Litoranea Libica 1939

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Benito Mussolinis persönlicher Chauffeur Ercole Boratto – hier gemeinsam mit Giovanni Battista Guidotti bei der Mille Miglia 1937 – gewann die Litoranea Libica mit Partner Consalvo Sanesi
Via Balbia

Die Litoranea Libica 1939, auch II. Litoranea Libica, Tobruck-Tripoli und 1939 Mille Miglia, fand am 26. März statt und führte über 1500 km von Tobruk nach Tripolis.

Das Rennen

Die Route

TobrukBengasiAdschdabiyaSirteMisrataal-ChumsTripolis

Vorgeschichte und Rennverlauf

Die seit Mille Miglia 1927 ausgetragene Mille Miglia kam 1938 zu einem tragischen Ende. Bis dahin von schweren Unfällen verschont geblieben, starben am 3. April 1938 in der Innenstadt von Bologna zehn Menschen, darunter sieben Kinder, als ein Lancia Aprilia in eine Zuschauergruppe geriet. Die Kritik an den schlechten Sicherheitsmaßnahmen in den italienischen Medien war groß. Als der Druck auf die Politik stieg, verbot die italienische Regierung mit dem Beginn des Jahres 1939 alle Straßenrennen. Ausgenommen von diesem Verbot waren nur Bergrennen und Veranstaltungen, die unter der faschistischen Verwaltung Siziliens standen.

Giovanni Lurani, der Rennfahrer, Journalist und Miteigentümer der Scuderia Ambrosiana, entwickelte die Idee eines Rundstreckenrennens, wie es die Targa Florio war. Auf einem hundert Kilometer langen Rundkurs rund um Brescia sollten 16 Runden gefahren werden. Die vier Organisatoren der Mille Miglia, Aymo Maggi, Franco Mazzotti, Giovanni Canestrini und Renzo Castagneto, lehnten den Vorschlag ab. Dass dennoch ein 1000-Meilen-Rennen zustande kam, war der italienischen Regierung zu verdanken, die eine Veranstaltung unter dem Namen 1939 Mille Miglia in der Kolonie Italienisch-Libyen organisierte. In Libyen fand bereits der Gran Premio di Tripoli statt, den Benito Mussolini immer wieder propagandistisch nutzte. Gefahren wurde im Frühjahr 1939 auf großen Teilen der 1937 erbauten Via Balbia. Der Start erfolgte in Tobruk und führte über 1500 Kilometer entlang der libyschen Küste ins Ziel nach Tripolis.

Das Interesse an diesem Rennen war gering. Selbst die Geschäftsleitung von Alfa Romeo benötigte eindeutige Anweisungen vom Regierungssitz in Rom, um drei Wagen zu melden. Auch die Einsatzwagen wurden in Rom bestimmt. Die Alfa Romeo 6C 2500 SS waren eine ungewöhnliche Wahl für ein Rennen in der Hitze am Rande der libyschen Wüste. Benito Mussolini meldete selbst einen 6C 2500 SS für seinen rennfahrenden Chauffeur Ercole Boratto und erklärte vollmundig, Boratto werde die Werksfahrer von Alfa Romeo schlagen, wenn sie mit demselben Rennwagenmodell ins Rennen gingen. Dementsprechend lief das Rennen ab. Boratto hatte mit Consalvo Sanesi einen professionellen Co-Piloten, ließ ihn aber selten ans Steuer, weil er den Zorn seines Chefs fürchtete. Der Zieleinlauf wurde zur Farce. Der überlegen führende Clemente Biondetti wurde knapp vor Tripolis – wo neben Mussolini und Italo Balbo die Honoratioren der Kolonialverwaltung auf den Sieger warteten – angewiesen anzuhalten und dem hinter ihm fahrenden Boratto (bei der Litoranea Libica gab es im Unterschied zur Mille Miglia einen Massenstart) vorbeizulassen. Biondetti tat wie ihm geheißen und ließ seinen Beifahrer Luigi Monzani knapp hinter Boratto ins Ziel fahren. Der Rückstand nach einer Fahrzeit von mehr als 11 Stunden betrug 21 Sekunden. Sechs Minuten dahinter kam Willi Briem im Werks-BMW 328 als Gesamtdritter ins Ziel.

Von den Veranstaltern der Mille Miglia wurde das kuriose Rennen nie als echte Mille angesehen und erhielt keine Nummerierung.

