Leon Weintraub

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Leon Weintraub (2013)

Leon Weintraub (geboren 1. Januar 1926 in Łódź) ist ein in Polen geborener Überlebender des Holocausts und Zeitzeuge. Er lebt in Schweden.

Leben

Leon Weintraub ist das fünfte Kind einer jüdischen Familie in Łódź. Sein Vater starb 1927, so dass die Mutter ihn und seine vier Schwestern in Armut unter schwierigen Verhältnissen allein aufziehen musste. Mit 13 Jahren erlebte Leon im Zuge des deutschen Überfalls auf Polen den Einmarsch der Wehrmacht. 1940 wurde er zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in das Ghetto Litzmannstadt umgesiedelt. Um zu überleben, arbeitete er in der Galvanisation einer Fabrik, die für das Deutsche Reich produzierte. Nach der Niederlage der Wehrmacht in Stalingrad im Februar 1943 begannen im Ghetto Litzmannstadt die Liquidierungen und Deportationen. Die Familie Weintraub versteckte sich zunächst, wurde jedoch entdeckt und im August 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Leon wurde von seiner Familie getrennt, er war für den „Tod durch Vergasung“ vorgesehen, dem er nur durch Zufall entkam, indem er sich unbeobachtet einem Gefangenentransport anschloss. So gelangte er in das Konzentrationslager Groß-Rosen, wo er elektrische Arbeiten ausführte. Im Februar 1945 folgte die Verlegung in das Konzentrationslager Flossenbürg und im März ins Konzentrationslager Natzweiler-Struthof/Offenburg.[1] Als die französische Armee näherrückte, trieben die SS-Mannschaften die Häftlinge weiter ins Landesinnere.[2] Auf der Fahrt Richtung Bodensee gelang Leon Weintraub zusammen mit andern Häftlingen die Flucht, nachdem der Zug bei Hintschingen von einem Jagdbomber beschossen worden war. Nach einem nächtlichen Fußmarsch kamen sie am 23. April 1945 in Donaueschingen an, das zwei Tage zuvor von den Franzosen besetzt worden war.[3][4] Er wog nur noch 35 Kilogramm und litt an Typhus.[5][6] Von seiner Familie überlebten drei seiner älteren Schwestern das KZ Bergen-Belsen.[2]

Nach Kriegsende begann Weintraub 1946 mit dem Medizinstudium in Göttingen, wo er auch seine deutsche Frau Katja Hof heiratete. Das Paar bekam 1948 einen Sohn. Er arbeitete ab 1950 in einer Frauenklinik in Warschau. 1966 folgte die Promotion. Seine Anstellung als Oberarzt an der Frauenklinik in Otwock verlor er im März 1969 als Folge des zunehmenden Antisemitismus in Polen. Im selben Jahr emigrierte er mit seiner Familie nach Schweden. Seine Frau Katja Weintraub, eine Slavistin, die unter anderem Werke von Janusz Korczak aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzt hat, starb 1970 in Stockholm.[7]

Als Zeitzeuge des Holocausts hält Leon Weintraub Vorträge in Deutschland und Polen.[8]

Auszeichnungen

2004 wurde Leon Weintraub mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[7]

Veröffentlichungen

  • Leon Weintraub, Magda Jaros: Die Versöhnung mit dem Bösen. Geschichte eines Weiterlebens. Wallstein, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5232-2.

Literatur

  • Jonas Seufert: „Ich bin ein Sieger“. Chrismon, Januar 2018, S. 34–38 (chrismon.de [abgerufen am 23. Januar 2018]).

Weblinks

Belege