Liste der österreichischen Botschafter in Bulgarien
Dies ist eine Liste der österreichischen Gesandten und Botschafter in Bulgarien. Die Residenz des Botschafters befindet sich in der bulgarischen Hauptstadt Sofia.
Geschichte
Die Anfänge der diplomatischen Vertretung Österreichs in Bulgarien gehen einher mit der sukzessiv erreichten staatlichen Unabhängigkeit Bulgariens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch bekannt als die „Bulgarische Wiedergeburt“.
Faktisch durch den Frieden von San Stefano am 3. März 1878 gegründet und von der internationalen Staatengemeinschaft durch den Berliner Vertrag am 13. Juli 1878 bestätigt, wurde das neugeschaffene Fürstentum Bulgarien aus dem Osmanischen Reich herausgelöst und erhielt eine weitreichende Souveränität. Österreich, zu dieser Zeit im Verbund der k.u.k. Doppelmonarchie mit Ungarn, eröffnete am 27. Juni 1879 ein „Generalkonsulat und diplomatische Agentur“ (Agentie) in Sofia. Ab 1895 bekamen die „diplomatischen Agenten“ auch den Titel eines „außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers“ verliehen.[2] Mit voller Souveränität des am 5. Oktober 1908 ausgerufenen Zarentum Bulgarien, wurde die diplomatische Agentur am 4. Mai 1909 zur Gesandtschaft aufgewertet.
Bemerkenswert ist die Geschichte des Gesandtschaftpalais, der heutigen Botschaftsresidenz und -kanzlei. Einerseits war sie die einzige Gesandtschaft, die Österreich jemals von einem seiner in Dienst stehenden Diplomaten anmietete, andererseits gab es Mitte der 1920er Jahre einen kuriosen Gebäudetauschhandel zwischen Österreich und Italien.
Als Freiherr von Biegeleben im November 1881 als zweiter Generalkonsul in Sofia eintraf, standen für ihn repräsentative Räumlichkeiten einer zukünftigen k.u.k. Gesandtschaft in Dringlichkeit ganz vorn. Da einerseits die junge Hauptstadt keine passende Stadtvilla zur Vermietung anbieten konnte, andererseits das Wiener Ministerium zu dieser Zeit vor Gesandtschafts-Neubauten zurückscheute, entschied sich Biegeleben ein Gebäude auf eigene Kosten errichten zu lassen. Innerhalb weniger Wochen hatte er eines der zentralsten Grundstücke am Boulevard Zar Oswoboditel 11 erworben, den Wiener Architekten Peter Paul Brang in Planung und Bauausführung beauftragt und im Frühjahr 1882 den Grundstein setzen lassen. Ein Jahr darauf wurde die neue Gesandtschaft bezogen.[1][3] Um die Jahrhundertwende ist der Boulevard Zar Oswoboditel zum Prachtboulevard der Stadt geworden, mit u. a. Parlament, Akademie und Nationalgalerie in unmittelbarer Nachbarschaft. Um 1905 ließ sich Italien auf dem direkten Nachbargrundstück Boulevard Zar Oswoboditel 13 ein Gesandtschaftspalais nach Plänen des Architekten Enrico Bovio errichten.[1][3]
Gegen Ende des 1. Weltkriegs wurde die österreichisch-ungarische Gesandtschaft von italienischen Truppen besetzt, und nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie liquidiert. Der Republik Österreich wurde zwar ein Gebäudeanteil von etwa 2/3 zugesprochen, jedoch hatte die nun verkleinerte Republik keinen Bedarf für ein so großes Gesandtschaftsgebäude, um ein Auszahlen an die anderen Nachfolgestaaten der Monarchie zu rechtfertigen. Schließlich einigten sich Österreich, Ungarn und Italien darauf, die Immobilien schätzen zu lassen und Österreichs Anteil an der Nr. 11 gegen die etwa halb so große Immobilie Nr. 13 zu tauschen.[1][3]
Zu den heutigen Vertretungsbehörden der Republik Österreich in Bulgarien gehören auch ein Außenwirtschaft-Center als Handelsabteilung der Botschaft und drei Österreich-Bibliotheken, jeweils an der internationalen Elias-Canetti-Gesellschaft Russe, der St.-Kliment-Ohridski-Universität Sofia und der St.-Kyrill-und-St.-Method-Universität Weliko Tarnowo.
