Madeleine Alizadeh

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Madeleine Alizadeh (2022)

Madeleine Darya Alizadeh (* 10. Juli 1989 in Wien, auch bekannt als dariadaria) ist eine österreichische Autorin, Podcasterin, Influencerin, Aktivistin und Unternehmerin. Ihre Tätigkeiten drehen sich rund um Umweltschutz, Nachhaltigkeit und bewusste Lebensgestaltung. Bekannt wurde sie durch ihren Blog, den sie sieben Jahre lang führte. Heute betreibt sie das Modelabel dariadéh und den Podcast a mindful mess. Ihr Buch Starkes Weiches Herz war im Herbst 2019 auf der Spiegel Bestseller-Liste.

Leben

Madeleine Alizadeh wurde in Wien geboren und ging auch dort zur Schule. Ihr Vater ist Iran-stämmiger Menschenrechtsaktivist, der in den 1970er Jahren nach Österreich kam und während der Islamischen Revolution Menschen zur Flucht verhalf. Alizadehs Familie nahm zeitweilig Geflüchtete bei sich in Österreich auf.[1] Später lebte sie bei ihrer alleinerziehenden und berufstätigen Mutter. So wurde sie schon früh mit politischen Themen und Diskursen konfrontiert. Nach einem abgebrochenen Studium der Politikwissenschaft und Ethnologie schloss sie in Mailand ein Studium der Fotografie mit dem Master ab.[2]

2010 begann sie einen Blog zu schreiben, den sie nach ihrem Zweitnamen dariadaria benannte. Was als Online-Tagebuch begann, erreichte bald eine große Anzahl an Menschen im deutschsprachigen Raum und brachte durch Kooperationen und Produktplatzierungen Geld ein. Sie promotete zu dieser Zeit vor allem bekannte Make-up- und Modemarken. Ab 2013 – nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza – spezialisierte sie sich auf Ethical Fashion und sprach auf ihrer Plattform zunehmend auch über politische Themen.[3] Während der Fluchtbewegung 2015 engagierte sie sich ehrenamtlich, sammelte Spenden und machte das Asylverfahren für eine irakische Familie durch einen auf ihrem Blog veröffentlichten offenen Brief möglich.[4][5] 2017 legte sie ihren Blog nach einem Burnout ruhig und orientierte sich neu. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Yogalehrerin auf Bali.[6] Schließlich gründete sie noch im selben Jahr den Podcast a mindful mess und das Modelabel dariadéh.[7] Ihr Blog ist als Archiv nach wie vor über ihre Website einsehbar.[8]

Heute produziert sie fast täglich Inhalte in deutscher und englischer Sprache und veröffentlicht diese auf ihrem Instagram-Account mit 296 Tausend Followern[9] (Stand: 26. Juli 2020). Dabei liegen die Themenschwerpunkte auf veganer Ernährung, Umweltaktivismus, Feminismus und ihrer Hündin Mala. Sie folgt auf ihren Online-Plattformen einem selbst auferlegten Codex, der Transparenz und einen bestmöglichen Grad an Nachhaltigkeit, Tier- und Menschenfreundlichkeit vorsieht.[10]

Tätigkeiten

Modelabel dariadéh

Mit ihrem 2017 gegründeten Fair-Fashion-Label und Online-Shop versucht Alizadeh ein Gegenbeispiel zu den herkömmlichen Produktionsweisen der Fast-Fashion-Industrie zu setzen. In Zusammenarbeit mit Familien- und Kleinstbetrieben werden Kleidungsstücke mit minimalistischem Design in Portugal, Serbien und der Türkei produziert. Dabei werden ausschließlich natürliche Materialien verwendet, wobei auch Details wie Kleidernähte oder Knöpfe ökologisch und plastikfrei designt sind. Elasthan beispielsweise wird durch die Faser Roica V550 ersetzt, welche sich in der Natur abbaut, ohne toxische Substanzen auszustoßen und die Knöpfe werden aus Nussschalen gefertigt.[11]

