Loulou Boulaz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Loulou (Louise) Boulaz (* 6. Februar 1908 in Avenches; † 13. Juni 1991 in Genf) war eine der ersten Extrembergsteigerinnen der Schweiz und Skirennfahrerin.

Leben

Loulou Boulaz stammte aus einer einfachen Familie, ihre Eltern waren häufig arbeitslos. Sie wuchs im Genfer Arbeitermilieu auf, sympathisierte mit den Sozialisten. Sie besuchte eine Handelsschule, arbeitete als Journalistin und bei der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf. Nach ihrer Pensionierung studierte sie Geschichte und Soziologie. Zeitlebens war sie politisch engagiert auf der Linken, weshalb man sie «Loulou la Rouge» nannte.[1]

Schon in den Dreissigerjahren des 20. Jahrhunderts wagte sie sich in die grossen Wände der Alpen, zum Teil in reiner Frauenseilschaft. Schlagzeilen machte ihr Versuch an der Eigernordwand vom 20. Juli 1937 mit Pierre Bonnant.[2] Auch ihr vierter Versuch an der Eigerwand mit Michel Vaucher, Yvette Vaucher und Michel Darbellay endete 1962 mit einem spektakulären Rückzug von der Rampe.[3]

Schwierige Touren unternahm sie u. a. mit Raymond Lambert und ihrem Lebenspartner Pierre Bonnant, dem bei der gemeinsamen Besteigung des Walkerpfeilers 1952 beide Füsse erfroren.[4]

1936 bis 1941 war sie Mitglied der Schweizer Skinationalmannschaft und erreichte 1937 an den Ski-Weltmeisterschaften in Chamonix den vierten Rang im Slalom.

Sie nahm an Expeditionen in den Kaukasus und den Himalaya teil, insbesondere an der tragisch verlaufenen Frauenexpedition zum Cho Oyu von 1959, bei der zwei Frauen und drei Sherpas in einer Lawine umkamen.

Loulou Boulaz war Ehrenmitglied der Sektion Genf des Schweizer Alpen-Clubs und Ehrenmitglied des Alpine Club.[5]

Wichtige Begehungen (Auswahl)

  • 1933 Dent du Géant Südwestwand. Erste Damenbegehung.
  • 1935 Aiguille Noire de Peuterey Südgrat. Erste Damenbegehung.
  • 1935 Grandes Jorasses Nordwand, Crozpfeiler. Zweitbegehung, erste Damenbegehung.
  • 1935 Petit Dru Nordwand. Zweitbegehung, erste Damenbegehung.
  • 1938 Bec d’Oiseau Ostwand, Erstbegehung.
  • 1940, 1.8. Studerhorn Nordwand. Erstbegehung mit Pierre Bonnant.
  • 1949 Mont Blanc Brenvaflanke, Poire. Drittbegehung, erste Damenbegehung.
  • 1952 Grande Jorasses, Walkerpfeiler. Erste Damenbegehung.

Einzelnachweise

  1. Caroline Fink, Karin Steinbach Tarnutzer: Erste am Seil. Pionierinnen in Fels und Eis. Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien 2013.
  2. Rainer Rettner: Eiger. Triumphe und Tragödien 1932–1938. AS Verlag, Zürich 2008.
  3. Rainer Rettner: Wettlauf um die grossen Nordwände. AS Verlag, Zürich 2010.
  4. Claude Remy: Temperament, Leidenschaft und Charme. In: Marco Volken: Badile. Kathedrale aus Granit. AS Verlag, Zürich 2005.
  5. Geoffrey Templeman: In Memoriam. In: Alpine Journal 1992.