Liste der Stolpersteine in Pößneck
Im Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 finden sich in Pößneck zwölf Stolpersteine, welche von Gunter Demnig verlegt wurden.[1]
Familie Binder (Breite Straße)
In der Breiten Straße in der Pößnecker Innenstadt finden sich vier Stolpersteine im Gedenken an die Mitglieder der Familie Binder. Die jüdische Familie lebte und wirkte in der Breiten Straße 2. Die Mahnmale vor dem Wohn- und Geschäftshaus, das im Volksmund heute noch „Kaufhaus Binder“ heißt, erinnern an:
Bild | Name | Ort, Adresse | Geburtsdatum/-ort | Inschrift | Kurzvita[2][3] |
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Binder, David (Jakob) | Pößneck, Breite Straße 2 | 21.07.1879 in Czernowitz | HIER WOHNTE
DAVID JAKOB BINDER JG.1879 SCHUTZHAFT 1938 BUCHENWALD TOT AN HAFTFOLGEN 14.1.1939 |
Beruf: Kaufhausbesitzer
Schwester: Klara Chaia Felstyner geb. Binder
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Binder, Hedwig geb. Ullmann | Pößneck, Breite Straße 2 | 13.02.1881 in Rottweil | HIER WOHNTE
HEDWIG BINDER GEB. ULLMANN JG. 1881 FLUCHT 1936 ENGLAND ZURÜCKGEKEHRT 1938 DEPORTIERT 1942 BELZYCE ERMORDET |
Beruf: Stütze (Dienstmädchen)
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Binder, Adolf (Milian) | Pößneck, Breite Straße 2 | 14.01.1920 in Jena | HIER WOHNTE
ADOLF MILIAN BINDER JG. 1920 SCHUTZHAFT 1938 BUCHENWALD 1940 ARBEITSLAGER GRÜNER WEG PADERBORN SCHICKSAL UNBEKANNT |
Beruf: Tischlerlehre (1936/37 – Zwangsabbruch der Lehre)
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Binder, Esther (Malke) | Pößneck, Breite Straße 2 | 19.06.1924 in Jena | HIER WOHNTE
ESTHER MALKE BINDER JG. 1924 DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET JAN 1945 |
Beruf: Praktikantin für Landwirtschaft (Hachschara)
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Familie Falkenstein (Tuchmacherstraße)
Im Gedenken an das Ehepaar Falkenstein finden sich zwei Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus in der Tuchmacherstraße 25. Die Stolpersteine erinnern an das Schicksal von:
Bild | Name | Ort, Adresse | Geburtsdatum/-ort | Inschrift | Kurzvita[2] |
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Falkenstein, Esther geb. Bernstein[7] | Pößneck, Tuchmacherstraße 24 | 10.10.1898 in Suwalki | HIER WOHNTE
ESTHER FALKENSTEIN GEB. BERNSTEIN JG. 1898 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET |
Tochter: Edith Falkenstein (*10.01.1923) ist am 26.05.1931 bei einem Verkehrsunfall verstorben,
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Falkenstein, Harry[8] | Pößneck, Tuchmacherstraße 24 | 16.12.1887 in Ermsleben | HIER WOHNTE
HARRY FALKENSTEIN JG. 1887 SCHUTZHAFT 1938 BUCHENWALD DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET |
Beruf: Tuchwarenhändler / Handelsvertreter
Schwester: Frieda Weinzweig geb. Falkenstein
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Familie Benjamin (Friedrich-Engels Straße)
Die Stolpersteine der Familie Benjamin liegen vor dem Wohnhaus in der Friedrich-Engels-Straße 15 in Pößneck. Zwischen 1926 und 1930 lebte die Familie in der Breiten Straße und ab ca. 1934 in der Gustav-Vogel-Straße (heute Friedrich-Engels-Straße) in Pößneck. Das Ehepaar betrieb eine Wäscherei- und Färbereifiliale am prominenten Platz im Gebäude am Markt 6. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde der Familienvater am 10. November 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht und gezwungen seine wirtschaftliche Existenz aufzugeben. Etwa ab 1941 musste die Familienmitglieder den Judenstern tragen. Die Stolpersteine erinnern an:
Bild | Name | Ort, Adresse | Geburtsdatum/-ort | Inschrift | Kurzvita[2] |
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Benjamin, Alexander[9] | Pößneck, Friedrich-Engels-Straße 15 | 18.06.1883 in Uelzen | HIER WOHNTE
ALEXANDER BENJAMIN JG. 1883 SCHUTZHAFT 1938 BUCHENWALD DEPORTIERT 1942 BELZYCE ERMORDET |
Beruf: Färbereibesitzer
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Benjamin, Sophie geb. Franke[11] | Pößneck, Friedrich-Engels-Straße 15 | 12.10.1884 in Prichsenstadt | HIER WOHNTE
SOPHIE BENJAMIN GEB. FRANKE JG. 1884 DEPORTIERT 1942 BELZYCE ERMORDET |
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Rosenthal, Ilse geb. Benjamin[12] | Pößneck, Friedrich-Engels-Straße 15 | 25.07.1913 in Uelzen | HIER WOHNTE