Ein weiterer Punkt, in dem sich das Label von Konventionen der Modeindustrie unterscheidet, ist, dass alle Teile in Größen von XXS zu XXXL produziert werden und so inklusiv und für viele Körper gestaltet sind. Alizadehs Antwort auf den Vorwurf, dass sie selbst mit dem Produzieren von neuer Kleidung Ressourcen verbrauchen und den Konsum antreiben würde, ist Gemeinwohl-Ökonomie. Es sei nicht prinzipiell falsch, Geld zu verdienen, es komme darauf an, wem das verdiente Geld schlussendlich zugute komme.[12] Sie versieht Produktplatzierungen meist mit dem Hinweis, zu überdenken, was man wirklich braucht.[13] Bei dariadéh wird zwei Mal im Jahr ein Teil des Gesamterlöses an karitative Organisationen wie das Seenotrettungsbündnis Seebrücke gespendet. Der Shop wird als Online-Shop mit Pop-Ups geführt.

Podcast a mindful mess

Im Jahr 2017 gründete Alizadeh den Podcast a mindful mess, der 2019 mit über 60 Folgen zu einem Spotify-Exclusive-Podcast wurde. Der Name spiegle ihre Persönlichkeit wider: „manchmal zerstreut, nicht perfekt, aber achtsam.“[14] Den Umstieg vom Medium des schriftlichen Blogs zu dem des Podcasts begründet sie damit, dass sie Inhalte produzieren wollte, die ohne Bildschirm konsumierbar sind; nachdem sie ihren eigenen Handy-Konsum dokumentiert und reflektiert hatte und schockiert über die Diskrepanz zwischen geschätzter und tatsächlicher Screen-Time war.[15] Die Themen reichen von nachhaltigem Lebensstil über aktuelle Geschehnisse bis zu Persönlichkeitsentwicklung und sind meist in Form von informativen Vorträgen oder Gesprächen und Interviews mit Gästen gestaltet. Auf den Grundlagen ihrer Yogalehrerinnenausbildung gestaltete sie eine zweiwöchige Serie mit geführten Meditationen, die sie im Rahmen des Podcasts im April 2020 veröffentlichte. A mindful mess wurde beim Ö3-Podcast-Award 2021 unter die zwanzig beliebtesten österreichischen Podcasts (Platz 13) gewählt.[16]

Buch Starkes Weiches Herz

Madeleine Alizadehs Buch Starkes weiches Herz. Wie Mut und Liebe unsere Welt verändern können erschien am 30. August 2019 im Ullstein Verlag und fällt in die Kategorie Lebenshilfe. Sie beschreibt darin auf sehr persönliche Weise ihre Prinzipien zu einem bewussten Leben. Ihren konkreten politischen Aktivismus lässt sie dabei nur implizit anklingen. Die erste Auflage des Buches wurde auf Wunsch der Autorin auf nachhaltig produziertem Apfelpapier gedruckt und kam ohne die handelsübliche Plastikeinschweißung in die Regale der Buchläden. Das Buch hielt sich über Monate hinweg auf der Spiegel-Bestsellerliste in der Kategorie Paperback Sachbücher. Die beste Platzierung war der dritte Platz drei Wochen nach Erscheinen des Buches.[17]

Im Februar 2020 erschien das Buch als Hörbuch beim digitalen Streaming-Dienst BookBeat. Die Autorin liest selbst.

Politisches Engagement

Bei der Veranstaltung „Stimmen für Van der Bellen“, die im Wiener Konzerthaus vor der Bundespräsidentenwahl in Österreich 2016 stattfand, hielt Madeleine Alizadeh eine Rede, in der sie betonte, wie wichtig es sei, junge Menschen, die im Internet unterwegs sind, auf politische Geschehnisse aufmerksam zu machen. Sie sei an diesem Abend gekommen, um eben das zu tun und verdanke die „Tatsache, dass ich als junge Frau diesen Job machen kann, (…) Menschen und Politikern (…), die für ein Frauenbild gekämpft haben, wie ich es jetzt lebe.“[18]

Seit 2019 engagiert sie sich auch parteipolitisch für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Bei der österreichischen Nationalratswahl 2019 belegte sie den letzten Listenplatz für Die Grünen – als Symbol der Solidarität mit der Politik der Partei.[19] Die Grünen erreichten bei der Wahl rund 14 % der Stimmen.

