Mísia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mísia

Mísia (* 18. Juni 1955 in Porto; eigentlich Susana Maria Alfonso de Aguiar) ist eine portugiesische Fado-Interpretin (Fadista). Sie spielt traditionellen Fado mit neuer Instrumentierung, anderen Vertonungen und zeitgenössischen Texten.

Biographie

Mísia ist die Tochter einer aus Barcelona stammenden Tänzerin und eines portugiesischen Ingenieurs. Als sie vier Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern und sie wuchs bei ihrer Großmutter, einer ehemaligen Revue-Tänzerin, auf. Die Mutter brachte von ihren Tourneen Musik aus aller Welt mit. Im Alter von 20 Jahren zog Mísia nach Barcelona und begann dort aufzutreten. Nach der Lektüre einer Biographie über die Pariser Muse Misia Sert gab sie sich den Künstlernamen Mísia mit portugiesischem Akzent.[1] Anfang der 1990er-Jahre ging sie zurück nach Portugal und gibt seitdem dort und auch weltweit Konzerte.

Sie vertont Texte bekannter Autoren neu und zeitgenössische Autoren texten für sie, wie etwa der Literaturnobelpreisträger José Saramago, Lídia Jorge oder Vasco Graça Moura. Ihr Gesang wird nicht ausschließlich von der portugiesischen Gitarre (Guitarra Portuguesa) getragen, sondern auch von anderen Instrumenten begleitet. So benutzt sie neben den klassischen Fado-Instrumenten Gitarre (Viola do Fado), portugiesische Gitarre und akustischer Bass (Viola Baixo) für den Fado eher ungewöhnliche Instrumente wie Geige, Akkordeon und Klavier.

Auf vielen Tourneen unter anderem nach Asien, Nord- und Südamerika sowie durch Europa wurde auch außerhalb Portugals ein internationales Publikum auf Mísia und ihren Fado aufmerksam. Dabei brachte sie das Genre oft als erste Künstlerin in vielen Konzertsälen und auf Festivals zur Aufführung, zum Beispiel in der Berliner Philharmonie, der Musikhalle Hamburg, dem Wiener Konzerthaus, dem Théâtre des Champs-Élysées Paris und dem Amphitheater Herodium Atticus der Akropolis in Athen, sowie auf dem Montreux Jazz Festival, der Midem Cannes und dem WOMAD-Festival in Adelaide. Auch in Hongkong und Japan ist Mísia seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig zu hören.

Nach einer Rückorientierung zur traditionellen Instrumentierung in ihrer Einspielung Ritual (2001), die unter anderem wegen der mitwirkenden Musiker als eine Hommage an Amália Rodrigues bewertet wurde, überschritt sie mit Canto (2003) wieder die Grenzen des Genres durch eine Bearbeitung von Werken des portugiesischen Komponisten und Gitarristen Carlos Paredes für kleines Streichensemble, klassischer Fadobesetzung und Singstimme. Auf ihrem 2005 erschienenen Album Drama Box, auf der neben Fados Tangos und Boleros zu hören sind, zeigt sie Parallelen der Genres auf und bezieht sich damit zugleich auch auf ihre katalanischen Wurzeln mütterlicherseits.

Künstlerische Zusammenarbeit

Auf Tonträger, Video und Bühne arbeitet Mísia häufig mit anderen Künstlern zusammen, zum Beispiel mit den Schauspielerinnen Fanny Ardant (Drama Box), Isabelle Huppert (Bühne) und Maria de Medeiros (Bühne, Drama Box), dem Filmregisseur Patrice Leconte (Duas Luas, Video Clip), dem Choreographen Bill T. Jones (Bühne), den Sängerinnen Maria Bethânia (Bühne) und Ute Lemper (Drama Box), der Pianistin Maria João Pires (Paixoes Diagonais), der Malerin Bela Silva (Drama Box) und der Fotografin Sophie Calle (Drama Box, Bühne). Zudem wurde ihre Musik verschiedentlich als Filmmusik verwendet. 2003 strahlte arte Carmen Castillos Dokumentarfilm Mísias Fado aus.

Auszeichnungen

Für ihr künstlerisches Werk erhielt Mísia verschiedene internationale Auszeichnungen, unter anderem 2004 die große Vermeil Medaille (Grande Médaille de Vermeil) des Bürgermeisters der Stadt Paris, eine Auszeichnung zum Ritter im Orden der Künste und der Literatur (Chevalier des Arts et Lettres) der französischen Regierung (2004) und den Preis der deutschen Schallplattenkritik (Vierteljahresliste) für Canto (2003). Als Künstlerin ist Mísia nicht nur „inoffizielle Botschafterin“ der Kultur ihres Landes, sondern folgt auch offiziellen Einladungen, zuletzt im Juli 2005 der des portugiesischen Staatspräsidenten Jorge Sampaio zu einem Konzert in Chile anlässlich seines dortigen Staatsbesuches.

Diskographie

  • 1991: Mísia
  • 1993: Fado
  • 1995: Tanto Menos, Tanto Mais
  • 1998: Garras dos Sentidos
  • 1999: Paixões Diagonais
  • 2001: Ritual
  • 2003: Canto sur des musiques de Carlos Paredes
  • 2005: Drama Box
  • 2009: Ruas
  • 2011: Senhora Da Noite
  • 2014: Delikatessen Café Concerto
  • 2015: Para Amália
  • 2016: Do Primeiro Fado Ao Ultimo Tango
  • 2019: Pura vida (Soundtrack)

Filme

Weblinks

Commons: Mísia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Johanna Keller: „Drawing Tears In Any Language“, New York Times, 7. Juli 2002