Linotype-Setzmaschine

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Datei:LINOTYPE Composing Machine 1889.jpg
Linotype-Setzmaschine (Modell „Blower“, 1886)
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Linotype Simplex, um 1895, Technisches Museum Wien
Datei:Linotype-vorne-deutsches-museum.jpg
Linotype „6 c S Quick“ mit ca. 20.000 Buchstaben/Stunde Leistung (bei Lochstreifensteuerung)
Datei:Linotype Zeilenblock Frontansicht.jpg
Zeilenblock – Druckseite (Satzfehler: Sefan statt Stefan)

Die Linotype ist eine Setzmaschine, die in der historischen Entwicklung der Satzverfahren wie der zeitlich folgende Fotosatz ein Bindeglied zwischen Handsatz und Desktop-Publishing (DTP) darstellt. Sie wurde von Ottmar Mergenthaler entwickelt und erstmals 1886 als sogenanntes „Blower“-Modell vorgestellt. Die „Linotype“ war Namensgeber für das Linotype-Unternehmen (mit Firmen bzw. Produktionsstätten in USA, England und Deutschland), das die Linotype-Setzmaschinen herstellte und weltweit verkaufte.

Funktionsweise

Der Setzer bedient eine Tastatur, über die er den zu setzenden Text eingibt. Tippt der Setzer einen Buchstaben, fällt aus einem Magazin eine Matrize, eine metallene Gussform für einen Buchstaben. Diese einzelnen Matrizen werden zu Zeilen aneinander gereiht, bis die Breite des Satzspiegels annähernd erreicht ist. Wortzwischenräume werden durch in der Breite veränderbare Spatienkeile gebildet; diese Spatienkeile schließen die Zeile durch Veränderung der Wortabstand-Breiten automatisch auf volle Zeilenbreite aus.

Die fertig zusammengestellte Zeile wird sodann mit flüssigem Metall (Legierung aus Blei (85 %), Antimon (11 %) und Zinn (4 %)) ausgegossen – es entsteht als eine Einheit eine Zeile mit erhabenen Buchstaben (Gesamthöhe 23,567 mm), die namengebende line of types. Bei Setzfehlern muss bei diesem Verfahren die gesamte betroffene Zeile neu gesetzt und gegossen werden. – Die mit der Linotype erstellten Zeilenblöcke werden anschließend per Hand seitenweise zu Druckstöcken angeordnet.

Die zum Gießen der Zeilen benutzten Buchstabenmatrizen gelangen nach dem Guss per "Elevator" und über eine kodierte Zahnstange zurück zum Matrizenmagazin; mittels unterschiedlicher Zahnkodierungen an den einzelnen Matrizen gelangen sie automatisch in die zugehörigen Buchstabenkanäle des Matrizenmagazins und sind dort zur erneuten Verwendung verfügbar. – Die Spatienkeile zur Bildung der Wortabstände durchlaufen einen ähnlichen Kreislauf, befinden sich aber in einem separaten Magazin.

Einsatz und Entwicklung

Die Linotype-Setzmaschine wurde vor allem für den Zeitungssatz genutzt. Parallel zur Weiterentwicklung der technischen Einsatzmöglichkeiten (u. a. eine zunehmende Schriftenvielfalt) kamen die Maschinen zunehmend auch zur Satzherstellung für Bücher, Zeitschriften und allgemeine Drucksachen zum Einsatz. Es gab Linotype-Setzmaschinen mit bis zu sechs Hauptmagazinen für unterschiedliche Schriftarten und Schriftgrößen. Hinzu kamen Maschinenversionen mit zusätzlichen Seitenmagazinen, um häufig benötigte Sonderzeichen einbeziehen zu können. Mixermodelle ermöglichten hierbei den Satz mit unterschiedlichen Schriften bzw. Zeichen innerhalb einer Zeile. – Die typische Setzleistung an einer manuell bedienten Linotype-Setzmaschine betrug rd. 6000 Zeichen stündlich und war abhängig von der Fertigkeit des Bedieners bzw. der Komplexität des Satzes. Spätere per Lochstreifen gesteuerte Linotype-Setzmaschinen erreichten eine Leistung von rd. 25.000 Zeichen/Stunde.

Das erste Serienmodell der von Mergenthaler 1886 gebauten Linotype-Setzmaschine trug die Bezeichnung „Blower“, weil die Matrizen auf dem Weg vom Matrizenmagazin zum Zeilensammler durch Druckluft befördert wurden. Die „Blower“ wurde bereits 1889 vom grundlegend verbesserten Modell „Simplex“ abgelöst, bei welchem u. a. der Matrizentransport zum Zeilensammler durch einen zuverlässiger arbeitenden Riementransport ersetzt wurde.