Rezeption

Die Women-of-the-Year-Gala – die jährlich Frauen innerhalb und außerhalb Österreichs kürt – bezeichnet Madeleine Alizadeh als „Sinnfluencerin“ und versieht sie im Jahr 2019 mit einem Preis in dieser Kategorie. In ihrer Dankesrede kritisiert Alizadeh die Preisvergabe für nachhaltige Unternehmensführung an Kathrin Glock, die Frau und Mitarbeiterin des Waffenherstellers Gaston Glock. „Waffen werden nicht besser, nur weil sie nachhaltig sind“, stellt sie zu Anfang ihrer Rede fest.[20] Während die Veranstalterin Uschi Pöttler-Fellner gelassen auf die Kritik reagierte, schrieb der österreichische Journalist und Verleger Christian W. Mucha einen Artikel, in dem er Alizadehs Worte als Wutrede und sie als „niederträchtig“ und „einfach schlecht erzogen“ bezeichnete.[21] Seit sie sich 2015 dazu entschloss, ausschließlich Fair Fashion zu bewerben und ihren auch ansonsten nachhaltigen Lebensstil im Internet zu teilen, erfährt sie verstärkt Angriffe und Hasskommentare.[22]

Alizadeh wurde als eine von mehreren prominenten Österreichern und Österreicherinnen eingeladen, um bei der Pressekonferenz „Stopp Corona App jetzt nützen, so schützen wir uns gemeinsam!“ am 30. November 2020 eine Rede über ihre Erfahrungen mit der App zu halten. Wie Melisa Erkurt im Falter berichtete, wurde die Unternehmerin und Content-Creatorin Alizadeh in Medienberichten über die Pressekonferenz als „Mode-Influencerin“ (Der Standard) und „Instagrammerin“ (ORF) betitelt. Auf Twitter machte man sich darüber lustig, dass sie überhaupt zu einer Pressekonferenz eingeladen wurde. Alizadeh schrieb danach auf Instagram, dass ihr das öfter passiere: „Dass sie auf Panels als Einzige geduzt und ohne Titel, stattdessen als ‚Mode-Bloggerin‘ vorgestellt wird, während die männlichen Podiumsteilnehmer gesiezt und mit ihren dazugehörigen Leistungen angesprochen werden.“[23] Sie erhielt daraufhin zahlreiche Nachrichten von Frauen auf Instagram, die in ihren Berufsfeldern ebenfalls mit Sexismus zu kämpfen haben. Mit ihrer Aktion „Woman Almighty“, bei der seit Freitag, den 3. September 2021 im Thermalbad Bad Vöslau der Bereich am Hügel beim Naturbecken im Wald neben der so genannten „Milchbar“ im Bad Vöslauer Thermalbad nur für Frauen geöffnet ist, polarisierte die Bloggerin stark.[24][25][26]

Werke

  • Starkes weiches Herz. Wie Mut und Liebe die Welt verändern können. Ullstein Verlag, Berlin 2019. ISBN 978-3-96366-058-0.
  • Starkes weiches Herz. Wie Mut und Liebe die Welt verändern können. Audio Verlag, München 2020. ISBN 978-3-7484-0073-8.

Auszeichnungen

  • 2015: Leading Ladies Award in der Kategorie New Face[27] und Otto Blog Award 2.0 in der Kategorie Voting-Siegerin[28]
  • 2016: Look! Women of the Year Gala nominiert in der Kategorie Social Commitment für ihr Engagement im Bereich Nachhaltigkeit, Tierschutz und Flüchtlingshilfe[29]
  • 2019: Look! Women of the Year Gala in der Kategorie Sinnfluencer[30] und BUSINESSART Nachhaltige Gestalter*innen in der Kategorie Impulsgeber für Nachhaltigkeit[31]
  • 2020: Zeit Wissen-Preis Mut zur Nachhaltigkeit in der Kategorie Wissen[32]

