Lesum
Lesum | ||
Lesum flussabwärts, von einem Haus an der Straßenbrücke gesehen | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 4949 (als Teil der Wümme, GKZ: 494) | |
Lage | Freie Hansestadt Bremen, Deutschland | |
Flusssystem | Weser | |
Abfluss über | Weser → Nordsee | |
Zusammenfluss | Hamme und Wümme bei Wasserhorst 53° 10′ 19″ N, 8° 44′ 34″ O | |
Quellhöhe | 0,6 m ü. NHN[1] | |
Mündung | in Bremen-Vegesack in die WeserKoordinaten: 53° 9′ 55″ N, 8° 37′ 37″ O 53° 9′ 55″ N, 8° 37′ 37″ O | |
Mündungshöhe | 0,4 m ü. NHN[2] | |
Höhenunterschied | 0,2 m | |
Sohlgefälle | 0,02 ‰ | |
Länge | 10 kmHaverbeeke 131,5 km | (nominell), mit Wümme und|
Einzugsgebiet | 2.188,16 km²[3] | |
Abfluss[4] an der Mündung AEo: 2.188,16 km² |
MQ Mq |
20,5 m³/s 9,4 l/(s km²) |
Großstädte | Bremen | |
Schiffbar | 9,85 km[5] |
Die Lesum ist ein rechter Nebenfluss der Weser auf dem Gebiet der Freien Hansestadt Bremen. Nominell nur 10 km lang, bildet sie hydrologisch zusammen mit der Wümme und deren Quellbach den zweitgrößten rechten Nebenfluss der Weser mit einer Gesamtlänge von 131 Kilometern und einem Abfluss von 20 m³/s.[6]
Zwischen dem Zusammenfluss der Hamme und Wümme und dem Lesumsperrwerk bildet der Fluss und seine Ufer das gleichnamige FFH-Gebiet.[7]
Verlauf
Die Lesum entsteht durch den Zusammenfluss der 118 km langen Wümme mit der 48 km langen Hamme zwischen dem Bremer Stadtteil Blockland und dem niedersächsischen Ritterhude bei der Ortschaft Wasserhorst. Sie mündet beim Bremer Stadtteil Vegesack in die Weser. Betrachtet man Wümme und Lesum als durchgehenden Flusslauf, so hat dieser eine Länge von 128 Kilometern (mit Haverbeeke 131 km) und ist damit der drittlängste Nebenfluss der Weser.[8] Das Nordufer der Lesum befindet sich teils nahe, teils unmittelbar am Südabhang der Osterholzer Geest, der deshalb auch als Hohes Ufer bezeichnet wird. Das Südufer ist flaches Marschland und wird westlich des Ortsteils Burg-Grambke als Werderland bezeichnet. Ebenso wie die untere Wümme hat die Lesum ökologisch wertvolle Schilfgürtel.
Außer ihren Quellflüssen hat die Lesum noch zwei weitere nennenswerte Zuflüsse:
- Der Geestbach Ihle entspringt im Ritterhuder Ortsteil Ihlpohl.
- Das 1864 angelegte Maschinenfleet entwässert große Teile der nordöstlich der Bremer Düne gelegenen Stadtteile Bremens einschließlich des Blocklands.
Geschichte
In vor- und frühgeschichtlicher Zeit floss die Weser ab dem heutigen Stadtteil Gröpelingen in mehr nördlicher Richtung auf die Osterholzer Geest zu, um an deren Fuß nach Westen abzuknicken. Große Teile des heutigen Lesumlaufs sind also ehemaliger Weserlauf. Ein 31 cm hoher 800 g schwerer bronzezeitlicher Kammhelm aus Bronze (heute im Focke-Museum) wurde aus der Lesum geborgen.
Zum Schutz des Lesumübergangs befand sich auf dem Südufer bei dem Dorf Grambke eine erstmals 1277 erwähnte, zu Bremen gehörende Burg. 1388 baute die Stadt von dort eine Straßenverbindung zum Geestrand im Norden mit Brücke über den Fluss und anschließendem Damm. Davon leiten sich die Namen des Ortsteils Burg-Grambke (Südufer), des Ortsteils Burgdamm (Nordufer), des Stadtteils Burglesum (beide Flussufer) und des Bahnhofs Bremen-Burg (in Burgdamm mit Verzweigung der Strecke nach Bremerhaven und nach Bremen-Vegesack) her. Nach dem Dreißigjährigen Krieg hatten Fluss und Burg strategische Bedeutung bei der Verteidigung Bremens gegen die Ansprüche Schwedens aus dem Westfälischen Frieden, was zur Zerstörung der Burg am 14. Juli 1653 führte. Im anschließenden Ersten Bremisch-Schwedischen Krieg war die Burger Schanze an der Lesum hart umkämpft und wechselte mehrfach den Besitzer.
