Lagom
Lagom ist ein Wort aus dem Schwedischen, für das es keine direkte Übersetzung ins Deutsche gibt. Auch das Norwegische (sowie die beiden Schriftsprachen Bokmål und Nynorsk) kennt das Wort.
In der schweizerdeutschen Sprache existiert das Wort „gäbig“, was in der deutschen Standardsprache etwa so viel wie „bequem“, „passend“, „handlich“, bei Objekten oder auf Menschen und Zustände bezogen „umgänglich“, „angenehm“, „sympathisch“ bedeutet. Entgegen häufiger Behauptungen entspricht „gäbig“ jedoch nicht auch nur annähernd „Lagom“.
Lagom ist umfassender und gleichzeitig diffuser. Zum Beispiel „sympathisch“; ein sympathischer Mensch kann lagom sein, muss aber nicht. Ist er zu sympathisch, so dass eine Verliebtheit entsteht, dann ist er eben nicht mehr lagom. Lagom beschreibt das richtige Maß, "es ist gerade richtig", eben nicht zu viel und nicht zu wenig, die ideale Balance, der unproblematische, gelassene Mittelweg, die Ausgewogenheit. So lässt Astrid Lindgren in ihrem Roman Emil i Lönneberga (Michel aus Lönneberga) Michels Mutter sagen, als der Vater danach fragt, wie sie die „köttbullar“ (Fleischklößchen) für das Ortsfest mache: „Lagom stora (genügend groß), lagom runda (genügend rund) och lagom bruna (ausreichend angebraten)“ . Beispielsweise würde es in Schweden meist als positiv angesehen, wenn das Wetter im Urlaub lagom warm ist, man auf der Autobahn lagom schnell vorankommt und die Portionen im Restaurant lagom groß (Portionen müssen gerade sättigen, kein Hunger übriglassen und kein Gefühl des überfressen seins hinterlassen) sind.
Angeblich geht der Ausdruck auf den Vorgang eines herumgehenden Trinkhorns oder Bechers zurück, der genau so viel enthalten soll, dass jeder in der Runde einmal und gleich viel davon trinken kann – die ganze Mannschaft, vermutlich am Lagerfeuer sitzend, deswegen „laget om“ (sinngemäß zu übersetzen als „einmal für die ganze Mannschaft“), verkürzt zu „lagom“.
Lagom war die frühere Form des Dativs im Plural von lag (Gesetz; rechte Ordnung), wobei dabei auf kein juristisches Gesetz verwiesen werden musste. Die heutige Bedeutung ist eher abgeschwächt und hat neben „gemäß rechter Ordnung“ auch die Bedeutung von „passend“, „weder zu wenig noch zu viel“.
Literatur
- Mikael Parkvall: Lagom finns bara i Sverige och andra myter om språk. Schibsted, Stockholm 2009, ISBN 978-91-7738-797-8.