Ergebnisse

Schlussklassement

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer/Beifahrer Fahrzeug Fahrzeit
1 SN + 1.5 Italien 1861 Benito Mussolini Italien 1861 Ercole Boratto
Italien 1861 Consalvo Sanesi
Alfa Romeo 6C 2500 SS 10:37:19,000
2 SN + 1.5 Italien 1861 Alfa Corse Italien 1861 Clemente Biondetti
Italien 1861 Luigi Monzani
Alfa Romeo 6C 2500 SS 10:37:40,000
3 S 2.0 Deutsches Reich NS BMW Deutsches Reich NS Willi Briem
Deutsches Reich NS Theodor Holtzschuh
BMW 328 10:43:10,000
4 SN + 1.5 Italien 1861 Alfa Corse Italien 1861 Carlo Maria Pintacuda
Italien 1861 Paride Mambelli
Alfa Romeo 6C 2500 SS 10:52:18,000
5 S 2.0 62 Deutsches Reich NS BMW Deutsches Reich NS Max zu Schaumburg-Lippe
Deutsches Reich NS Ralph Roese
BMW 328 11:01:11,000
6 S 2.0 Deutsches Reich NS BMW Deutsches Reich NS Paul Heinemann
Deutsches Reich NS Uli Richter
BMW 328 11:02:45,000
7 SN 1.1 Italien 1861 Giuseppe Rossi Italien 1861 Giuseppe Rossi
Italien 1861 Angelo Molinari
Fiat Millecento Coupe 12:32:00,000
8 SN 1.1 Italien 1861 Bonomo
Italien 1861 Ferioli
Fiat 1100 12:52:01,000
9 SN 1.5 Italien 1861 Ippolito Berrone Italien 1861 Leoncini
Italien 1861 Ippolito Berrone
Lancia Aprilia 13:02:52,000
10 SN 1.1 Italien 1861 Sesto Leonardi Italien 1861 Sesto Leonardi
Italien 1861 Scimbaldi
Fiat 1100 13:04:36,000
11 SN 1.5 Italien 1861 Luigi Bellucci Italien 1861 Luigi Bellucci
Italien 1861 Costantini
Lancia Aprilia 13:09:22,000
12 SN 1.1 Italien 1861 P. Ravano
Italien 1861 M. Lenzi
Fiat 1100 13:35:26,000
13 SN 1.1 Italien 1861 Giacomo Palmieri Italien 1861 Giacomo Palmieri Fiat 1100 13:35:55,000
14 SN 1.1 Italien 1861 Maria Antonietta Avanzo Italien 1861 Maria Antonietta Avanzo
Italien 1861 Fiorelli
Fiat 1100 13:57:32,000
15 SN 1.1 Italien 1861 Enrico Adanti Italien 1861 Enrico Adanti Fiat 1100 14:04:32,000
16 SN 1.1 Italien 1861 Alberto Comirato Italien 1861 Alberto Comirato
Italien 1861 Lia Comirato Dumas
Fiat-Comirato 1100 14:08:53,000
17 SN 750 14 Italien 1861 Giulio Baravelli Italien 1861 Giulio Baravelli Stanguellini SN750 14:36:40,000
18 SN 1.5 Italien 1861 Leo Spoletini Italien 1861 Leo Spoletini
Italien 1861 F. De Dominicis
Lancia Aprilia 14:42:03,000
19 SN 750 Italien 1861 Bartolon
Italien 1861 Mme. Bartolon
Fiat 500 15:52:43,000
Ausgefallen
20 SN + 1.5 Italien 1861 Alfa Corse Italien 1861 Giuseppe Farina Alfa Romeo 6C 2500 SS
21 SN 750 44 Italien 1861 Franco Bertani Italien 1861 Franco Bertani
Italien 1861 Enzo Crotti
Stanguellini SN1100

Nur in der Meldeliste

Zu diesem Rennen sind keine weiteren Meldungen bekannt.

Klassensieger

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
SN + 1.5 Italien 1861 Ercole Boratto Italien 1861 Consalvo Sanesi Alfa Romeo 6C 2500 SS Gesamtsieg
SN 1.5 Italien 1861 Leoncini Italien 1861 Ippolito Berrone Lancia Aprilia Rang 9
SN 1.1 Italien 1861 Giuseppe Rossi Italien 1861 Angelo Molinari Fiat Millecento Coupe Rang 7
SN 750 Italien 1861 Giulio Baravelli Stanguellini SN750 Rang 17
S 2.0 Deutsches Reich NS Willi Briem Deutsches Reich NS Theodor Holtzschuh BMW 328 Rang 3

Renndaten

  • Gemeldet: 21
  • Gestartet: 21
  • Gewertet: 19
  • Rennklassen: 5
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: unbekannt
  • Streckenlänge: 1500,000 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 10:37:19,000 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 1
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 1500,000 km
  • Siegerschnitt: 141,416 km/h
  • Pole Position: keine
  • Schnellste Rennrunde: keine
  • Rennserie: 1. Lauf zur Italienischen Sportwagen-Meisterschaft 1939

Literatur

  • R. M. Clarke: Mille Migla, 1927 – 1951, the Alfa und Ferrari Years; Brooklands Books, ISBN 1-85520-4673.
  • Hans-Jörg Götzl: Mille Miglia. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02562-0.

Weblinks