Weblinks

Commons: Madeleine Alizadeh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werde Magazin: Im Gespräch mit Madeleine Alizadeh. In: Werde. 18. September 2019, abgerufen am 16. Juli 2020 (deutsch).
  2. Die Grüne Bundesliste für die Nationalratswahl 2019. Abgerufen am 14. Juli 2020.
  3. Werde Magazin. Abgerufen am 20. Juli 2020.
  4. Fabian Schmid: Die Bloggerin, die nicht mehr länger zusehen wollte – derStandard.at. 20. August 2015, abgerufen am 27. Juli 2020.
  5. OFFENER BRIEF AN DAS BUNDESMINISTERIUM FÜR INNERES. In: dariadaria archive. 20. August 2015, abgerufen am 14. Juli 2020.
  6. »A Mindful Mess« – Maddie von dariadaria und ihr neuer Podcast. In: OGNX. 28. November 2017, abgerufen am 20. Juli 2020.
  7. Bloggerin DariaDaria mit neuem Blog, Shirt-Kollektion und Podcast. 12. September 2017, abgerufen am 27. Juli 2020.
  8. dariadaria archive. Abgerufen am 26. Juli 2020.
  9. Madeleine Darya Alizadeh (@dariadaria) • Instagram-Fotos und -Videos. Abgerufen am 20. Juli 2020.
  10. Codex. Abgerufen am 26. Juli 2020.
  11. Shipping, Returns, FAQ. Abgerufen am 14. Juli 2020 (englisch).
  12. Dariadaria: Wir müssen Zeit neu definieren. Brigitte, 2. März 2020, abgerufen am 14. Juli 2020.
  13. Paulina Würminghausen: Wie sinnvoll sind die „Sinnfluencer“? In: FAZ.NET. 8. September 2019, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 27. Juli 2020]).
  14. »A Mindful Mess«. In: OGNX. Abgerufen am 20. Juli 2020.
  15. Dariadaria in 1LIVE Stories aus ihrem Buch – „Starkes weiches Herz“. 8. September 2019, abgerufen am 20. Juli 2020.
  16. Philipp Hansa: Ö3-Podcast-Award: Die Top 20! In: oe3.orf.at. 10. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021.
  17. buchreport. Abgerufen am 14. Juli 2020 (deutsch).
  18. Stimmen für Van der Bellen: DariaDaria. Abgerufen am 20. Juli 2020.
  19. Bloggerin Dariadaria will für Grüne kandidieren, aber... 3. Juli 2019, abgerufen am 14. Juli 2020.
  20. Madeleine Darya Alizadeh auf Instagram. Abgerufen am 20. Juli 2020.
  21. Christian W. Mucha: Der Bären-Fellner. In: ExtraDienst. Christian W. Mucha, 19. Dezember 2019, abgerufen am 26. Juli 2020.
  22. DariaDaria „Mal bin ich Heuchlerin mal eingebildete Selbstdarstellerin“. In: WELT. 11. September 2019, abgerufen am 26. Juli 2020.
  23. Melias Erkurt: Wir sind nicht eure Mädchen. In: Falter. Nr. 50/20, 9. Dezember 2020, S. 9 (falter.at).
  24. Heftige Kontroverse: Badetag nur für Frauen. 3. September 2021, abgerufen am 6. März 2021.
  25. 160 Frauen setzten Zeichen gegen Belästigung. 3. September 2021, abgerufen am 6. März 2021.
  26. Efgani Dönmez: Hamam Vöslau. 6. September 2021, abgerufen am 6. September 2021.
  27. Das waren die Leading Ladies Awards 2015. 15. September 2015, abgerufen am 27. Juli 2020.
  28. Blog Award 2015. Abgerufen am 27. Juli 2020 (deutsch).
  29. look! Frauen des Jahres. Abgerufen am 27. Juli 2020.
  30. look inside the „Women of the Year“-Gala 2019. 28. November 2019, abgerufen am 27. Juli 2020.
  31. Nachhaltige Gestalter*innen 2019. 25. Juni 2020, abgerufen am 27. Juli 2020.
  32. Kongress und Preisverleihung 2020. Abgerufen am 27. Juli 2020.