Ein bemerkenswertes Ereignis spielte sich vor etwa 300 Jahren an der Lesum ab, worüber der Nordische Mercurius vom 10. Mai 1669 berichtet:
Es ist gestern / nahe bei hiesiger Stadt / in einem Flusse / Lessum genannt / welcher ein Arm aus der Weser ist / ein Wallfisch / dessen Länge 29 Fuß ist / geschossen / und heute vor diese Stadt gebracht worden / Alles Stadtvolk läuft dahin / selbigen zu sehen[9]
Ein Zwergwal-Weibchen hatte sich anscheinend bei der Jagd auf Lachse verirrt. Die Bremer entschieden den anschließenden Streit um das erschossene Tier mit den Schweden, die nach dem Westfälischen Frieden die Landeshoheit über das Erzbistum Bremen hatten, für sich und durften den Wal behalten und verarbeiten. Das Skelett des Wals hängt heute im Bremer Überseemuseum. Der Bremer Rat beauftragte den Rembrandt-Schüler Franz Wulfhagen (1624–1670), ein lebensgroßes Gemälde des Tiers zu erstellen, das in der Oberen Rathaushalle in Bremen hängt.[10]
Die Lesum war bis zum 1. November 1939 Grenzfluss zwischen den Territorien von Bremen (Freie Hansestadt) und Hannover (Kurfürstentum, Königreich, preußische Provinz). Im Tausch gegen die Abtretung Bremerhavens an Preußen wurde Bremen 1939 um die heutigen Ortsteile nördlich der Lesum, u. a. Grohn, St. Magnus, Lesum und Burgdamm, die zum Landkreis Osterholz gehörten, erweitert.
Von 1971 bis 1974 wurde zwei Kilometer oberhalb der Lesum-Mündung das Lesumsperrwerk mit vier Öffnungen von je 15 m Breite und einer Schiffsschleuse von 30 m Nutzlänge und 14 m Breite erbaut, um die Niederung mit Lesum, Wümme und Hamme gegen Sturmfluten zu schützen. Gleichzeitig wurde eine Brückenverbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen Grohn und Lesumbrok im südlich der Lesum gelegenen Werderland hergestellt. Bei Bootspassagen wird diese Brücke hochgeklappt, im Sommerhalbjahr außerdem nachts mit stündlichen Unterbrechungen.
Wirtschaft und Verkehr
Die Lesum ist auf voller Länge von der Tide beeinflusst und Bundeswasserstraße („Ls“)[11] der Wasserstraßenklasse III, auf der die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung gilt; zuständig ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee. Sie kann von größeren Binnenschiffen und, bis zur Straßenbrücke in Bremen-Burg, von Küstenmotorschiffen befahren werden. Der Abschnitt zwischen Sperrwerk und Straßenbrücke ist für die Berufsschifffahrt von geringer Bedeutung und fungiert im Wesentlichen als Sporthafen. Zahlreiche Bootsstege queren hier den Schilfgürtel. Zwischen Sperrwerk und Mündung liegt der Grohner Yachthafen.
Östlich neben der an historischer Stelle gelegenen Brücke im Zuge der Bremer Heerstraße bzw. der Burger Heerstraße befindet sich die Eisenbahnbrücke Bremen-Burg und einen Kilometer weiter östlich die Autobahnbrücke der A 27.
Siehe auch
Literatur
- August von Wersebe: Ueber die niederländischen Colonien. Hannover 1815, (darin Grafschaft und Hof Lessum, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- M. Eckoldt (Hrsg.): Flüsse und Kanäle. Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag: Hamburg 1998
- Albrecht Jockenhövel (Hrsg.): Bronzezeit in Deutschland Konrad Theiss Stuttgart 1994 ISBN 3-8062-1110-8 S. 66 mit Bild
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Pegel Wasserhorst, Stammdaten
- ↑ Pegel Vegesack, Stammdaten
- ↑ Franzius-Institut (Universität Hannover): Hochwasserschutzplan Wümme. (PDF; 7,52 MB) Bericht Nr. 685. (Nicht mehr online verfügbar.) 2006, S. 276, archiviert vom Original am 10. September 2014; abgerufen am 10. August 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Anm.: Ohne Tide; Pegelwert Hellwege, vermehrt um den Abfluss des Resteinzugsgebietes (1280 km²) mit einem Gebietsabfluss von ca. 8,2 l/s km² (gemittelt aus den Daten der umliegenden Pegel Hellwege an der Wümme, Ahrensdorf am Giehler Bach und Oberlethe an der Lethe)
- ↑ Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes (Memento des Originals vom 21. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- ↑ Anm.: Nach der Aller mit 118 m³/s an der Mündung
- ↑ Lesum. Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 7. April 2022.
- ↑ Anm.: Nach der Aller mit insgesamt 346 km und der Hunte mit 189 km.
- ↑ Nordischer Mercurius 1969. suub.uni-bremen.de, S. 298, abgerufen am 11. September 2014 (Digitalisat).
- ↑ Arnulf Marzluf: Der Lachs war wohl sein Verhängnis. In: Weser-Kurier. 2. August 2008 (Maße des restaurierten Bildes: 9,55 Meter × 3,55 Meter)
- ↑ Verzeichnis E, Lfd.Nr. 29 der Chronik (Memento des Originals vom 22. Juli 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.