Lohm (Zernitz-Lohm)

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Lohm
Gemeinde Zernitz-Lohm
Koordinaten: 52° 51′ 39″ N, 12° 19′ 0″ O
Höhe: 26 m ü. NHN
Fläche: 13,7 km²
Einwohner: 257 (31. Dez. 2006)[1]
Bevölkerungsdichte: 19 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1997
Postleitzahl: 16845
Vorwahl: 033973
Dorfkirche Lohm

Lohm ist ein bewohnter Gemeindeteil der Gemeinde Zernitz-Lohm im südlichen Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Der Ort wird vom Amt Neustadt (Dosse) verwaltet und war bis zum 31. Dezember 1997 eine eigenständige Gemeinde.

Lage

Blick aus südwestlicher Richtung nach Lohm

Lohm liegt im Süden der Dosseniederung, etwa acht Kilometer westlich von Neustadt (Dosse) und zehn Kilometer südlich von Kyritz. Umliegende Ortschaften sind Schönermark und Bahnhof Zernitz im Norden, Kahlschlag im Nordosten, Neuendorf im Osten, Koppenbrück im Südosten, Neuhof, Roddahn und Helenenhof im Süden, Voigtsbrügge im Südwesten, Sophiendorf im Westen und Stüdenitz im Nordwesten.

Lohm liegt an der Landesstraße 14 zwischen Kyritz und Großderschau. Zu Lohm gehört der nördlich des Dorfes gelegene Wohnplatz Krüllenkempe.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Lohm im Jahr 1336 als Luome, sieben Jahre später erfolgte die Nennung als Lome. Der Ortsname leitet sich von einem Wort aus einer slawischen Sprache ab und beschreibt eine Siedlung, auf deren Gebiet es Windbruch gegeben hat.[2] Lohm ist ein historisch gewachsenes Sackgassendorf und Angerdorf. Im Jahr nach der Ersterwähnung, am 6. Juli 1337, belehnte der brandenburgische Markgraf Ludwig I. die Brüder Heinrich und Jordan von Kröcher mit den Dörfern Lohm und Dreetz. Zeitweise bestanden sogar vier Rittergüter in Lohm.[3]

Die Adelsfamilie Kröcher hatte bis ins 20. Jahrhundert die Grundherrschaft über das Dorf inne. Verwaltungstechnisch gehörte Lohm ab dem 16. Jahrhundert zum Kyritzischen Kreis. Im Jahr 1737 errichtete Georg Volrath von Kröcher das Herrenhaus Lohm I.[4] Caspar Joachim von Kröcher, dessen Laufbahn als späterer Domherr des Hohen Stifts zu Havelberg[5] auf der Ritterakademie in Brandenburg begann,[6] erbaute drei Jahre später auf seinem Gutsanteil ein weiteres Herrenhaus. Beide Gebäude sind bis heute erhalten. Der Sohn des Bauherrn, Hans Ernst Wilhelm von Kröcher, wurde ebenso Domherr.

Ab 1815 lag Lohm im Kreis Ostprignitz in der preußischen Provinz Brandenburg, der durch eine Verwaltungsreform entstanden war. Im Jahr 1924 verkaufte Hans von Kröcher den noch im Vorjahr[7] 1000 ha Gutsanteil Lohm II, er wanderte nach Argentinien aus,[8] an die Deutsche Kultur- und Siedlungsgesellschaft. Von dort gelangte es in den Besitz des Potsdamer Polizeipräsidenten Wilhelm Graf von Wedel. Nach dessen Tod im Jahr 1941 kaufte der Bauunternehmer Friedrich Kotzbau das Gut.[9] 1928 wurden die Gutsbezirke Lohm I, II, III und IV mit der Gemeinde Lohm vereinigt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der darauf folgenden Bodenreform wurde Ella von Kröcher[10] als letzte Vertreterin der Familie, die noch 335 ha[11] Gutsanteile an Lohm I besaß, und Kotzbau enteignet und das Land an Neubauern verteilt.

