Lorenzinische Ampullen
Die Lorenzinischen Ampullen sind Sinnesorgane unter der Haut am Kopf von Haien, Rochen und Seekatzen, die hauptsächlich die Wahrnehmung elektrischer Felder und von Temperaturunterschieden ermöglichen. Die Empfindlichkeit für elektrische Felder liegt bei 10 nV (10−8 Volt) über 1 cm Meerwasser, für Temperaturunterschiede bei 0,2 K.[1]
Die Wahrnehmung elektrischer Felder dient der Ortung der Beute im letzten Augenblick des Angriffes. Davor orientieren sich die Tiere eher an anderen Sinnen.[1]
Des Weiteren dürften die Lorenzinischen Ampullen für die Orientierung am Erdmagnetfeld von großer Bedeutung sein. Es ließen sich somit auch die vor allem bei Walhaien und Hammerhaien beobachteten Großansammlungen erklären, die zu Paarungszwecken an bestimmten Orten zur gleichen Zeit stattfinden.
Die Lorenzinischen Ampullen sind mit dem bloßen Auge als dunkle Porenöffnungen sichtbar.
Aufbau
Auf der Kopfhautoberfläche befinden sich viele Poren, die eine Öffnung zu den gallertgefüllten Kanälchen bilden. Diese Röhren können etliche Zentimeter lang sein. Am Ende des Kanals befindet sich eine Ampulle mit den Sinneszellen, die als Elektrorezeptoren dienen und mit dem Nervensystem des Haies verbunden sind.
Entdecker
Der Italiener Marcello Malpighi entdeckte die Lorenzinischen Ampullen im Jahr 1663. Erstmals detailliert beschrieben wurden sie dann 1678 vom italienischen Arzt Stefano Lorenzini (* nach 1652; † nach 1700) in seinen (wohl gemeinsam mit Francesco Redi verfassten[2]) Osservazioni intorno alle torpedini.[3] Lorenzini zu Ehren wurde dieses Sinnesorgan, das dem Hai einen „sechsten Sinn“ verleiht, nach ihm benannt.
Literatur
- Neil Campbell, Jane Reece: Biologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-8274-1352-4.
- Vitus Dröscher: Haie und Rochen. (= Was ist Was. Band 95). Tessloff Verlag, Nürnberg 1993, ISBN 3-7886-0637-1.
- R. Douglas Fields: Der sechste Sinn der Haifische. In: Spektrum der Wissenschaft. 11/2007, S. 55ff.
Einzelnachweise
- ↑ a b R. Douglas Fields: Der sechste Sinn der Haifische. In: Spektrum der Wissenschaft. 11/2007, S. 55 ff.
- ↑ Luigi Guerrini: Contributo critico alla biografia rediana, con uno studio su Stefano Lorenzini e le sue «Osservazioni intorno alla Torpedini». In: Walter Bernardi, Luigi Guerrini (Hrsg.): Francesco Redi, un protagonista della scienza moderna. Documenti, esperimenti, immagini. L.S. Olschki, Florenz 1999, ISBN 88-222-4719-1.
- ↑ Stefano Lorenzini: Osservazioni intorno alle torpedini. Onofri, Florenz 1678. (GBS)