Lili Wachenheim
Lili Wachenheim (verh. Lili Müller, * 23. April 1893 in Mannheim; † 12. Mai 1989) war eine deutsche Chemikerin und die erste Frau, die bei der BASF in einem Labor forschte.
Familiärer Hintergrund
Lili Wachenheim wurde 1893 als zweite Tochter des Bankiers Eduard Wachenheim (1855–1898) und seiner Frau Marie, geb. Trautmann (1870–1934) in Mannheim geboren. Ihre ältere Schwester war die sozialdemokratische Politikerin und Historikerin Hedwig Wachenheim. Eduard Wachenheim war zwar jüdischen Glaubens, kurz nach seinem Tod 1898 ließ die Mutter ihre Töchter aber protestantisch taufen.
Ausbildung und Beruf
Wachenheim absolvierte die Mädchen-Oberrealschule in Mannheim und immatrikulierte sich 1911 an der Universität Heidelberg für das Fach Chemie. Zu ihren akademischen Lehrern gehörten Theodor Curtius, Emil Knoevenagel und ihr Doktorvater Max Trautz. 1917 wurde sie mit „summa cum laude“ promoviert. Das Thema ihrer Arbeit lautete „Über das Zerfallsgleichgewicht von Nitrosylchlorid“.[1] Nach der Promotion arbeitete Wachenheim zunächst als Assistentin mit Max Bodenstein an der Königlichen Technischen Hochschule Hannover und befasste sich mit der „Herstellung von Argon im Laboratorium“.[2] Nach einer Empfehlung von Bodenstein an die BASF trat Lili Wachenheim im Januar 1918 als Chemikerin in das Unternehmen ein. Sie arbeitete bei der BASF im Ammoniaklaboratorium unter der Leitung von Alwin Mittasch. Ihren ersten Forschungsbericht „Über die Einwirkung von Stickstoffdioxyd auf Wasser und Salpetersäure in verschiedener Konzentration“ legte sie im März 1918 vor. Bereits zum Jahresende 1918 verließ Wachenheim das Unternehmen wieder, vermutlich wegen der bevorstehenden Hochzeit mit dem BASF-Chemiker Carl Heinrich (Henry) Müller (1889–1964) im Mai 1919.
Emigration
Im nationalsozialistischen Deutschland wurden Lili Wachenheim und ihre drei Kinder, Sohn Konrad und zwei Töchter, durch die Nürnberger Gesetze zu Nichtariern erklärt. Heinrich Müller verließ 1936 die BASF; die Familie emigrierte im Dezember desselben Jahres in die Vereinigten Staaten, wo sie sich in Scarsdale im US-Bundesstaat New York niederließ. Müller arbeitete in New York City als „Technical Advisor to the President“ und „Executive Vice President“ bei der General Aniline & Film Corporation (GAF).[3] Lili war in den USA nicht berufstätig. Sie überlebte ihren Mann um 25 Jahre.
Literatur
- Gisela Boeck: Chemiegeschichte: Die erste Chemikerin bei der BASF. In: Nachrichten aus der Chemie. Band 70, Nr. 7–8, 2022, S. 22–23, doi:10.1002/nadc.20224127295.
- BASF (Hrsg.): Die Anilinerinnen. 1865 bis heute. S. 14 (basf.com [PDF]).
Weblinks
- Literatur von und über Lili Wachenheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eberhard Ehlers, Heribert Offermanns: Lili Wachenheim (geb. 1893, Sterbedatum unbekannt). Die erste Chemikerin bei der BASF. In: Deutsche Pionierinnen der Chemie. GdCh, 11. Februar 2022, abgerufen am 17. August 2022.
Einzelnachweise
- ↑ Max Trautz, Lili Wachenheim: Das Zerfallsgleichgewicht von Nitrosylchlorid 2 NO + Cl2 ⇆ 2 NOCl. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie. Band 97, Nr. 1, 1916, S. 241–284, doi:10.1002/zaac.19160970114.
- ↑ Max Bodenstein, Lili Wachenheim: Herstellung von Argon im Laboratorium. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 51, Nr. 1, 1918, S. 265–270, doi:10.1002/cber.19180510129.
- ↑ Carl H. Mueller, 74, Dies; General Aniline Official. In: The New York Times. 28. März 1964, abgerufen am 11. September 2022.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wachenheim, Lili |
ALTERNATIVNAMEN | Müller, Lili |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Chemikerin |
GEBURTSDATUM | 23. April 1893 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 12. Mai 1989 |