Low Poly Art
Unter Low Poly Art wird die Kunst verstanden, aus einem Netz von nur wenigen verbundenen Punkten Figuren zu erschaffen. Durch die Verbindung zwischen den einzelnen Punkten ergeben sich dabei dreieckige Flächen. Es müssen nicht zwangsweise Dreiecke sein, allerdings vermögen gestreckte und gestauchte Dreiecke am ehesten einen räumlichen Eindruck zu vermitteln.[1]
Aus der Notwendigkeit geboren
Mit einem Netz aus Polygonen Modelle zu erstellen ist eine zentrale Methode in der Schaffung von Computergrafiken. Je mehr Punkte ein Objekt hat, desto rechenintensiver ist die Grafik für die Computer. In den 1980er- und 1990er-Jahren, als 3D-modellierte Computergrafiken aufkamen, war die Leistung der Maschinen noch sehr gering. Spiele und Animation, die einen räumlichen Eindruck erwecken wollten, waren deshalb darauf angewiesen, die Objekte mit so wenig Punkten wie möglich zu präsentieren. Spielfiguren und Objekte wirkten daher lange Zeit sehr eckig, und man vermied Rundungen, so gut es ging. Während Computerspiele lange Zeit bei diesen eckigen Figuren bleiben mussten, konnten Animationsfilme schon früher komplexere Modelle nutzen. Hier musste das Rendern nicht in Echtzeit funktionieren, sondern konnte in einem langen Prozess berechnet werden. Das Erstellen einzelner Frames konnte dennoch mitunter Stunden dauern.
Ende und Anfang der Low Poly Art
Mit der Leistung der Grafikchips stieg auch die mögliche Anzahl der Polygone in einem Modell. Bald wurden die Netze so feinmaschig, dass auch Rundungen kein Problem mehr darstellten. Obschon keine Notwendigkeit mehr für Low Poly Art bestand, entwickelte sie sich als künstlerisches Genre. Durch die Minimalisierung von Grafiken und Bildern entstand eine neuartige Wirkung. In gewisser Weise knüpft der Stil an frühere künstlerische Bewegungen wie Impressionismus und Kubismus an, wo ebenfalls Objekte in geometrische Figuren zerlegt werden.
Auch im Bereich der Computerspiele erlebt der Low-Poly-Stil bereits seine Renaissance. Obwohl längst komplexere Grafiken möglich sind, wird er dazu genutzt, den Spielen ein bestimmtes ästhetisches Konzept zu verleihen. Neben etlichen Indie-Titeln gab es mit Grow Up (2016) auch Spiele großer Publisher in diesem Genre.
Heute hält Low Poly Art in vielen Bereichen des Produkt- und Grafikdesigns Einzug. Grafiker wie Timothy J. Reynolds haben es dabei verstanden, Bilder nicht allein in einzelne Formen zu zerlegen. Vielmehr verleihen sie damit ihren Werken einen neuen räumlichen und verspielten Charakter. Auch wenn die dabei entstehenden Welten eine deutliche Simplizität ausstrahlen, ist ihre Entstehung keineswegs einfach. Der Künstler muss sich weit in die zu schaffende Perspektive hineindenken können, um Perspektiven und Farben zur Geltung zu bringen. Dabei gehen Künstler inzwischen auch über reine Polygongrafiken hinaus. Einige brechen die Netze gezielt auf, um mehrschichtige Bilder zu schaffen. Andere bringen die virtuellen Objekte durch Skulpturen in die reale Welt zurück.
Programme wie Photoshop ermöglichen es heute, durch viele Klicks aus Fotografien einzigartige Polygon-Art-Bilder zu erzeugen. Die Photos werden in hunderte Dreiecke zerlegt und anschließend neu eingefärbt.[2][3][4]
Siehe auch
Weblinks
- Geometrien - der aktuelle Trend im Bereich Grafik und Design
- Low Poly Tiere
Einzelnachweise
- ↑ Low poly art and what you need to know about it (plus cool examples). 12. März 2019, abgerufen am 17. November 2020 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Low Poly - Die Kunst der Dreiecke verstehen. In: Geometrien. Abgerufen am 17. November 2020 (deutsch).
- ↑ Best Free Low Polygon Art Backgrounds and Graphics. Abgerufen am 17. November 2020 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Low Poly Art in Photoshop. Abgerufen am 17. November 2020.