Im Herrenhaus Lohm I waren nach der Enteignung Mietwohnungen und ein Kindergarten untergebracht; 2016 wurde es an ein Architektenehepaar verkauft. Das Herrenhaus Lohm II war bis 2002 eine Grundschule und wird heute als Pension genutzt.

Zu DDR-Zeiten gehörte Lohm ab 1952 zum Kreis Kyritz im Bezirk Potsdam. Nach der Wiedervereinigung lag der Ort weitere drei Jahre im Landkreis Kyritz und kam danach in den neuen Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Am 31. Dezember 1997 fusionierte Lohm mit Zernitz zu der neuen Gemeinde Zernitz-Lohm.

Fachwerkkirche Lohm

Bereits 1541 war Lohm eine Pfarrkirche der Superintendentur Kyritz. Die heutige Fachwerkkirche in Lohm wurde im Jahr 1828 gebaut und steht auf dem Fundament des Vorgängerbaus. 1902 wurde die Kirche erstmals saniert, eine weitere Restaurierung erfolgte im Jahr 1980. Die Pfarrstelle Lohm wurde 1977 aufgelöst und dem Pfarrsprengel Zernitz angeschlossen. Seit 2003 gibt es in der Dorfkirche von Lohm eine Orgel.[12]

Der Pfarrsprengel Zernitz gehört zum Kirchenkreis Prignitz und ist Teil der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1875 272
1890 248
1910 205
Jahr Einwohner
1925 345
1933 343
1939 304
Jahr Einwohner
1946 565
1950 579
1964 429
Jahr Einwohner
1971 390
1981 309
1989 294
Jahr Einwohner
1992 273
1996 257

Gebietsstand des jeweiligen Jahres[13]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Lohm, von Oliver Hermann und Edzard Rust. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 360–363; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7

Weblinks

Commons: Lohm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis. In: geobasis-bb.de. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg, abgerufen am 21. März 2020.
  2. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. Alter – Herkunft – Bedeutung. be.bra Wissenschaft, Berlin 2005, S. 107.
  3. Karl Friedrich Klöden: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts der Herren von Kröcher. Zweiter Abschnitt, Stellentins Linie. Julius Sittenfeld, Berlin 1852, S. 133–134 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 5. Januar 2022]).
  4. Geschichte. In: schloss-lohm.de, abgerufen am 21. März 2020.
  5. August Hennig von Kröcher: Geschichte des Geschlechts von Kröcher. In: Familien-Chronik. Sechszehnte bis einundzwanzigste Generation Auflage. Zweiter Theil. Funfzehntes bis Neunzehntes Jahrhundert. Vierte Abtheilung, Geschichte des Geschlechts von Kröcher vom Anfang des achtzehnten Jahrhunderts bis in die neueste Zeit. Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), Berlin 1864, S. 246–250 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 5. Januar 2022]).
  6. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, Kaspar Joachim v. Kröcher-Zögling-RA-No. 271. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 47–48 (d-nb.info [abgerufen am 8. Dezember 2021]).
  7. Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg, 1923. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe, hier über 30 ha, nach amtlichen Quellen. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 54 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 13. August 2021]).
  8. Gottfried Graf Finck v. Finckenstein, Christoph Franke: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A, 2007. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA. Band XXIX, Nr. 142. C. A. Starke, 2007, ISBN 978-3-7980-0842-7, ISSN 0435-2408, S. 223–224 (d-nb.info [abgerufen am 13. August 2021]).
  9. Geschichte von Lohm. Gemeinde Zernitz-Lohm, abgerufen am 21. März 2020.
  10. Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1975. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe des GHdA von 1951 bis 2015. Band XIII, Nr. 760. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1975, S. 339 (d-nb.info [abgerufen am 13. August 2021]).
  11. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 74 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 13. August 2021]).
  12. Dorfkirche Lohm. Kirchenkreis Prignitz, abgerufen am 21. März 2020.
  13. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 21. März 2020.