Lomatium

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Lomatium

Lomatium parryi

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Lomatium
Wissenschaftlicher Name
Lomatium
Raf.

Lomatium ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).[1] Die seit 2018 100 bis 120[2] Arten sind hauptsächlich in Nordamerika verbreitet.

Beschreibung

Doppeldoldiger Blütenstand von Lomatium macrocarpum
Blütenstand von Lomatium parryi
Ausschnitt eines Fruchtstandes von Lomatium nudicaule

Vegetative Merkmale

Lomatium-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Alle Arten sind sehr langlebig; von einigen Exemplaren ist bekannt, dass sie über 100 Jahre alt sind.[2] Als Überdauerungsorgane werden Pfahlwurzeln oder tiefliegende Pflanzenknollen gebildet.[1][2] Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl bis wollig behaart. Bei einigen Arten sind Stängel nicht erkennbar, bei anderen Arten ist selbständig aufrechte Stängel einfach oder verzweigt. Am Stängelgrund einiger Arten befindet sich ein faseriger Schopf aus abgestorbenen Blattscheiden.[1]

Die Laubblätter sind in Blattscheiden, Blattstiele und Blattspreiten gegliedert. Die Blattspreiten sind sehr unterschiedlich geformt: einfach und länglich, dreieckig-eiförmig oder verkehrt-eiförmig; ein- bis mehrfach fiederteilig oder ein- bis mehrfach dreizählig zusammengesetzt. Die Blattsegmente sind sehr unterschiedlich geformt.[1]

Es ist keine giftige Lomatium-Art bekannt.[2]

Generative Merkmale

Es sind deutliche Blütenstandsschäfte vorhanden. Die Blüten stehen in deutlich doppeldoldigen Blütenständen zusammen. Hüllblätter fehlen. Die Hüllchenblätter sind meist vorhanden und auffällig, seltener fehlend. Die Strahlen sind ausgebreitet bis aufrecht und meist an ihrer Basis geflügelt.[1]

Die Blüten überwiegend zwittrig und fünfzählig. Kelchzähne fehlen. Die fünf freien, weißen, gelben oder purpurfarbenen Kronblätter sind breit und verschmälern sich nach oben hin.[1] Es sind fünf Staubblätter vorhanden. Der zweikammerige Fruchtknoten ist unterständig. Es sind zwei Narben vorhanden.[1]

Es werden Doppelachänen gebildet. Die linealischen bis verkehrt-eiförmigen Einzelfrüchte sind von Vorne bis zum Rücken abgeflacht. Die Hauptrippen am Rand der flachen Spaltfrucht sind breit bis schmal, dünn oder dick geflügelt oder manchmal fadenförmig. Die rückenständigen Hauptrippen springen deutlich vor. Es gibt je Rippeninterval ein bis mehrere Ölstriemen. Der Fruchthalter ist frei und bis zum Grund gespalten oder es ist eine korkige Leiste entlang der Mitte der Einzelfrucht vorhanden. Die Samen sind flach bis konkav.[1]

Systematik und Verbreitung

Taxonomie

Die Gattung Lomatium wurde 1819 durch Constantine S. Rafinesque-Schmaltz in Journal de Physique, de Chimie, d'Histoire Naturelle et des Arts, Band 89, Seite 101 aufgestellt. Typusart ist Lomatium villosum Raf.[3] Der Gattungsname Lomatium leitet sich aus dem Griechischen ab und bezieht sich darauf, dass die Frucht von einem deutlichen Flügel umrandet wird.[1] Synonyme für Lomatium Raf. sind: Cogswellia Spreng., Cusickia M.E.Jones, Cynomarathrum Nutt., Euryptera Nutt. ex Torr. & A.Gray, Leibergia J.M.Coult. & Rose, Leptotaenia Nutt. ex Torr. & A.Gray.[4][1]

Zur Gattung Lomatium sind drei Monographien wichtig: Mildred E. Mathias: A revision of the genus Lomatium. In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 25, 1937/8, S. 225–297; John Merle Coulter, Joseph Nelson Rose: Umbelliferae In: Contributions from the United States National Herbarium, Volume 7, 1, 1900; Mark Schlessman: Systematics of Tuberous Lomatiums. In: Systematic Botany Monographs, Volume 4, 1984.[2]

Äußere Systematik und botanische Geschichte

Die Gattung Lomatium gehört zur Tribus Selineae in der Unterfamilie Apioideae innerhalb der Familie Apiaceae.[4] Die nordamerikanischen Arten von Peucedanum s. l. sind beispielsweise in Lomatium Raf. oder Cymopterus Raf. ausgegliedert worden. Zur Gattung Orogenia S.Wats. gehören nur noch zwei Arten, die dritte Art wurde 2017 zu Lomatium gestellt.[5]

Arten und ihre Verbreitung

Die Lomatium-Arten sind hauptsächlich in Nordamerika verbreitet.[1] Wenige Arten kommen auch in Mexiko vor. Keine Art gilt als invasive Pflanze.[2]

Viele Lomatium-Arten kommen nur einem kleinen Gebiet vor. Zwischen 1973 und 2016 wurden 13 Arten erstbeschrieben.[2] 2017 erfolgten durch Feist et al. einige Neukombinationen.[5] Auch 2018[6][7] sowie 2019 wurden neue Arten beschrieben und Taxa im Rang verändert.