Missionschefs
k.u.k. Generalkonsule
- 1879: Aufnahme konsularischer Beziehungen zum Fürstentum Bulgarien
- 1879–1881: Rudolf von Khevenhüller-Metsch[2][4] (* 1844; † 1910)
- 1881–1887: Rüdiger von Biegeleben[2] (* 1847; † 1912)
- 1887–1895: Stephan Burián von Rajecz[2] (* 1851; † 1922)
- 1895–1900: Guido von Call zu Rosenburg und Kulmbach[2] (* 1849; † 1927)
- 1900–1904: Ladislaus Müller von Szentgyörgy[2] (* 1855; † 1942)
- 1904–1905: Karl von Braun[2][5] († 1940)
- 1905–1909: Franz Johann Duclas von Thurn und Valsássina-Como-Vercelli[2] (* 1876; † 1939)
k.u.k. Gesandte
- 1909: Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Königreich Bulgarien
Ernennung/ Akkreditierung |
Name des Amtsträgers | Anmerkungen | ernannt während der Reg. |
akkreditiert bei der Reg. |
Abberufung |
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1909, 24. Sep. | Carl von Giskra[2] | (* 1864; † 1919) 1905 bis 1906 Gesandter in Chile, 1906 bis 1909 Gesandter in Mexiko, 1911 bis 1917 Gesandter in den Niederlanden | Alois Lexa von Aehrenthal | Aleksandar Malinow | 1911, 30. Apr. |
1911, 30. Apr. | Adam Tarnówski von Tarnów[2][6] | (* 1866; † 1946) 1916 bis 1917 Botschafter in den Vereinigten Staaten | Alois Lexa von Aehrenthal | Iwan Geschow | 1916, 9. Nov. |
1916, 19. Nov. | Ludwig Széchényi[2] | (* 1868; † 1919) 1917 bis 1918 Gesandter in den Niederlanden | Ottokar Czernin | Wassil Radoslawow | 1917, 24. Jän. |
1917, 24. Jän. | Otto Czernin[2] | (* 1875; † 1962) | Ottokar Czernin | Wassil Radoslawow | 1918, 4. Nov. |
- 1918: Aufhebung der k.u.k. Gesandtschaft am 4. November
Österreichische Botschafter (seit 1919)
- Hinweis: Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Datum, sie ist jedoch nicht vollständig.
- Stand: November 2019
Siehe auch
Weiterführende Literatur
- Rudolf Agstner: Österreich Bulgarien: 125 Jahre diplomatische Beziehungen und 160 Jahre österreichische (österreich-ungarische) Vertretungsbehörden in Bulgarien, PIC Verlag, Veliko Tarnovo 2004, ISBN 954 736 114 7
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Geschichte der Botschaft: das Gebäude, Österreichische Botschaft in Sofia, abgerufen am 10. Februar 2016
- ↑ a b c d e f g h i j k l Erwin Matsch: Der Auswärtige Dienst von Österreich(-Ungarn) 1720-1920, Böhlau, Wien 1986, S. 155 f., S. 271, ISBN 3-205-07269-3
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Rudolf Agstner: Handbuch des Österreichischen Auswärtigen Dienstes, Band 1: 1918–1938, LIT, Münster 2015, ISBN 3-643-50685-6
- ↑ Khevenhüller-Metsch, Rudolf Gf. (1844–1910), Diplomat. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 316 f. (Direktlinks auf S. 316, S. 317).
- ↑ Rudolf Agstner: 1914: Das andere Lesebuch zum 1. Weltkrieg. Unbekannte Dokumente der österreichisch-ungarischen Diplomatie, LIT, Münster 2013, ISBN 3-643-50530-2
- ↑ Tarnowski, Adam Gf. (1866–1946), Politiker und Diplomat. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 203.
- ↑ a b c d e f g h i j k l Österreichische BotschafterInnen in Bulgarien seit 1972, Österreichische Botschaft in Sofia, abgerufen am 10. Februar 2016