Liste der Stolpersteine in Werder (Havel)

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Stolpersteine in Werder (Havel)

Die Liste der Stolpersteine in Werder (Havel) umfasst jene Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig in der brandenburgischen Stadt Werder (Havel) verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden vom Kölner Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden in der Regel von ihm vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers verlegt.

Die ersten und bislang einzigen Verlegungen in Werder (Havel) erfolgten am 15. Oktober 2014.

Verlegte Stolpersteine

In Werder (Havel) wurden bis Ende 2020 insgesamt acht Stolpersteine an vier Adressen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
Datei:Stolperstein für Helene Gutsmann (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
HELENE
GUTTSMANN
GEB. KAMERASE
JG. 1887
DEPORTIERT 1942
PIASKI
ERMORDET
Schwalbenbergweg 27 Helene Guttsmann geb. Kamerase wurde am 5. August 1887 im schlesischen Strehlen geboren. 1919 heiratete sie den Berliner Elektrotechniker Walter Johann Guttsmann. Das Paar hatte zwei Kinder, Wilhelm Leo, geb. am 23. August 1920 in Berlin, und Hannah, geb. am 3. September 1923 in Berlin. Ab 1927 war die Familie auch in Werder ansässig. Die Kinder konnten beide noch im Jahr 1939 emigrieren, der Sohn nach England und die Tochter nach Palästina. Das Ehepaar Gutmann wurde am 28. März 1942 in das Getto von Piaski im Distrikt Lublin verschleppt. Helene Guttsmann und ihr Mann wurden beide im Zuge der Shoah ermordet, entweder im Ghetto Piaski oder sie wurden im März/April 1943 bei der Auflösung des Ghettos erschossen.[1]
Datei:Stolperstein für Walter Johann Guttsmann (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
WALTER JOHANN
GUTTSMANN
JG. 1880
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1939 BERLIN
DEPORTIERT 1942
PIASKI
ERMORDET
Schwalbenbergweg 27 Walter Johann Guttsmann wurde am 8. Mai 1880 in Berlin geboren. Er studierte von 1898 bis 1903 an der Technischen Hochschule Berlin Elektrotechnik und machte 1904 sein Diplomexamen. Er war dann als Ingenieur für die AEG tätig, unterbrochen vom Ersten Weltkrieg, wo er als Soldat kämpfte. Er heiratete 1919 Helene Kamerase, die aus Schlesien stammte. Das Paar hatte zwei Kinder, Wilhelm Leo, geb. am 23. August 1920 in Berlin, und Hannah, geb. am 3. September 1923 in Berlin. Ab 1927 war die Familie auch in Werder ansässig. Im Jahr 1932 hat AEG eine Erfindung von Guttsmann als Patent angemeldet. Am 30. Juni 1933 wurde er in den Ruhestand entlassen, weil er Jude war, bekam aber ein "Ruhegehalt" von der AEG. Kurze Zeit später, 1934, ließ sich die Familie hauptwohnsitzlich in Werder nieder, Walter Guttsmann betrieb von hier seine Firma für »Technische Beratung«. Während der Reichspogromnacht wurde das Haus der Guttsmanns fast vollständig verwüstet, die Familie verkaufte ihr Haus und zog zurück nach Berlin. Dort wohnten sie zuerst bei einer Verwandten, zuletzt aber in einer "Judenwohnung". Während dieser Zeit war Johann Guttsmann ehrenamtlich für das "Palästinaamt" und die "Reichsvereinigung der Juden" tätig. Die Emigrationsbemühungen des Ehepaares scheiterten, obwohl bereits fortgeschritten, am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Sie wurden am 28. März 1942 mit dem 11. Osttransport in das Getto von Piaski im Distrikt Lublin verschleppt. Dokumente belegen, dass Johann Guttsmann im Mai 1942 noch Mitglied des Judenrates im Ghetto Piaski war. Entweder ist das Paar dort im Ghetto ums Leben gekommen oder sie sind im März/April 1943 bei der Auflösung des Ghettos erschossen worden.[1]

Sein Sohn Wilhelm wurde während der Reichspogromnacht verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert. Er kam wieder frei und emigrierte 1939 nach England. Dort wurde er als "feindlicher Ausländer" interniert und nach Australien deportiert. Im Jahr 1942 kehrte er nach England zurück. Ab 1946 studierte er an der London School of Economics. Wilhelm Guttsmann war dann als Bibliothekar tätig und von 1961-185 Chief Librarian der Universitätsbibliothek von Norwich. Er verfasste mehrere Standardwerke, darunter The British Political Elite (1963), The German Social Democratic Party 1875–1933 (1981) und Art for the Workers (1997). William Leo Guttsman starb am 13. Februar 1998 in Norwich. Hannah Guttsmann kam mit der Jugend-Aija nach Palästina und überlebte ebenfalls. Sie heiratete und lebt als Hannah Shalem in Israel.[1][2]

Stolperstein für Käte Jacob (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
KÄTE JACOB
JG. 1909
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 BERLIN
ZWANGSARBEIT 1941
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET
Torstraße 3 Käte Jacob
Datei:Stolperstein für Kurt Jacob (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
KURT JACOB
JG. 1912
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET
Torstraße 3 Käte Jacob
Stolperstein für Hans-Peter Olschowski (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
HANS-PETER
OLSCHOWSKI
JG. 1923
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 BERLIN
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
1945 MITTELBAU-DORA
ERMORDET
Brandenburger Straße 20 Hans-Peter Olschowski
Stolperstein für Ruth Olschowski (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
RUTH
OLSCHOWSKI
GEB. HOLZHEIM
JG. 1904
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 BERLIN
DEPORTIERT 1944
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Brandenburger Straße 20 Ruth Olschowski geb. Holzheim
Stolperstein für Hans Siegfried Salomon (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
HANS SIEGFRIED
SALOMON
JG. 1914
DEPORTIERT 1942
MINSK
MALY TROSTINEC
ERMORDET
Glindow
Klaistower Straße 68
Hans Siegfried Salomon
Datei:Stolperstein für Resi Salomon (Werder (Havel) ).jpg HIER WOHNTE
RESI SALOMON
GEB. SCHWARZ
JG. 1891
DEPORTIERT 1942
GHETTO WARSCHAU
ERMORDET
Glindow
Klaistower Straße 68
Resi Salomon geb. Schwarz

Verlegungen

  • 15. Oktober 2014

Am Tag davor hielt Gunter Deming in der Stadt einen Vortrag über Stolpersteine. Die Verlegung der ersten acht Stolpersteine in Werder und Glindow erfolgte nach sieben Jahren intensiver Vorbereitungsarbeit.[3]

Weblinks

Commons: Stolpersteine in Werder (Havel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Familie Guttsmann. Jüdische Schicksale Werder, abgerufen am 16. Januar 2021.
  2. Hartmut Röhn (Hrsg.): Jüdische Schicksale, Lukas Verlag 2016, ISBN 978-3-86732-240-9, S. 59
  3. DIE LINKE übernimmt über zwei Stolpersteine eine Patenschaft, abgerufen am 25. Februar 2021