Laufstall (Viehwirtschaft)

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Der Laufstall ist ein Begriff aus der Landwirtschaft, speziell der Milchviehhaltung und bezeichnet einen Stall, in dem sich die Nutztiere im Vergleich zur Anbindehaltung frei bewegen können.

Viele landwirtschaftliche Betriebe wechseln von der Anbindehaltung zur Laufstallhaltung. Diese ermöglicht ein artgerechteres Sozialverhalten, kann den Tierkomfort erhöhen und ist bei größeren Beständen effizienter. Die Tiere können sich im Stall frei bewegen. In Deutschland werden im Jahr 2021 83 Prozent aller Rinder und 89 Prozent aller Milchkühe in Laufställen gehalten.[1]

Boxenlaufstall
Tieflaufstall

Es gibt unterschiedliche Formen von Laufställen in der Milchviehhaltung.

  • Ein Boxenlaufstall hat beispielsweise für die Kühe einzelne Liegeplätze, die getrennt von der Lauffläche sind. Die Liegeboxen sind entweder tief und mit Einstreu aufgefüllt oder hoch und mit speziellen Kuhmatratzen versehen. Der Boxenlaufstall wird mit befestigtem oder teilbefestigtem Boden ausgeführt: Dieser ist planbefestigt oder mit Spaltenboden oder eine Mischform von beiden.
  • Tieflaufställe sind dagegen mit Einstreu. Hier gibt es keine Trennung von Laufbereich und Liegeplatz. Sie sind besonders geeignet für Jungtieraufzucht und Bullenmast, allerdings verbrauchen sie das meiste Stroh, sind sehr arbeitsaufwändig beim Entmisten und haben den größten Flächenbedarf.

Der Laufstall ist bei Stallneubauten Standard, da er Vorteile bezüglich der Tiergesundheit und der Arbeitswirtschaft aufweist. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass durch den verbesserten Kuhkomfort speziell in der Milchviehhaltung eine Steigerung der Milchleistung zu erwarten ist.

Als Nachteil kann z. B. die durch ständige Feuchtigkeit mitverursachte Mortellaro-Krankheit genannt werden, welche bei der Anbindehaltung weniger häufig auftritt.[2] Auch die Enthornung der Kühe wird kritisch betrachtet, welche seit dem Aufkommen der Laufställe praktiziert wird. Damit soll die Verletzungsgefahr für Tiere und Betreuende verringert werden und der Platzbedarf der Tiere im Stall etwas reduziert werden.[3] Trotz optimaler Betäubung und Schmerzausschaltung können jedoch akute und chronische Schmerz- und Überempfindlichkeiten bei den Kälbern entstehen.[4] Da die Kühe durch die Zucht auf eine höhere Milchleistung immer größer werden, wurden die Liegeboxen häufig zu klein ausgemessen, wodurch der Kuhkomfort leidet und Sprunggelenke geschädigt werden können.[5]

Auch in der Pferdehaltung gibt es Laufställe, beispielsweise den Aktivstall, der sich durch automatische Fütterung auszeichnet.

Literatur

  • Prisca V. Kremer: Elastische Bodenbeläge im Milchviehlaufstall, VDM Verlag, ISBN 3-639-04059-7

Einzelnachweise

  1. Olaf Zinke: Anbindehaltung geht stark zurück – viele kleine Milchbauern geben auf, agrarheute.com, 15. September 2021, abgerufen am 16. September 2021
  2. Therapieleitfaden für Tierärztinnen und Tierärzte. (PDF; 4,7 MB) In: blv.admin.ch. November 2019, S. 60 – 62, abgerufen am 26. Januar 2020.
  3. Schmerzhafte Eingriffe beim Rind: Kastrieren, Enthornen. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, abgerufen am 9. November 2020.
  4. Folgen der Enthornung können über die Akutphase hinausreichen. Universität Bern, 7. Dezember 2018, abgerufen am 9. November 2020.
  5. Liegeboxen für Milchkühe grosszügig bemessen. Agroscope, 17. November 2020, abgerufen am 19. November 2020.