ILSE BENJAMIN JG. 1913 DEPORTIERT 1942 BELZYCE ERMORDET |
Beruf: Geschäftsgehilfin
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Abraham, Gerda geb. Benjamin[13] | Pößneck, Friedrich-Engels-Straße 15 | 30.10.1910 in Weimar | HIER WOHNTE
GERDA BENJAMIN GEB. BENJAMIN[14] JG. 1913 DEPORTIERT 1942 BELZYCE ERMORDET |
Beruf: Dienstmädchen
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Leo Schorr (Diezstraße)
Der Professor für Steuerrecht und Bücherrevisor, a. D. zog Anfang der 20er Jahre von Jena nach Pößneck, vermutlich um hier seinen Ruhestand zu planen und ein „gut-bürgerliches“ Familienleben in der kleinen Industrie- und Handelsstadt zu realisieren. Die Tochter heiratete den Studienrat Dr. Max Nette der an der Bürgerschule Pößneck unterrichtete, und auf Grund dieser Ehe seinen Beruf aufgeben musste. Ein Stolperstein vor dem Villenhaus in der Diezstraße 37 erinnert an:
Bild | Name | Ort, Adresse | Geburtsdatum/-ort: | Inschrift | Kurzvita[2] |
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Schorr, Leo [15] | Pößneck, Diezstraße 37 | 19.06.1881 in Kopytschynzi | HIER WOHNTE
LEO SCHORR JG. 1881 VERHAFTET 1941 'RASSENSCHANDE' BUCHENWALD VERLEGT 14.3.1942 BERNBURG ERMORDET 14.03.1942 |
Beruf: Buchhändler und Professor für Steuerrecht, a. D.
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Adolf Mayer (Kastanienallee)
Die Familien von Adolf Mayer und Leo Schorr waren Nachbarn und zogen ungefähr zur gleichen Zeit nach Pößneck, wodurch sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte. Der aus Hanau stammende Adolf Mayer erarbeitete sich eine vorbildliche Karriere im Verlagswesen und trug als Werbeleiter und später Verlagsdirektor wesentlich zur Firmengeschichte des Vogel-Verlags in Pößneck bei. Vor dem Einfamilienhaus in der Kastanienallee 5 findet sich ein Stolperstein im Gedenken an:
Bild | Name | Ort, Adresse | Geburtsdatum/-ort | Inschrift | Kurzvita[2][16] |
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Mayer, Adolf | Pößneck, Kastanienallee 5 | 23.07.1881 in Hanau | HIER WOHNTE
ADOLF MAYER JG. 1881 'SCHUTZHAFT' 1938 BUCHENWALD DEPORTIERT 1945 THERESIENSTADT ÜBERLEBT |
Beruf: Verlagsdirektor
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Einzelnachweise
- ↑ Alemannia Judaica: Stolpersteine in Pößneck. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
- ↑ a b c d e Philipp Gliesing: Jüdisches Leben in Pößneck. Ein Wegweiser für Erinnerung, Verständigung und Zivilcourage. In: Geschichtswerkstatt – Pößneck Alternativer Freiraum e.V. (Hrsg.): Kooperationsprojekt von Kulturamt Pößneck und PAF e.V. Backnang/Pößneck 2013, S. 43.
- ↑ Philipp Gliesing: „Einkäufe bei David Binder einstellen!“: Binders Kaufhaus in Pößneck. In: „Ich kam als wohlhabender Mensch nach Erfurt und ging als ausgeplünderter Jude davon.“: Schicksale 1933–1945. Hrsg.: Monika Gibas / Landeszentrale für politische Bildung Thüringen. Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena/Weimar 2014, S. 105–114 (lzt-thueringen.de [PDF]).
- ↑ Germania Judaica. S. II,2 S. 658–659; III,2 S. 1114–1115.
- ↑ a b c d e 10.05.42 nach Belzyce. Abgerufen am 29. November 2020.
- ↑ 37. Osttransport. Abgerufen am 29. November 2020.
- ↑ Bundesarchiv: Esther Falkenstein. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
- ↑ Bundesarchiv: Harry Falkenstein. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
- ↑ Bundesarchiv: Alexander Benjamin. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
- ↑ Verlustlisten 1. Weltkrieg, Seite 17399: Benjamin Alexander (Ülzen). Abgerufen am 10. Dezember 2020.
- ↑ Bundesarchiv: Sophie Benjamin. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
- ↑ Bundesarchiv: Ilse Benjamin. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
- ↑ Bundesarchiv: Gerda Abraham. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
- ↑ Fehler im Original (Forschungsstand hat sich seit der Verlegung verändert) - Erneuerung für 2021 geplant.
- ↑ Bundesarchiv: Leo Schorr. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
- ↑ Philipp Gliesing, Dennis Günthel: Die Reichspogromnacht in Deutschland am Beispiel des Gaues Thüringen und die Folgen für die Juden in Pößneck. Abgerufen am 11. Dezember 2019.