Dem Grundmodell „Simplex“ folgten über die Jahrzehnte hinweg kontinuierliche Weiterentwicklungen der Maschine. An den drei Fertigungsstätten in den USA, Großbritannien und Deutschland entstanden hierbei Maschinen mit landestypischen Spezifikationen. Die Maschinen aus deutscher Produktion ließ Linotype von der Berliner Maschinenbau AG, vormals L. Schwartzkopff, fertigen. – Parallel zur Maschinenproduktion entwickelte sich die Schrift- bzw. Matrizenfertigung zu einem wichtigen Baustein der Linotype-Satztechnologie. Der weltweite Einsatz der Linotype-Setzmaschinen ging auch einher mit der Fertigung zahlreicher nicht-lateinischer Schriften bzw. Matrizen für Sprachen wie Arabisch, Hebräisch, Russisch etc.

Am 31. Dezember 1976 endete die Herstellung von Linotype-Setzmaschinen im Berliner Werk. Die Maschinenfertigung in den USA wurde bereits 1971 eingestellt; in England lief die Produktion noch bis 1984, wenn auch nur in geringer Stückzahl (ca. eine Maschine im Monat). – Zu erwähnen ist, dass es für viele Jahre auch in St. Petersburg eine Fertigung von Setzmaschinen auf Basis von Berliner Linotype-Unterlagen gab, die bei Kriegsende nach Russland gelangten. Diese in Russland unter dem Namen Neotype Rossija gebauten Setzmaschinen kamen vor allem in den damaligen Ostblockstaaten zum Einsatz. – Bereits 1913 erschienen in den USA zwei unmittelbare Konkurrenzmaschinen zur Linotype-Setzmaschine. Nach Ablauf von Patentfristen kamen unter den Namen „Intertype“ und „Linograph“ zwei zur Linotype vergleichbare Setzmaschinen auf den Markt und wiesen als nicht zu leugnende Nachbauten nur wenige gravierende Abweichungen zum Konzept der Linotype auf.

Die Bleisatztechnik und damit auch die Linotype-Setzmaschine wurde ab ca. 1970 schrittweise durch den Fotosatz verdrängt. – Im Vergleich mit den heutigen Satzmöglichkeiten auf einem Computer mit seiner Software und den zugehörigen Belichtungsanlagen boten die Linotype-Setzmaschine bzw. der Bleisatz relativ begrenzte typografische Anwendungsmöglichkeiten. Dennoch galt die Maschine von Beginn an als ein genial konstruiertes Produkt, dessen technisches Konzept weitgehend unverändert fast 100 Jahre Bestand hatte. Die Linotype-Setzmaschine entwickelte sich von Beginn an weltweit für die Zeitungs- und Druckwelt zu einem entscheidenden Baustein bei der Vermittlung von Wissen in gedruckter Form.

Namensherkunft

Der Name des Verfahrens soll auf einen Tippfehler zurückgehen: Als Mergenthaler seine Maschine erstmals ausprobierte, vergaß er das f. Als die Zeile gedruckt wurde, las er a line o types.

Andere Schilderungen nennen den Herausgeber der New York Tribune, Whitelaw Reid, als Namensgeber. Er soll bei der Inbetriebnahme ausgerufen haben: „A line of types!“ und damit der Maschine ihren Namen gegeben haben.

Linotype versus Monotype

Die Linotype arbeitete anders als die Monotype. Auf der Linotype wurde mittels Matrizen in einem Arbeitsgang eine ganze Zeile gesetzt und gegossen. Für die Monotype wurde erst separat ein Lochband hergestellt, anschließend auf einer zweiten Maschine jeder Buchstabe als einzelne Type gegossen und das ganze zu einer Zeile und dann zu einem Block zusammengestellt. Die Monotype wurde hauptsächlich für den wissenschaftlichen Satz mit einer Vielzahl unterschiedlicher Zeichen verwendet.

Galerie

Literatur

  • Linotype GmbH (Hrsg.): Linotype Instruktionsbuch. Beschreibung der Arbeitsweise der verschiedenen Linotype-Modelle und Zusatzeinrichtungen sowie ihrer Bedienung, Behandlung und Pflege. Linotype GmbH, Berlin/Frankfurt-Main 1958.
  • Willi Mengel: Die Linotype erreichte das Ziel. Will & Rothe, Mainz 1955.
  • Manfred Raether: Linotype – Chronik eines Firmennamens; E-Buch im Selbstverlag, Schöneck 2009
  • Fritz Schröder: Das Linotype Brevier. 2. Auflage. Linotype GmbH, Berlin 1951.
  • Herbert Hoffmann: Schwachstromtechnik für Maschinensetzer Industriegewerkschaft Druck und Papier Stuttgart 1971.
  • John Southward: Progress in printing and the graphic arts during the Victorian era. Publisher: Simpkin, Marshall, Hamilton, Kent & co. London, 1897 Anmerkung im Buch: The whole of the Roman Type of this book has been set up by the Linotype Composing Machine, and machined direct from the Linotype bars by Georgee W. Jones, St. Bride House, Dean Street, Fetter Lane, London E.C.
  • COMPOSITION BY THE LINOTYPE MACHINE By Frederick J. Warburton in: The Building of a Book. A Series of Practical Articles Written by Experts in the Various Departments of Book Making and Distributing. Introduction: Theodore L. De Vinne. Editor: Frederick H. Hitchcock Publisher: The Grafton Press, New York 1906 – Project Gutenberg – online

Weblinks

Commons: Linotype – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Linotype – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen