Liste von Birnensorten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Birnen der Sorte Conference

Ursprung, Erhaltung und Bestimmung der Birnensorten

Die europäischen Kultursorten der Birne stammen wahrscheinlich aus dem Kaukasus und aus Kleinasien. Als Pyrus communis wird die Ausgangsform unserer Kulturbirne bezeichnet. Sie soll unter hauptsächlicher Beteiligung von Holzbirne (Pyrus pyraster) und Schnee-Birne (Pyrus nivalis) aus vielen Hybridisierungen entstanden sein.

Wissen zu Birnensorten stellt die Genbank National Clonal Germplasm Repository in Corvallis, Oregon, USA, zur Verfügung.[1] In Europa ist die Malus/Pyrus Working Group des European Cooperative Programme for Crop Genetic Resources Networks (ECP/GR) mit der Erhaltung von Birnensorten befasst. Die europäische Pyrus-Datenbank (ECP/GR Pyrus Database) wird vom Centre de Recherches Agronomiques, Gembloux, Belgien betrieben.[2] Eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung von Birnensorten spielen auch einige spezialisierte Mitglieder des Pomologen-Verein.

Die Sortenbestimmung bei Birnen wird anhand phänologischer, morphologischer oder physiologischer Merkmale durchgeführt. Birnensorten werden mittels bestimmter Merkmale beschrieben. Eine Liste der Merkmale von Birnen ist von der ECP/GR erarbeitet worden. Mittlerweile hat sich die RAPD-PCR-Methode zur exakten Sortenbestimmung bei Birnen im Labor etabliert. Die Abkürzung RAPD-PCR bedeutet Random Amplified Polymorphic DNA-Polymerase Chain Reaction (dt. „zufällig vervielfältigte polymorphe DNA-Polymerase-Kettenreaktion“). Die RAPD-PCR-Methode erlaubt es, Polymorphismen bei eng verwandten Organismen zu entdecken.[3]

Wichtige Birnensorten

Seit dem Mittelalter wurde die Birne über ganz Europa verbreitet. Ab dem 18. Jahrhundert setzte eine umfangreiche Selektionsarbeit und Neuzüchtung ein. Das heutige im Anbau befindliche Birnensortiment beschränkt sich auf wenige Sorten. Alle diese Sorten stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Erst in jüngster Zeit hat sich die Züchtung, wenn auch nicht so intensiv wie beim Apfel, der Birne zugewandt.

Alexander Lucas, Conference und Williams Christ sind unverändert die in dieser Reihenfolge wichtigsten Sorten im deutschen Anbau.[4] Auch bei Neupflanzungen stellen sie den höchsten Anteil. Nur die Neuzüchtung Concorde, eine Kreuzung aus Conference und Vereinsdechantsbirne, konnte einen kleinen Anteil an der Birnenanbaufläche in Deutschland gewinnen. Je nach Region werden in Deutschland noch Köstliche aus Charneux, Clapps Liebling, Vereinsdechantsbirne, Boscs Flaschenbirne oder Gute Luise angebaut.

Die wichtigsten Birnensorten nach Größe der Anbaufläche in der Europäischen Union im Jahr 2007[5]
Conference 29.177,70 ha 26,1 %
Abbé Fétel (Abate Fetel) 12.567,90 ha 11,3 %
Williams Bon Chrétien (Bartlett, Williams Christ) 10.332,10 ha 9,2 %
Rocha 8.728,07 ha 7,8 %
Blanca de Aranjuez (Blanquilla) 5.782,69 ha 5,2 %
Vereinsdechantsbirne (Doyenne de Comice) 4.387,44 ha 3,9 %
Jules Guyot (Limonera) 3.520,37 ha 3,1 %
Coscia 3.387,49 ha 3,0 %
Kaiser Alexander (Boscs Flaschenbirne) 3.051,39 ha 2,7 %
Clapps Liebling 2.162,13 ha 1,9 %

Birnensorten für den Garten

Birnen der Sorte Clapps Liebling
Petersbirne
Die Birne Carmen
Cape Rose oder Cheeky

nach Reifezeit geordnet:

Mostbirnen:

Dörrbirnen:

  • Stuttgarter Geißhirtle

Umfassendes Verzeichnis von Tafelbirnensorten

Für die Liste wurde das Illustrirte Handbuch der Obstkunde von 1860[7] ausgewertet. Diese in der deutschen Obstbaugeschichte unübertroffene Darstellung enthält über 260 Birnensorten. Jede Sorte wird mit einer Zeichnung und einer detaillierten Sortenbeschreibung von etwa zwei Seiten vorgestellt. Enthalten sind vor allem viele alte und lokale Sorten, auf welche die heutige Naturschutzarbeit besonderen Wert legt. Daneben finden sich auch einige inzwischen vergessene „Modesorten“ und experimentelle Sorten des 19. Jahrhunderts.

Bei den im Handbuch beschriebenen Sorten sind Nummer und Fundstelle hinzugefügt. Das Handbuch unterteilt in Sommer-, Herbst- und Winterbirnen. Dieser Einteilung folgt auch die vorliegende Liste. Die Literaturangaben beziehen sich auf das Handbuch,[7] soweit nicht anders angegeben.

Sommerbirnen

Herbstbirnen

Köstliche aus Charneux (Bürgermeister-Birne)

Winterbirnen

Colomas Herbstbutterbirne
Clairgeau Butterbirne
Pastorenbirne am Baum

Liste der häufigsten Mostbirnensorten

Früchte der Oberösterreicher Weinbirne

Die folgende Liste enthält die wichtigsten und am meisten verbreiteten Mostbirnensorten. Es handelt sich bei dieser Auflistung ausschließlich um Sorten, die vor 1900 entstanden sind und in den Streuobstgebieten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz vorkommen. Die Namen richten sich nach den am häufigsten gebräuchlichen Bezeichnungen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Kultursorten von Birnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Deutsche Pomologie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Wilhelm Lauche: Deutsche Pomologie. Birnen (1882). Wageningen Digital Library, 12. November 2002, abgerufen am 30. November 2012 (CD-ROM-Ausgabe von C.M. Ballintijn).
  • Pomologische Bibliothek. Bücherei des Deutschen Gartenbaues e. V., 28. Januar 2010, abgerufen am 30. November 2012 (digitalisierte Pomologien, z. B. Gustav Pfau-Schellenberg: Schweizerische Obstsorten, 1863–1872).
  • BUND-Lemgo Obstsortendatenbank. Förderverein der Ortsgruppe Lemgo im BUND NW e.V., abgerufen am 30. November 2012 (Sortenempfehlungen, alte Bestimmungsbücher und zahlreiche Apfel- und Kirschsortenzeichnungen).
  • Obst – Sortenblätter. Obstsorten aus Niederösterreich – Bestimmen, Erhalten, Genießen. Verein Arche Noah in Zusammenarbeit mit dem Amt der NÖ-Landesregierung, Abt. Naturschutz, 2021, abgerufen am 24. März 2021.
  • NCGR-Corvallis Pyrus Catalog. European Cultivars. USDA, ARS, National Genetic Resources Program, 2. April 2009, abgerufen am 30. November 2012 (englisch, Online-Datenbank europäischer Birnensorten des USDA).
  • Birnensortensuche. Obstbau und Weinbau-Zentrum Kärnten, abgerufen am 30. November 2012 (Datenbank von 78 Birnensorten).
  • Birnensorten für den Garten. (PDF (91 kB)) Merkblatt 3152. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, 7. Mai 2009, archiviert vom Original am 19. März 2014; abgerufen am 10. Januar 2016 (Hinweise zu Standorten und Reifezeit bewährter Sorten).
  • Alte Obstsorten – Birne. Bundessortenamt, abgerufen am 30. November 2012: „Obstsorten, die nach § 6 Abs. 4 der „Verordnung über das Inverkehrbringen von Anbaumaterial von Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenarten (Anbaumaterialverordnung – AGOZV)“ anerkannt werden können, ohne geschützt oder zugelassen zu sein“
  • Bernhard Arnold: Kurzbeschreibungen alter Obstsorten: Birnen. (PDF (185 kB)) Biologische Station Bonn e.V., 18. März 2005, abgerufen am 10. Januar 2016.
  • Birnen und Quitten. Verband der Bediensteten für Obstbau, Garten und Landschaft e.V., 22. September 2012, abgerufen am 30. November 2012 (Sortenbeschreibungen).

Einzelnachweise

  1. Pyrus Genetic Resources (Pear)
  2. Europäische Pyrus-Datenbank (ECP/GR Pyrus Database)
  3. RAPD-Marker zur Sortenidentifizierung
  4. Franz Rueß: Erfahrungen mit neuen Birnensorten, -unterlagen und bränden. (PDF; 79 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz, 30. April 2007, archiviert vom Original am 9. Februar 2015; abgerufen am 30. November 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.obstbau.rlp.de
  5. Eurostat: Birnbäume mit Tafelbirnen seit 2002@1@2Vorlage:Toter Link/epp.eurostat.ec.europa.eu (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. https://baumschule-wendt.de/birnen.html Sortenliste der Baumschule Wendt
  7. a b Franz Jahn, Eduard Lucas, Johann Oberdieck: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde. Band 2: Birnen. Ebner & Seubert, Stuttgart 1860.
  8. Zur „Muskateller Birne“ siehe auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 152 (Pyra muscatellina).
  9. Durchbruch der roten Birne. Abgerufen am 13. November 2018.