Lena-Lisa Wüstendörfer

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Lena-Lisa Wüstendörfer (* 1983 in Zürich) ist eine Schweizer Dirigentin und Musikwissenschaftlerin. Sie ist Chefdirigentin des Swiss Orchestra.

Leben und Wirken

Lena-Lisa Wüstendörfer wuchs in Zürich auf. Sie ist die Tochter des Schauspielers Edzard Wüstendörfer.

Wüstendörfer studierte an der Hochschule für Musik in Basel Violine und Dirigieren. Parallel absolvierte sie Studien in Musikwissenschaft und Volkswirtschaft an der Universität Basel, wo sie zu Gustav Mahler promovierte.[1] Die Schweizerische Studienstiftung förderte sie ebenso wie die Ernst Göhner Stiftung[2] und die Akademie Musiktheater heute[3] der Deutschen Bank Stiftung. Wüstendörfer vertiefte ihr Dirigierstudium bei Sylvia Caduff und Roger Norrington und war Assistenzdirigentin von Claudio Abbado.[4]

Dirigentin

Wüstendörfer verfügt über ein breites Konzertrepertoire.[5] Engagements führten sie zum Luzerner Sinfonieorchester, Zürcher Kammerorchester, Musikkollegium Winterthur, zur Camerata Schweiz, Basel Sinfonietta, zum Orchestre Symphonique du Jura, Frankfurter Opern- und Museumsorchester oder Thailand Philharmonic Orchestra.[6]

Wüstendörfer ist Gründerin und Music Director des Swiss Orchestra, das landesweit Schweizer Sinfonik aufführt mit Komponisten wie Edouard Dupuy, Hans Huber oder Johann Carl Eschmann. Dadurch sollen musikalische Brücken zwischen den Sprachregionen der Schweiz geschlagen und «eine Renaissance der Schweizer Sinfonik»[7] herbeigeführt werden. Wüstendörfer ist zudem künstlerische Leiterin des Berner Bach-Chors und international als Gastdirigentin tätig.

Musikwissenschaftlerin

Die Forschungsschwerpunkte von Wüstendörfer liegen in der Rezeptions- und Interpretationsgeschichte, insbesondere Gustav Mahlers und Felix Weingartners. Am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Basel war sie Lehrbeauftragte und promovierte bei Matthias Schmidt zur Interpretationsgeschichte von Gustav Mahlers vierter Symphonie.[1] Ihr Sammelband Mahler-Interpretation heute[8] bezeichnete die Neue Zürcher Zeitung als «anregende Pflichtlektüre», welche «zum Faszinierendsten gehört, was zur jüngeren Mahler-Rezeption publiziert wurde».[9]

Publikationen

Musikwissenschaftliche Publikationen
  • Klingender Zeitgeist. Mahlers «Vierte Symphonie» und ihre Interpretation um die Jahrtausendwende. edition text + kritik, München 2019.[1]
  • Streit um Fidelio. Gustav Mahler und Felix Weingartner im Disput um Werktreue. In: Rund um Beethoven – Interpretationsforschung heute, (Musikforschung der Hochschule der Künste Bern). Argus, Schliengen 2019.
  • Gustav Mahler und der Zeitgeist. Thesen zur blühenden Popularität von Mahlers Werk. München 2015.[8]
  • Gelebte Klänge. Gesten im Spannungsfeld von Chor und Orchester. In: Arne Stollberg, Jana Weißenfeld, Florian Henri Besthorn (Hrsg.): DirigentenBilder: Musikalische Gesten – verkörperte Musik. Schwabe, Basel 2015, ISBN 978-3-7965-3478-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Lena-Lisa Wüstendörfer: Klingender Zeitgeist. Mahlers «Vierte Symphonie» und ihre Interpretation um die Jahrtausendwende. edition text + kritik, München 2019, ISBN 978-3-86916-723-7.
  2. Bericht 2011 (PDF; 1,7 MB).Ernst Göhner Stiftung, Zug 2012, S. 33, abgerufen am 9. Juni 2019.
  3. Alumni-Profil von Lena-Lisa Wüstendörfer. Akademie Musiktheater heute, abgerufen am 9. Juni 2019.
  4. Kurt Aeschbacher: Interview mit Lena-Lisa Wüstendörfer. In: SRF 1, Aeschbacher, 25. April 2013 (Video; 51:55 min), abgerufen am 9. Juni 2019.
  5. Repertoire von Lena-Lisa Wüstendörfer, Website von Lena-Lisa Wüstendörfer, 20. Februar 2019, abgerufen am 9. Juni 2019.
  6. Die Dirigentin – Geschlechterkampf im Orchestergraben? In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). 03/2015, Hollitzer 2015, ISBN 978-3-9901-2208-2, S. 10.
  7. Schweizer Sinfonik Reloaded. Website des Swiss Orchestra, abgerufen am 9. Juni 2019.
  8. a b Lena-Lisa Wüstendörfer (Hrsg.): Mahler-Interpretation heute. Perspektiven der Rezeption zu Beginn des 21. Jahrhunderts. edition text + kritik, München 2015, ISBN 978-3-86916-392-5.
  9. Jörg Rothkamm: Die wahre Art, diese Musik zu spielen. In: Neue Zürcher Zeitung. 19. Januar 2016, abgerufen am 9. Juni 2019.