Leistungsziel

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Ein Leistungsziel definiert ein abgestecktes Ziel einer Leistung, auf welches hingearbeitet wird.

Theorie von Dweck

Dweck unterteilt Leistungsmotivation (achievement motivation) in zwei Bereiche: Leistungsziele (performance goals) und Lernziele (mastery goals).

  • Leistungszielorientierte Personen sind darauf bedacht möglichst gut im Vergleich zu einer bestimmten Personengruppe abzuschneiden.
  • Bei Lernzielen konzentriert die Person sich auf das Ziel neue Fähigkeiten zu erlernen und bereits vorhandene zu verbessern. Dabei werden die eigenen Fähigkeiten aufgrund intrapersoneller Vergleiche beurteilt.

Das Modell von Dweck wurde von Forschern in den letzten Jahren häufig als unvollständig kritisiert. Da es nicht zwischen dem Bedürfnis nach Erfolg und dem nach Vermeidung von Misserfolg unterscheidet (z. B. Moller & Elliot, 2003).

Leistungsziel-Modell von Elliot (1999)

Das 2x2 Leistungsziel-Modell von Elliot baut auf der Theorie von Dweck auf. Es stellt dar, wie Personen sich in ihren Zielen, die sie in Leistungssituationen verfolgen, unterscheiden. Zusätzlich zu Leistungs- und Lernzielen nimmt Elliot eine weitere Unterteilung in Annäherung (approach) und Vermeidung (avoidance) vor. Unter Annäherung wird in diesem Zusammenhang das Erhalten von positiven oder wünschenswerten Ereignissen verstanden. Dementsprechend steht Vermeidung für das Ausweichen von negativen oder nicht wünschenswerten Ereignissen. Eine Übersicht über das vollständige 2x2 Lernzielmodell nach Elliot bietet Tabelle 1. Zum besseren Verständnis werden die einzelnen Begriffe im Folgenden noch genauer erläutert:

Lernziel Leistungsziel
Annäherung Annäherungs-Lernziele Annäherungs-Leistungsziele
Vermeidung Vermeidungs-Lernziele Vermeidungs-Leistungsziele

Annäherungs-Lernziele: Annäherungs-Lernziele stellen das Bestreben dar, intrapersonelle Standards zu erreichen. Dabei besteht die Absicht die eigenen Kompetenzen zu erweitern.

Vermeidungs-Lernziele: Bei Vermeidungs-Lernzielen ist eine Person darauf bedacht bereits Gelerntes nicht wieder zu vergessen.

Annäherungs-Leistungsziele: Personen mit Annäherungs-Leistungszielen konzentrieren sich auf das Erreichen von interpersonellen Standards. Erfolg zu haben bedeutet hier besser als die soziale Vergleichsgruppe zu sein.

Vermeidungs-Leistungsziele: Vermeidungs-Leistungsziele führen dazu, dass eine Person Misserfolg vermeiden will. Ziel ist es entsprechend im Vergleich zu anderen Personen nicht schlecht abzuschneiden.

Forschungsergebnisse zu Leistungszielen

Personen verfolgen oft mehrere dieser Zielorientierungen gleichzeitig. Jedoch wurde anhand des Tests „Individual’s Dominant Achievement Goal“ von Van Yperen (2006) festgestellt, dass bei einem Großteil der Personen (ca. 80 %) ein Ziel hervorsticht. Annäherungs-Lernziele sind laut VandeWalle u. a. (2001) die optimale Zielorientierung. Hinweise darauf finden auch andere Forscher: z. B. stehen Annäherungs-Lernziele in einem positiven Zusammenhang mit Arbeitserfolg und Zufriedenheit in der Arbeit (Harackiewicz u. a., 2002). Vermeidungs-Lernziele hingegen führen zu einem negativeren Selbstbild (Van Yperen u. a., 2009). Außerdem haben Personen mit Vermeidungs-Lernzielen ein signifikant niedrigeres Level an Arbeitsengagement und eine geringere (finanzielle und persönliche) Bedeutsamkeit von Arbeit und Generativität (DeLange u. a., 2010).

Veränderungen der Leistungsziele im Alter

Eine holländische Studie von DeLange u. a. (2010) weist außerdem auf die Bedeutung des Alters bei Leistungszielen hin. Im Alter zwischen 18 und 61 Jahren ist der Anteil der Personen mit Annäherungs-Lernzielen im Vergleich zu den anderen Zielorientierungen deutlich erhöht. Eine Stichprobe von Personen über 65 Jahren zeigt hingegen, dass dort ein deutlich größerer Anteil der Personen Vermeidungs-Lernziele haben. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass ältere Arbeiter sich stärker als jüngere darauf konzentrieren müssen ihre Kompetenzen und Fähigkeiten zu erhalten (Elliot, 2005).