Die Lomatium-Arten sind genetisch klar definiert, es sind keine Übergänge bekannt. In der Gattung Lomatium sind keine Hybriden bekannt.[2]

Es werden Verwandtschaftsgruppen diskutiert, die als Komplex bezeichnet werden.[2] Beispielsweise Lomatium grayi-Komplex oder Lomatium brevifolium-Komplex.[2]

Nutzung

Verwendung als Nahrungsmittel

Von einigen Lomatium-Arten (beispielsweise Lomatium ambiguum, Lomatium canbyi, Lomatium cous, Lomatium dissectum, Lomatium eurycarpum, Lomatium farinosum, Lomatium foeniculaceum, Lomatium gayeri, Lomatium gormanii, Lomatium grayi, Lomatium macrocarpum, Lomatium nudicaule, Lomatium triternatum, Lomatium utriculatum) wurden von einigen Stämmen der nordamerikanischen indigenen Völker Pflanzenteile gegessen:[16]

Für einige nordamerikanische Stämme war Lomatium ambiguum ein Hauptnahrungsmittel und ist eine von den beiden Lomatium-Arten, die am vielseitigsten verwendet wurde. Die unterirdischen Pflanzenteile wurden roh oder gegart gegessen. Die unterirdischen Pflanzenteile können auch getrocknet und gemahlen werden; mit diesem Pulver kann man beispielsweise Suppen würzen. Die Samen können gemahlen werden oder roh gegessen werden. Die Blütenstände und die oberen Blätter kann man verwenden um Salate oder Suppen etc. zu würzen.[16]

Lomatium macrocarpum war für einige nordamerikanische Stämme ein Hauptnahrungsmittel und ist eine von den beiden Lomatium-Arten, die am vielseitigsten verwendet wurde. Die unterirdischen Pflanzenteile wurden meist geschält vor dem garen oder essen. Die getrockneten unterirdischen Pflanzenteile können gemahlen werden und zum Kuchenbacken verwendet werden. Die Samen werden roh oder gegart gegessen und sind sehr nährstoffreich. Die gemahlenen Samen werden als Gewürz beim Brotbacken oder beispielsweise zum würzen von Suppen verwendet. Obwohl die Samen relativ kleinen sind, kann man sie trotzdem leicht ernten. Aus den Blättern, Stängeln und Blüten kann man einen Tee machen.[16]

Verwendung als Heilpflanze

Von einigen Lomatium-Arten (beispielsweise Lomatium ambiguum, Lomatium dissectum, Lomatium macrocarpum, Lomatium nudicaule, Lomatium triternatum, Lomatium utriculatum) wurden die medizinischen Wirkungen untersucht. Sie wurden schon in der Volksmedizin verwendet.[16]

Quellen

Literatur

  • Mark E. Darrach: New Taxonomic Understanding And Persistent Confusions and Contusions Regarding Circumscribing Lomatium. University of Washington Botanical Symposium, 2016. Volltext-PDF.
  • Mary Feist, James Smith, Donald H. Mansfield, Mark E. Darrach, Richard McNeill, Stephen Downie, Gregory Plunkett, Barbara Wilson: New combinations in Lomatium (Apiaceae, subfamily Apioideae). Phytotaxa, Volume 316, Issue 1, August 2017, S. 95–98. doi:10.11646/phytotaxa.316.1.11
  • Lincoln Constance, Margriet Wetherwax, 2017. In Jepson Flora Project (eds.) Jepson eFlora: Lomatium online Revision 5.
  • E. E. George, Donald H. Mansfield, J. F. Smith, R. L. Hartman, S. R. Downie, C. E. Hinchliff: Phylogenetic analysis reveals multiple cases of morphological parallelism and taxonomic polyphyly in Lomatium (Apiaceae). In: Systematic Botany, Volume 39, 2014, S. 662–675.doi:10.1600/036364414X680843
  • F.-J. Sun, S. R. Downie: A molecular systematic investigation of Cymopterus and its allies (Apiaceae) based on phylogenetic analyses of nuclear (ITS) and plastid (rps16 intron) DNA sequences. In: South African Journal of Botany, Volume 70, Issue 3, 2004, S. 407–416. doi:10.1016/S0254-6299(15)30223-4 Volltext-PDF.
  • Mildred E. Mathias: A revision of the genus Lomatium. In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 25, 1937/8, S. 225–297. doi:10.2307/2394480
  • John Merle Coulter, Joseph Nelson Rose: Umbelliferae In: Contributions from the United States National Herbarium, Volume 7, 1, 1900.
  • Mark A. Schlessman: Systematics of Tuberous Lomatiums. In: Systematic Botany Monographs, Volume 4, American Society of Plant Taxonomists, 1984, ISBN 978-0912861043. doi:10.2307/25027598

