Laux Rucker

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Glocke aus dem Jahr 1600 in St. Michaelis (Oberkleen)

Laux Rucker, hess. für Lucas Rucker (geb. vor 1572; gest. nach 1603) war ein deutscher Glockengießer in Hessen. Er war ein Lehrling des Frankfurter Gießermeisters Nikolaus Göbel, Sohn des Konrad Gobel. 1572 heiratete er in Frankfurt. Nachdem Nikolaus Göbel 1576 starb, bewarb sich Rucker gegen Nikolaus’ Bruder Simon auf die Stelle als Frankfurter Büchsenmeister, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. 1586 beleidigte er den Maler und Drucker Elias Hofmann und musste daher aus Frankfurt fliehen. Seitdem arbeitete er als Wandergießer, vorrangig in Mittelhessen.

Gefertigte Glocken

Ruckers Glocken weisen einige ähnliche Elemente auf, etwa als Reliefs eine Heilig-Geist-Taube oder einen Engel. Auch bestimmte Sprüche, teils im Knittelvers verfasst, verwendete Rucker mehrmals ebenso wie lateinische Verse bei den drei für Klöster gegossenen Glocken. Seine 1590 für Netphen gegossene Glocke beansprucht trotz inzwischen gut untersuchter, anderslautender Faktenlage die Gießerei Rincker für sich. Der Politiker und siegerländer Heimatforscher Heinrich von Achenbach, der die hessische Namensform Laux nicht kannte, las den Gießer in der Inschrift 1897 fälschlich als Hans Rucer ab, wodurch sie, beeinflusst durch eine Rincker-Glocke des 18. Jahrhunderts im gleichen Turm einem nicht nachweisbaren Hans Rincker zugeordnet wurde. Sie trägt jedoch die typischen Rucker-Elemente und ist zwei weiteren Rucker-Glocken geografisch nahe.

Jahr Ort Kirche Status Schlagton Masse Durchmesser Reliefs Inschrift/Bemerkung
aus Frankfurt
1575 Beuern ev. Kirche vorhanden c2 Taube, Engel ES HAT MICH DIE GEMEIN ZV BEVERN GISSEN LASSEN DVRCH RICKERN ANO DNI MDLXXV
1578 Holzheim ev.-ref. Kirche 1847 umgegossen
1579 Weiskirchen kath. St. Petrus in Ketten Taube, Engel
1580 Bicken ev. Kirche 325 kg 830 mm Zu reiner Lehr und Gottes Ehr / ruf ich meine Nachbarn zu mir her / allein Gott die Ehr / und sonst keinem mehr
1580 Niederweidbach ev. Marienkirche vorhanden[1] b1 540 kg 950 mm Taube, Engel SORINER LEHR ZV GOTIES EHR RUFICH MEIN NHCHBERN HER ZV MIR DVHT WOLVN VER DROSSEN 1 5 8 0 / HAD MICH GOSSEN A LL EIN GOTT DIE EHR VND SVNSTKEIN NEM MEHR LAVX RVCKER
(Zu reiner Lehr zu Gottes Ehr ruf ich mein’n Nachbarn zu mir her. Tut Wohl (!), [tut’s] unverdrossen. 1 5 8 0 Allein Gott die Ehr, und sonst keinem mehr. Laux Rucker hat mich gossen.)[2]
1582 Alsfeld ev. Walpurgiskirche vorhanden f1 1.635 kg Taube, Wappen Servio Christo dum resonando ad sacra verba et pia vota convoco cœtus Christi colarum. MDLXXXII – in der noch leerstehenden Klosterkirche gegossen
1582 Grebenau ev. Kirche 650 kg Taube, Engel
1585 Amönau ev. Kirche Taube, Engel Zum Dienste des Herren ruff ich, / die Toten beklage ich, / Fewr und Auflauf verkünd ich / [...]
als Wandergießer
1588 Oberholzklau 1.240 mm Taube, Justitia Zu reiner Lehr und Gottes Ehr / ruf ich meine Nachbarn zu mir her / allein Gott die Ehr / und sonst keinem mehr
1590 Netphen Martinikirche 1884 umgegossen 1.313 kg Zum Dienste des Herren ruff ich, / die Toten beklage ich, / Fewr und Auflauf verkünd ich / zu Dillenburg im Jahre neunzig / Laux Rucker hat gossen mich
1596 Reiskirchen (Hüttenberg) ev. Kirche 1882 umgegossen
1597 Beilstein ev. Kirche 950 mm Taube LAUX RVCKER gos mich zu Dirschtein – lateinische Versinschriften – offenbar erst später nach Beilstein gekommen
1600 Oberkleen ev. St. Michaelis vorhanden fis1 - keinerlei Inschrift außer Jahreszahl, Krone und Zierringe jedoch fast identisch zu Homberg
1601 Münster (Laubach) ev. Kirche vorhanden ges1 - keinerlei Inschrift außer Jahreszahl, Krone und Zierringe jedoch fast identisch zu Homberg[3]
1602 Grünberg ev. Stadtkirche vorhanden d1 1.600 kg 1.450 mm Taube, Justitia Zu Gottes Wort rufe ich, / die Toten beweine ich, / des Jüngsten Gerichts erinnere ich, / Lucas Rucker von Volpershausen [gos mich]
1603 Homberg (Ohm) ev. Stadtkirche vorhanden g1 730 kg Taube, Justitia Zu Gottes Wort ruffe ich / die Lebendigen erwecke ich / die Dotten beweine ich / des Jvngsten Gerichts erinner ich / Lucas Ruiker gos mich
1603 Nieder-Wöllstadt ev. Kirche vorhanden as1 Taube lateinische Versinschriften, signiert als M LUCÆ RUCKER
Sonntagsglocke aus dem Jahr 1582 in der Walpurgiskirche (Alsfeld)

Literatur

  • Konrad Bund: Frankfurter Glockengießer,. nach einem Manuskript von Hans Fritzen. In: Konrad Bund (Hrsg.): Frankfurter Glockenbuch (= Mitteilungen aus dem Frankfurter Stadtarchiv). Band 4. Verlag Dr. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-7829-0211-0 (formal falsch), Kapitel IV: Glocken in Frankfurt am Main und Hessen, S. 189 f.
  • Jörg Poettgen: Mögliche Fehlerquellen bei der Überlieferung historischer Glocken am Beispiel früher Glocken der Werkstätten Mabilon, Petit und Rincker. In: Deutsches Glockenmuseum (Hrsg.): Jahrbuch für Glockenkunde. Band 23/24, 2011, ISSN 0938-6998, S. 131–133.
  • Hellmut Schliephake: Glockenkunde des Kreises Wetzlar. In: Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e. V. 12. Jahrbuch. 1989, ISSN 0722-1126, S. 5–150, hier: S. 31–44 (Lauc Rücker im 15. Jahrhundert).

Einzelnachweise

  1. Frank Rudolph: Kirchenführer Marienkirche Niederweidbach (PDF; 307 kB)
  2. Neues zur Geschichte der Marienkirche, abgedruckt in: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach Nr. 58. Feb.-Okt. 2011, 24-26.
  3. Münster (GI) Das Plenum zum Gottesdienst der ev. Kirche. auf YouTube, abgerufen am 1. August 2022.

Weblinks

Commons: Laux Rucker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien