Münchner Künstlerinnenverein
Der Künstlerinnen-Verein München wurde 1882 gegründet und bestand offiziell bis zu seiner endgültigen Löschung aus dem Vereinsregister im Jahr 1967.
Geschichte
Satzungsgemäß galt es das primäre Ziel zu verfolgen „den kunst- und kunstgewerbetreibenden Damen Gelegenheit zu gegenseitiger Anregung in ihrem Schaffen und gegenseitiger Unterstützung in ihren Bestrebungen zu geben, Sinn und Geschmack für das Schöne zu heben und das künstlerische Verständnis in Frauenkreisen immer mehr zu entwickeln.“[1] Die Ausbildung erfolgte an einer sogenannten „Damenakademie“ des Vereins.
Diese private Kunstakademie war nach dem Vorbild der Königlich Bayerischen Akademie der Künste organisiert. Die Schülerinnen konnten sich ihre Lehrer selbst wählen und in Ateliers sowie in der freien Natur malen. Wöchentlich fanden mehrere Korrekturen statt. Der Künstlerinnen-Verein in München gehörte gemeinsam mit den Lehranstalten in Karlsruhe, der Malerinnenschule Karlsruhe, und dem Verein der Berliner Künstlerinnen in Berlin zu den ersten für Frauen in der Kunst gegründeten Ausbildungsstätten, die in künstlerische Berufe strebten. So schrieb sich etwa Gabriele Münter hier ein, weil in Deutschland um die Wende zum 20. Jahrhundert der Zugang zu den staatlichen – subventionierten – Akademien nur Männern erlaubt war.
Vor dem Hintergrund der Frauenfrage und der daraus resultierenden frühen Frauenbewegung wurde der Künstlerinnen-Verein München mit seiner 1884 gegründeten Damenakademie (1884–1920) zu einer kollektiven Interessenvertretung und Professionalisierungsinstitution für kunst- und kunstgewerbetreibende Frauen im 19. und frühen 20. Jahrhundert in München. Nach dem Prinzip der kollektiven Selbsthilfe schlossen sich Künstlerinnen zusammen, die alle die mangelhafte Ausbildungssituation für Frauen, insbesondere im Bereich der hohen Kunst erfahren hatten. Unter den Gründungsmitgliedern waren Bertha von Tarnóczy (1846–1936), Clementine von Braunmühl (1833–1918), Sophie Dahn-Fries (1835–1898), Ilka von Fabrice (1846–1907), Olga Weiß (1835–1898) und Martha Giese (1860–1923).
Lehrkörper
- Jeanna Bauck
- Tina Blau, gründete 1897 zusammen mit Olga Prager und Rosa Mayreder die Wiener Frauenakademie
- Maximilian Dasio
- Max Feldbauer
- Ludwig Herterich
- Angelo Jank
- Caroline Kempter, 1899–1904 Lehrerin
- Christian Landenberger
- Franz Marc
- Walter Püttner
- Ludwig Schmid-Reutte
- Marie Schnür, 1. Ehefrau von Franz Marc
- Johanna Tecklenborg auch: Johanne-Catharina Tecklenborg, hatte zeitweilig die Vereinsleitung inne
- Heinrich Waderé
Schülerinnen
- Anne-Dora Arnold
- Erma Bossi
- Hedwig von Branca
- Sophie Burger-Hartmann
- Paula Deppe
- Gertrud Eberstein
- Marie von Geldern-Egmond
- Fanny Edle von Geiger-Weishaupt
- Ida Gerhardi
- Ida Giesecke
- Helma Heynsen-Jahn
- Hedwig Josephi
- Danica Jovanović
- Margarete Junge
- Tyra Kleen
- Anna Klein
- Gertrud Kleinhempel
- Broncia Koller-Pinell
- Käthe Kollwitz
- Berta Katharina Lassen
- Maria Franck, 2. Ehefrau von Franz Marc
- Valerie May-Hülsmann
- Elvezia Michel-Baldini
- Gabriele Münter
- Cläre Neuhaus
- Charlotte Wilhelmine Niels
- Elsa Nöbbe
- Rosa Pfäffinger
- Lotte Bertha Prechner
- Margarethe Raabe
- Gertraud Rostosky
- Maria Slavona
- Gerta Springer
- Ida C. Ströver
- Kasia von Szadurska
- Minna Tube
Literatur
- Yvette Deseyve: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damenakademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (= Kunstwissenschaften. Bd. 12). Herbert Utz Verlag, München 2005, ISBN 3-8316-0479-7 (Zugleich: München, Univ., Magisterarbeit, 2002/03), mit einer Aufstellung aller ordentlichen Mitglieder, Schülerinnen und Lehrkräfte sowie Unterrichtsfächer in den Jahren 1882–1920.
- Hildegard Möller: Malerinnen und Musen des „Blauen Reiters“. Piper, München u. a. 2007, ISBN 978-3-492-05017-3, S. 50f.
Weblinks
- Zum Holländischen Fest des Münchener Künstlerinnen-Vereins – eine Publikation von 1899 mit Werken der Vereinsmitgliederinnen als Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Satzung 1888, zitiert nach Deseyve 2005, S. 50.