinigung der Partei der Rechte (HOS) geleitet. In einem anderen Bericht wurde festgestellt, dass ein ehemaliges Munitionslager der JNA in Gabela südlich von Capljina eines der wichtigsten Haftzentren in Capljina war.

Folgen

Nachdem eine Anklage gegen den ehemaligen Kommandanten des Lagers Gabela, Boško Previšić, erhoben worden war, wurde er ein Flüchtling der Justiz.[6][7]

Sein Stellvertreter Nikola Andrun wurde 1993 vom Staatsgericht in Sarajevo wegen Verbrechen gegen Zivilisten in Gabela zu 13 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.[8]

Der ehemalige Söldner und Neonazi sowie verurteilter Mörder Jackie Arklöv, der als Wache im Lager stationiert wurde vor einem schwedischen Gericht der Prozess gemacht. Die Richter entschieden am 18. Dezember 2006 und das Gericht entschied, dass Arklöv der unrechtmäßigen Inhaftierung, Folter und Körperverletzung von 11 bosnisch-muslimischen Kriegsgefangenen und Zivilisten, der ethnischen Säuberung, Plünderung und willkürlichen Inhaftierung von Menschen schuldig war. Er wurde zu einer lebenslange Haftstrafe verurteilt und angewiesen, 11 Opfern zwischen 70.000 und 425.000 Kronen (7.700 bis 47.000 Euro) Schmerzensgeld zu zahlen.[9]

Einzelnachweise

  1. Judgement - Volume 5 of 6. In: Prlić et al. (IT-04-74). ICTY. S. 5 . 29. Mai 2013. Archiviert vom Original am 24. September 2015.
  2. a b CrimesSt. Archiviert vom Original am 9. Januar 2009. Abgerufen am 7. Juni 2009.
  3. Final report of the United Nations Commission of Experts established pursuant to security council resolution 780 (1992). In: University of West England, Bristol, School of Humanities, Languages and Social Sciences/United Nations. 27. Mai 1994. Archiviert vom Original am 11. Dezember 2007.
  4. Helsinki Watch, Abuses Continue in the Former Yugoslavia: Serbia, Montenegro and Bosnia-Hercegovina, Volume 5, Issue 11, Juli 1993, IHRLI Doc. No. 35944; Tadeusz Mazowiecki, Special Rapporteur of the Commission on Human Rights, Fourth Periodic Report on the Situation of Human Rights in the Territory of the Former Yugoslavia (6 September 1993), IHRLI Doc. No. 35734.
  5. Tadeusz Mazowiecki, Special Rapporteur of the Commission on Human Rights, Fourth Periodic Report on the Situation of Human Rights in the Territory of the Former Yugoslavia (6 September 1993), IHRLI Doc. No. 35735.
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.javno.com
  7. Archived copy. Archiviert vom Original am 5. Oktober 2008. Abgerufen am 23. Februar 2009.
  8. @1@2Vorlage:Toter Link/www.sense-agency.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  9. Sveriges Radio: Slutpläderingar i Arklöv-målet - Nyheter (Ekot). In: sverigesradio.se . Archiviert vom Original am 31. August 2017. Abgerufen am 23. April 2018.