Lucius Caesennius Sospes

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Lucius Caesennius Sospes (vollständige Namensform Lucius Caesennius Publi filius Stellatina Sospes) war ein im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. lebender römischer Politiker. Durch eine unvollständig erhaltene Inschrift,[1][A 1] die bei Antiochia Pisidiae gefunden wurde, ist seine Laufbahn bekannt, die als cursus inversus, d. h. in absteigender Reihenfolge wiedergegeben ist.

Sospes übte zunächst im Rahmen des Vigintivirats für ein Jahr das Amt eines IIIvir aere argento auro flando feriundo in Rom aus. Anschließend leistete er seinen Militärdienst als Tribunus militum in der Legio XXII Primigenia. Danach war er als Quaestor dem Statthalter der Provinz Creta et Cyrene zugeordnet. Nach Rom zurückgekehrt, wurde er Aedilis curulis und Praetor.[2][3]

Im Anschluss war er Praefectus frumenti dandi und Curator coloniarum et municipiorum. Danach wurde er Kommandeur (Legatus legionis) der Legio XIII Gemina. Mit dieser Legion nahm er an einem Feldzug gegen Sueben und Sarmaten teil und erhielt dafür folgende militärische Auszeichnungen (donato donis militaribus expeditione Suebica et Sarmatica): eine Corona muralis, eine Corona vallaris und eine Corona aurea sowie jeweils dreimal die Hasta pura und das Vexillum.[2][3]

Danach wurde er Statthalter (Legatus Augusti pro praetore) in einer Provinz, die in der Inschrift als provinciarum Galatiae Pisidiae Phrygiae Lycaoniae Isauriae Paphlagoniae Ponti Galatiae Ponti Polemoniani Armeniae angegeben ist.[2][3][4][5] Zu einem unbestimmten Zeitpunkt während seiner Laufbahn wurde er Mitglied in der Priesterschaft der Fetialen.[A 2]

Durch zwei Militärdiplome,[6] die auf den 3. oder 4. Mai 114 und auf den 19. Juli 114 datiert sind, ist belegt, dass Sospes 114 zusammen mit Gaius Clodius Nummus Suffektkonsul war; die beiden übten das Amt vom 1. Mai bis zum 31. August des Jahres aus.[7][8]

Sospes war in der Tribus Stellatina eingeschrieben. Er war vermutlich der Enkel von Lucius Iunius Caesennius Paetus, einem ordentlichen Konsul im Jahr 61.[2][A 3]

Expeditio Suebica et Sarmatica

Der Zeitpunkt, zu dem Sospes das Kommando über die Legio XIII Gemina ausübte und zu dem der Feldzug gegen Sueben und Sarmaten (Expeditio Suebica et Sarmatica) stattfand, wird von Historikern unterschiedlich angesetzt. Laut Bernard Rémy haben zahlreiche Historiker ihn in das Jahr 92 datiert, als unter Domitian (81–96) Kämpfe in der Provinz Pannonia gegen diese Volksstämme stattfanden; Hans-Georg Pflaum war dagegen der Ansicht, dass dieser Krieg in das Jahr 107 datiert werden sollte.[7] Bernard Rémy ist der Ansicht, dass diese Frage nur durch den Fund neuer Dokumente geklärt werden kann.[2] Bogdan Muscalu geht davon aus, dass Sospes seine militärischen Auszeichnungen unter Domitian erhielt.[3]

Statthalter

Der Zeitpunkt, zu dem Sospes die Statthalterschaft ausübte, wird von Historikern unterschiedlich angesetzt. Werner Eck datiert die Statthalterschaft in das Amtsjahr 93/94; er hält es für möglich, dass er auch noch im Amtsjahr 94/95 für kurze Zeit tätig war. Eck folgt bzgl. der Datierung Ronald Syme, der annimmt, dass es sich um eine vorübergehende Statthalterschaft in einem Teil der Provinz Galatia et Cappadocia nach dem Tod von Lucius Antistius Rusticus gehandelt haben dürfte.[5]

Bernard Rémy nimmt dagegen an, dass Sospes zum ersten Statthalter der Provinz Galatia ernannt wurde, die unter Trajan (98–117) wieder zu einer eigenständigen Provinz wurde; er datiert die Statthalterschaft in die Amtsjahre von 111/112 bis 113/114.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Hanslik: Caesennius 13a. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 134.
  • Bogdan Muscalu: L. Caesennius Sospes, an „amicus Domitiani?“ In: Scripta classica. Radu Ardevan sexagenario dedicata, Cluj-Napoca, Mega Publishing House, 2011, ISBN 978-606-543-196-6, S. 311–319 (Online).
  • Bernard Rémy: Les carrières sénatoriales dans les provinces romaines d'Anatolie au Haut-Empire (31 av. J.-C. – 284 ap. J.-C.) (Pont-Bithynie, Galatie, Cappadoce, Lycie-Pamphylie et Cilicie), Publications de l'Institut Français d'Études Anatoliennes, 1989, ISBN 2-906059-04X, (Online).

Anmerkungen

  1. In der Inschrift fehlen vom Namen das Praenomen und der Gentilname; die Inschrift wird bei der EDCS zu [L(ucio) Caesennio] P(ubli) f(ilio) Stel(latina) Sosp[i]ti ergänzt.
  2. Laut Bernard Rémy wurde Sospes vor seiner Statthalterschaft Mitglied in der Priesterschaft. Bogdan Muscalu nimmt dagegen an, dass er erst nach seiner Statthalterschaft Mitglied wurde.
  3. Laut Bernard Rémy wurde von Ronald Syme vorgeschlagen, dass Sospes der Sohn des Konsuls von 61 und ein jüngerer Bruder des Suffektkonsuls im Jahr 79, Lucius Iunius Caesennius Paetus war. Da Sospes in der Inschrift aber als Sohn des Publius bezeichnet wird, hält Rémy es für wahrscheinlicher, dass er Enkel des Konsuls von 61 und Sohn eines unbekannten Publius Caesennius war.

Einzelnachweise

  1. Inschrift aus Antiochia Pisidiae (CIL 3, 6818).
  2. a b c d e f Bernard Rémy: Les carrières, Nr. 108, S. 145–147.
  3. a b c d Bogdan Muscalu, L. Caesennius Sospes, S. 311–319.
  4. Werner Eck: Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139 In: Chiron, Band 13 (1983), S. 147–238, hier S. 216 (Online).
  5. a b Werner Eck: Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139 In: Chiron, Band 12 (1982), S. 281–362, hier S. 321 Anm. 161, S. 322 Anm. 165 (Online).
  6. Militärdiplome des Jahres 114 (RMD 4, 226, RMD 4, 227).
  7. a b Evgeni I. Paunov, Margaret M. Roxan: The earliest extant Diploma of Thrace, A.D. 114 (= RMD I 14) In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 119 (1997), S. 269–279, hier S. 272 (PDF).
  8. Barbara Pferdehirt: Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. (= Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 37), 2 Bände, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2004, ISBN 3-88467-086-7 Band 1, Nr. 16, S. 44–49, Anm. 4.