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu Lincoln Constance, Margriet Wetherwax, 2017. In: Jepson Flora Project (Hrsg.) Jepson eFlora: Lomatium online Revision 5.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac Mark E. Darrach: New Taxonomic Understanding And Persistent Confusions and Contusions Regarding Circumscribing Lomatium. University of Washington Botanical Symposium, 2016. Volltext-PDF.
  3. Lomatium bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 17. September 2019.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq Lomatium im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. September 2019.
  5. a b c d e f g h i Mary Ann E. Feist, James F. Smith, Donald H. Mansfield, Mark E. Darrach, Richard McNeill, Stephen R. Downie, Gregory M. Plunkett, Barbara Wilson: New combinations in Lomatium (Apiaceae, subfamily Apioideae). In: Phytotaxa, Volume 316, Issue 1, August 2017, S. 95–98. doi:10.11646/phytotaxa.316.1.11
  6. a b Donald H. Mansfield, B. L. Wilson, J. F. Smith, Mark E. Darrach: Lomatium filicinum (Apiaceae): A new combination epitypified with Lomatium basalticum. In: Phytoneuron 2018-33, 30. Mai 2018, S, 1–4. Volltext-PDF.
  7. a b c d e J. A. Alexander, W. Whaley, N. Blain: The Lomatium Grayi Complex (Apiaceae) of the Western United States: A taxonomic revision based on morphometric, essential oil composition, and Larva-Host coevolution studies. In: Journal of the Botanical Research Institute of Texas, Volume 12, Issue 2, 20. Oktober 2018, S. 387–444. Volltext-PDF. (Memento des Originals vom 7. Oktober 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.brit.org
  8. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz Vascular Plants of the Americas: Lomatium bei Tropicos.org. In: Vascular Plants of the Americas. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  9. Donald H. Mansfield, M. Stevens, L. Polito, James F. Smith, Mark E. Darrach: 2016. Lomatium basalticum (Apiaceae), a new species from the vicinity of Hells Canyon in Oregon and Idaho. In: Phytoneuron, Volume 74, 2016, S. 1–13.
  10. a b Donald H. Mansfield: The discovery of two new desert parsleys from southeastern Oregon: Lomatium ravenii var. paiutense and Lomatium bentonitum. In: Kalmiopsis, Volume 21, 2015, S. 17–25.
  11. Lomatium bradshawii (Rose ex Math.) Math. & Const.. In: Rare Plant Field Guide. Washington State, Department of Natural Resources. Abgerufen am 18. September 2019. aus Pamela Camp, John G. Gamon: Field Guide to the Rare Plants of Washington, 2011.
  12. a b c d e f g h i j k l m n Datenblatt Lomatium bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  13. K. M. Mason, E. Willie, James F. Smith, J. Wheeler, B. L. Wilson: A new species of Lomatium (Apiaceae) from Red Mountain, a serpentine island in Mendocino County, Californa. Phytoneuron, Volume 10, 2019, S. 1–18. Volltext-PDF.
  14. Mark E. Darrach: Lomatium roneorum (Apiaceae), a new species from the east slopes of the Cascade Mountains, Washington state. In: Phytoneuron, Volume 78, 5. November 2018, S. 1–12. Volltext-PDF.
  15. Mark E. Darrach, Cody E. Hinchlif: Lomatium tarantuloides (Apiaceae), a new narrowly endemic species from northeast Oregon. In: Phytoneuron, Volume 27, 2014, S. 1–8. Volltext-PDF.
  16. a b c d Einträge zu Lomatium bei Plants For A Future

Weiterführende Literatur

  • E. George, Donald H. Mansfield, James F. Smith, R. Hartman, S. Downie, C. Hinchliff: Phylogenetic analysis reveals multiple cases of morphological parallelism and taxonomic polyphyly in Lomatium (Apiaceae). In: Systematic Botany, Volume 39, Issue 2, 2014, S. 662–675.
  • James F. Smith, Donald H. Mansfield, McKayla Stevens, Edgar Sosa, Mary Ann E. Feist, Stephen R. Downie, Gregory M. Plunkett, Mark Darrach: Try Tri again? Resolving species boundaries in the Lomatium triternatum (Apiaceae) complex. In: Journal of Systematics and Evolution, Volume 56, Issue 3, 2018, S. 218–230. doi:10.1111/jse.12418
  • McKayla Stevens, Donald H. Mansfield, James F. Smith, M. A. E. Feist Resolving the Anomaly of Lomatium anomalum: Discovery of a New Species in Southwestern Idaho (U.S.A.), Lomatium andrusianum (Apiaceae). In: Journal of the Botanical Research Institute of Texas, Volume 12, 2018, S. 1–15.

Weblinks

Commons: Lomatium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien