Luis Palau

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Luis Palau 2004

Luis Palau (* 27. November 1934 in Ingeniero Maschwitz, Provinz Buenos Aires, Argentinien; † 11. März 2021 in Portland, Oregon, USA) war ein argentinisch-US-amerikanischer Evangelist. Palau hatte eine lange und enge Beziehung zum Evangelisten Billy Graham und wurde von vielen als Grahams Nachfolger bezeichnet. Als „eine der weltweit führenden evangelikalen christlichen Persönlichkeiten“ war er bekannt für seine starke Wirkung auf junge Menschen und für seine Bemühungen, politische Führer zu erreichen, um Probleme wie Obdachlosigkeit anzugehen.

Leben und Wirken

Luis Palau wurde im argentinischen Ingeniero Maschwitz geboren und hatte fünf jüngere Schwestern und einen Bruder.[1][2] Sein Vater, ein Bauleiter, starb, als Palau 10 Jahre alt war.[3] Innerhalb weniger Jahre nach dessen Tod war seine verwitwete Mutter aufgrund der schlechten Finanzverwaltung seiner Verwandten fast mittellos. Palau musste seine Ausbildung in einem britischen Internat abbrechen und begann als alleiniger Versorger der Familie bei einer Bank in der argentinischen Stadt Córdoba zu arbeiten.

1946 im Alter von 12 Jahren fand Palau in einem Sommercamp zum christlichen Glauben. 1952 hörte er Billy Graham zum ersten Mal in einer Radiosendung aus Portland, Oregon. Er ließ sich von ihm inspirieren und arbeitete später für ihn und seine Billy Graham Evangelistic Association als spanischer Übersetzer und als Evangelist. Er begann als Teenager, an Straßenecken zu predigen, und im Alter von 19 Jahren führte er ein eigenes Radioprogramm. Der kalifornische Pastor Ray Redman lud ihn 1960 in die USA ein und wurde sein Mentor. So zog er nach Portland in Oregon, um an der Multnomah University Evangelische Theologie zu studieren. Finanziell wurde er von amerikanischen Wohltätern unterstützt. Das Graduiertenprogramm schloss er 1961 ab.[4]

Mit seiner Frau Patricia verbrachte danach acht Jahre als Missionar in Mexiko und Kolumbien, bevor sie nach Oregon zurückkehrten.[5] 1962 erhielt Palau die amerikanische Staatsbürgerschaft.[6] Nachdem er 1970 von Billy Graham 100.000 Dollar in vierteljährlichen Zahlungen von 25.000 Dollar als Startkapital erhalten hatte, baute Palau seinen eigenen Dienst in Oregon auf, der Grahams Modell nachempfunden war.[7] Im Oktober 1978 gründete Palau die Luis Palau Evangelistic Association mit Sitz in Beaverton, die 2007 schon 70 Mitarbeiter am Hauptsitz und weitere 25 weltweit beschäftigte, darunter in Büros in Buenos Aires und London. In jenem Jahr soll er 25 Millionen Menschen in 70 Nationen mit der Botschaft von Jesus Christus erreicht haben.[8]

In den 1970er und 80er Jahren war Palau einer der wenigen ausländischen Evangelisten, die in der damaligen Sowjetunion geistliche Veranstaltungen durchführen durften. Als 1991 der Eiserne Vorhang fiel, gehörte er zu den ersten, die dort Kampagnen im Freien abhielten. Palau war Ende der 1970er Jahre Präsident von OC International (früher bekannt als Overseas Crusades). Er war in den Vorständen des Gordon-Conwell Theological Seminary, des Dallas Theological Seminary und der Multnomah University tätig. Er diente auch als Ältester in seiner Heimatkirche Cedar Mill Bible Church in Portland, Oregon.

1975 hatte Palau beim Eurofest '75 zusammen mit anglikanischen Bischof Festo Kivengere aus Uganda die Verkündigung. Das Eurofest '75 wurde von der Billy-Graham-Organisation mitfinanziert und fand vom 24. Juli bis 2. August 1975 im Palais du Centenaire und im Heysel-Stadion in Brüssel statt.

1999 stellte eine Wochenzeitung in Portland fest, dass Palau in der „am wenigsten kirchlich geprägten Großstadt des Landes“ ein 80.000-köpfiges Publikum versammelte. Im Vergleich zu Graham habe er ein jüngeres Publikum angezogen, wenngleich dieser ein größeres Publikum erreichte. In der Medienberichterstattung zu dieser Veranstaltung wurde Palau als potenzieller Nachfolger Grahams erwähnt. Das Jahresbudget seines Dienstes wurde in diesem Jahr auf sechs Millionen Dollar geschätzt.[4]

Ab 2003 moderierte er drei tägliche Radiosendungen: eine englische Sendung, die von 900 Sendern in 23 Ländern ausgestrahlt, und zwei spanische Sendungen, die von 880 Sendern in 25 Ländern gesendet wurden.[2] In diesem Jahr wurde er als „Vorreiter bei den Bemühungen, die Evangelisation aktiver, zeitgemäßer und für ein jüngeres Publikum zugänglicher zu gestalten“ bezeichnet.[9] Das Jahresbudget seines Dienstes wurde auf elf Millionen Dollar geschätzt.[3]

Im November 2005 besuchte Palau China und nahm zum Abschluss seines einwöchigen Besuchs zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush an einem Gottesdienst in Peking teil.[10] Aus den Notizen aus einem Gespräch mit einem ehemaligen chinesischen Regierungsbeamten entstand sein Buch A Friendly Dialogue Between An Atheist and a Christian.[11]

Palau unterstützte 2008 auf Anfrage des Bürgermeisters von Portland die Planung seines Festivals vom 22. bis 23. August, das sich auf Freiwilligenarbeit zur Unterstützung von Obdachlosen konzentrierte. Diese Veranstaltung in Portland zog an zwei Tagen etwa 140.000 Menschen an.[12]

Im Jahr 2015 war Palau Gastgeber des CityFestes in New York City, einer evangelistischen Veranstaltung, die 60.000 Menschen in den Central Park lockte.[13] An dieser einjährigen Aktion waren über 1.700 Kirchen beteiligt.[14]

Nach eigenen Angaben hat Luis Palau in den 50 Jahren seines Wirkens 30 Millionen Menschen durch über 500 evangelistische Veranstaltungen und Medien erreicht. In 75 Ländern sollen dabei über eine Million Menschen Christen geworden sein. Er hat fast 50 Bücher und zahlreiche Artikel zu Fragen des christlichen Glaubens verfasst. Bereits 2008 hat er sein Missionswerk an seinen Sohn Kevin übergeben, das in Stiftungsform weitergeführt wird. 2018 wurde bekannt, dass Palau Lungenkrebs im Endstadium hat.[15] Drei Jahre später erlag er seiner Krankheit.[16]

Familie

An seinem Studienort Portland lernte er seine künftige Frau Patricia Scofield, eine Kommilitonin, die im nahegelegenen Beaverton aufgewachsen war, kennen.[17] Sie heirateten 1961 und hatten vier Söhne und zwölf Enkelkinder.[18]

Ehrungen

Palau erhielt mehrere Ehrendoktortitel von Institutionen wie der Wheaton University und der Talbot School of Theology, die dem Fuller Theological Seminary angegliedert ist.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Calling America and the Nations to Christ, 1994, ISBN 978-0-7852-7984-6.
  • God is Relevant. Finding Strength and Peace in Today's World, 1997, ISBN 978-0-385-48679-8.
  • The Luis Palau story (Autobiography), 1980, ISBN 978-0-8007-1134-4.
  • Where Is God When Bad Things Happen? Finding Solace in Times of Trouble, 2001, ISBN 978-0-385-49264-5.
  • High Definition Life. Trading Life’s Good for God’s Best, 2005, ISBN 978-0-8007-1865-7.
  • A Friendly Dialogue between an Atheist and a Christian, 2008, ISBN 978-0-310-28533-5.
ins Deutsche übersetzt
  • Was soll ich für dich tun? Vom erwartungsvollen Reden mit Gott (Original: What do you want me to do for you?; Übersetzung: Wilfried Reuter), Hänssler, Holzgerlingen 1977, ISBN 978-3-7751-0303-9.
  • Ein Mensch wie du. Die Geschichte des Simon Petrus (Original: Walk on water, Pete; Übersetzung: Ulrike Braband u. Dieter Kohl), Aussaat-Verlag, Wuppertal 1977, ISBN 978-3-7615-0241-9.
  • mit Jerry B. Jenkins: Der beste Tausch (Autobiographie; Original: Calling the nations to Christ; Übersetzung: Friedemann Lux), Hänssler, Holzgerlingen 1985, ISBN 978-3-7751-1025-9.
  • Unabhängig. Fragen und Antworten (Original: Tough questions; Übersetzung: Heinz-Martin Adler), Hänssler, Holzgerlingen 1985, ISBN 978-3-7751-1026-6.
  • Wo ist Gott in schweren Zeiten? (Original: Where is God when bad things happen; Übersetzung: Gabi Lange), Hänssler, Holzgerlingen 2000, ISBN 978-3-7751-3519-1.

Film und Literatur

Weblinks

Commons: Luis Palau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Clay Risen: Luis Palau, the ‘Billy Graham of Latin America,’ Dies at 86. In: The New York Times, 13. März 2021. Abgerufen am 14. März 2021. 
  2. a b Luis Palau Jr. path to the United States: Biography. In: The Oregonian, 3. November 2003, S. A9. 
  3. a b Shelby Oppel: The Monday Profile. A man with a message – Luis Palau: 50 years of making the case for Christ. In: The Oregonian, 3. November 2003, S. A1. Abgerufen am 4. Mai 2018. 
  4. a b Philip Dawdy: Closing for Christ. In: Willamette Week, 25. August 1999. Archiviert vom Original am 3. Dezember 2008. 
  5. Alfred Ntonga: Evangelist works tirelessly to preach word. In: The Oregonian, 5. November 1992. 
  6. Martha Irvine: Argentine native may become next Bill Graham of Evangelism. In: Deseret News, 14. Oktober 1995. Abgerufen am 14. März 2021. 
  7. Nancy Haught: In Portland: Evangelist Palau drew inspiration, help from Graham. In: The Oregonian, 24. Juni 2005, S. A13. 
  8. World renowned evangelist, Luis Palau, is keynote speaker at Hillsboro's Prayer Breakfast. In: Hillsboro Argus, October 5, 2007. 
  9. Sarah Linn: Evangelist Luis Palau targets younger crowd. In: The Columbian, Associated Press, 2. November 2003, S. D7. 
  10. Luis Palau to Meet Bush in China, Wrap Up Visit | Christianpost.com
  11. A Friendly Dialogue Between an Atheist and a Christian. In: Goodreads . Abgerufen am 14. März 2021.
  12. Portland's season of service. In: The Oregonian, 15. Februar 2008, S. B6. 
  13. Efrem Graham: Luis Palau Festival Draws 60,000 to Central Park, CBN News. 11. Juli 2015. Abgerufen am 14. März 2021. 
  14. Liz Robbins: Central Park Festival to Highlight New York’s Vibrant Evangelical Movement. In: The New York Times, 9. Juli 2015. 
  15. Der Evangelist Luis Palau hat Lungenkrebs im Endstadium. Idea Spektrum vom 23. Januar 2018.
  16. Der Evangelist Luis Palau ist an Krebs gestorben, ideaschweiz.ch, Meldung vom 12. März 2021.
  17. Luis Palau Evangelistic Association Webseite, Englisch
  18. Jörn Schumacher: Der argentinische Billy Graham: Spielfilm über den Prediger Luis Palau, Website Das christliche Medienmagazin, 4. Januar 2022
  19. Jörn Schumacher: Der argentinische Billy Graham: Spielfilm über den Prediger Luis Palau, Website Das christliche Medienmagazin, 4. Januar 2022