Mastery im Sport

In seiner Göttinger Dissertation (bei Arnd Krüger) hat Kyong-Won Kim zwischen drei Arten von pädagogischer Verstärkung durch Lob/Tadel unterschieden.

  • (1) Lob für Sieg, Tadel für Niederlage.
  • (2) Lob für Anstrengung, Tadel für zu wenig Anstrengung.
  • (3) Mastery, Lob für Entwicklungsfortschritt, Erreichen eines abgesteckten Zieles, Tadel für Stillstand.

Die ersten beiden Varianten seien der sicherste Weg einen Drop-Out zu bekommen. Wenn der Leistungsvorsprung durch Akzeleration (Biologie) aufgezehrt sei, würden so die Sieger von heute die Verlierer von morgen, die dann auf eine solche Entwicklung nicht vorbereitet seien. Das Loben von Anstrengung sei ebenfalls wenig hilfreich, da es ja nicht auf die Anstrengung ankäme, sondern auf Leistungsfortschritt, der durchaus auch leicht fallen könne. Der Vergleich mit sich selbst, Mastery, sei langfristig das Entscheidende.[1][2] So habe z. B. Steffi Graf auch nach ihren größten Siegen sich nicht über ihre Konkurrentinnen gestellt (Sieg/Niederlage), sondern immer darauf verwiesen, dass sie heute ihr „bestes Tennis“ gespielt habe (mastery). Besonders schwierig für einen Trainer ist es jedoch Mastery-geschulte Spitzensportler vor entscheidenden Wettkämpfen dann doch auf die Auseinandersetzung (Sieg/Niederlage) vorzubereiten.[3]

Literatur

  • C. S. Dweck: Motivational processes affecting learning. In: American Psychologist. 41 (1986), S. 1040–1048.
  • A. J. Elliot, A. Moller: Performance-approach goals: Good or bad forms of regulation? In: International Journal of Educational Research. 39 (2003), S. 339–356.
  • A. J. Elliot: Approach and avoidance motivation and achievement goals. In: Educational Psychologist. 34 (1999), S. 169–189.
  • A. J. Elliot, H. A. McGregor: A 2×2 achievement goal framework. In: Journal of Personality and Social Psychology. 80 (2001), S. 501–519.
  • N. W. Van Yperen: A novel approach to assessing achievement goals in the context of the 2×2 framework: identifying distinct profiles of individuals with different dominant achievement goals. In: Personality and Social Psychology Bulletin. 32 (2006), S. 1432–1445.
  • D. VandeWalle, W. L. Cron, J. W. Slocum: The role of goal orientation following performance feedback. In: Journal of Applied Psychology. 86 (2001), S. 629–640.
  • J. H. Harackiewicz, K. E. Barron, P. R. Pintrich, A. J. Elliot, T. M. Trash: Revision of achievement goal theory: necessary and illuminating. In: Journal of Educational Psychology. 3 (2002), S. 638–645.
  • N. W. Van Yperen, A. J. Elliot, F. Anseel: The influence of mastery-avoidance goals on performance improvement. In: European journal of Social Psychology. 39 (2009), S. 932–943.
  • A. J. Elliot: A conceptual history of the achievement goal construct. In: A. J. Elliot, C. S. Dweck (Hrsg.): Handbook of competence and motivation. The Guilford Press, New York 2005, S. 52–72.
  • A. Lange, N. Van Yperen, B. Van der Heijden, P. Bal: Dominant achievement goals of older workers and their relationship with motivation-related outcomes. In: Journal of Vocational Behavior. (77 (2010)), S. 118–125.
  • M. Schweer: Lehrer-Schüler-Interaktion. 2. Auflage. VS-Verlag, Wiesbaden 2008.
  • T. Langens, H. Schmalt, K. Sokolowski: Motivmessung – Grundlagen und Anwendungen. Uni Siegen.

Einzelnachweise

  1. Kyung-Won Kim: Wettkampfpädagogik: Pädagogik des sportlichen Leistungshandelns im Kinder-Wettkampfsport. Tischler, Berlin 1995, ISBN 3-922654-39-8.
  2. Arnd Krüger, Kyong-Won Kim, Swantje Scharenberg: Wettkampf – Pädagogik – Kompetenz. In: Leistungssport. 26(1996)5, S. 11–14. [1]
  3. Arnd Krüger: Prolegomena zu einer Pädagogik des Wettkampfes. In: S. Starischka, U. Velmeden, K. Weischenberg (Hrsg.): Talentsuche und Talentförderung. Probleme und Lösungsansätze zur Nachwuchsförderung (= 8. Int. Workshop des Landes NRW). Universität Dortmund, 1993, S. 40–53.