Marchivum

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Marchivum

Ochsenpferchbunker, Marchivum, Front
Ochsenpferchbunker, Marchivum, Front
Archivtyp Kommunalarchiv
Koordinaten 49° 30′ 0,3″ N, 8° 27′ 41,3″ OKoordinaten: 49° 30′ 0,3″ N, 8° 27′ 41,3″ O
Ort Mannheim
Besucheradresse Archivplatz 1, 68169 Mannheim
Gründung 1907
ISIL DE-Mh40
Träger Stadt Mannheim
Website https://www.marchivum.de/de

Das Marchivum, Eigenschreibweise MARCHIVUM, ist das Archiv der baden-württembergischen Stadt Mannheim. Bis März 2018 hatte es die Bezeichnung Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte.

Geschichte

Am 1. April 1907 wurde der Historiker Friedrich Walter zum hauptamtlichen Leiter des städtischen Archivs ernannt und dieses als selbständige Dienststelle aufgebaut. Friedrich Walter war Herausgeber der Mannheimer Geschichtsblätter und hatte im Auftrag der Stadt zum Stadtjubiläum 1907 die erste wissenschaftlich fundierte Stadtgeschichte geschrieben.

Im Zweiten Weltkrieg gab es schwere Verluste, trotzdem konnten die bedeutendsten Archivalien gerettet werden, vor allem die Ratsprotokolle der Stadt Mannheim ab 1661 und alle Meldebögen und Meldekarteien seit Einführung der Meldepflicht 1807. Danach gab es einen systematischen Bestandsaufbau städtischen und nichtstädtischen Schrift- und Sammlungsgutes.

Eine neue Organisationsstruktur erhielt das Stadtarchiv in den 1960er Jahren mit den beiden Hauptabteilungen „Zwischenarchiv“ und „Historisches Archiv“. Es wurde Dienstleister und Gedächtnis der eigenen Verwaltung.

2004 erhielt das Stadtarchiv den Namenszusatz „Institut für Stadtgeschichte“. Zum 1. März 2018 wurde der Name in Marchivum geändert.[1]

Aufgaben

1909 legte der Mannheimer Stadtrat die Aufgaben fest: „Das Archiv solle für die Bedürfnisse der städtischen Verwaltung, [...] aber auch wissenschaftlichen Zwecken dienen und im Allgemeinen die Pflege und Erforschung der heimatlichen Geschichte befördern.“

Heute gilt die Archivordnung der Stadt Mannheim[2] auf Grundlage des Gesetzes über die Pflege und Nutzung von Archivgut (Landesarchivgesetz). Das Marchivum gliedert sich in die Bereiche Archiv mit umfangreichen Sammlungen und Beständen, den Service für Forschung und Vermittlung und die Ausstellungsbereiche zur Stadtgeschichte und NS-Zeit. Eine stadtgeschichtliche Ausstellung und ein NS-Dokumentationszentrum ergänzen die bisherigen Seminare, Vorträge und Führungen, stadtgeschichtliche Publikationen und eigene Forschungsprojekten des Stadtarchivs.

Angebot

Die Basis bilden das Archiv mit umfangreichen Sammlungen und Beständen, der Service für Forschung und Vermittlung und die Ausstellungsbereiche zur Stadtgeschichte und NS-Zeit. Archivgut mit einer Länge von 13 laufenden Regalkilometern wurden in den Ochsenpferchbunker übernommen. Der Archivbereich steht der Öffentlichkeit zur Verfügung. Interessierte können in den Lesesälen stadtgeschichtliche Themen oder die eigene Familiengeschichte erforschen. Auch Einsicht in die Mannheims Bauakten ist möglich. Der neue Friedrich-Walter-Saal ist auch von Dritten für Vorträge, Konferenzen oder Workshops nutzbar. Mit dem Digitalisierungszentrum wird angestrebt, das gesamte in Schrift, Bild und Ton überlieferte historische Erbe digital zu sichern und zur Verfügung zu stellen. Teile sind bereits digitalisiert und über Online-Recherche abrufbar.[3] Zusätzlich werden seit Dezember 2021 auf dem Webportal „MARCHIVUM Druckschriften digital“ Mannheimer Zeitungen von der Kaiserzeit bis in das Jahr 1945 präsentiert. Die Zeitungen können im Volltext durchsucht und in verschiedenen Dateiformaten heruntergeladen werden.[4]

Im November 2021 wurde im Erdgeschoss des Marchivums die stadtgeschichtliche Dauerausstellung „Typisch Mannheim!“ eröffnet.[5] Die 400 Jahre Stadtgeschichte von der Gründung 1607 bis zur Gegenwart werden multimedial erlebbar und begreifbar gemacht.

Ab dem ersten Dezemberwochenende 2022 ist es außerdem geplant, die Eröffnung einer Ausstellung als Dokumentationszentrum zum Thema Nationalsozialismus.[6]

Gebäude

Collini-Center, ehemaliger Dienstsitz

Das Stadtarchiv war im Rathaus N 1 und im Rathaus E 5 ansässig, bis es sein Domizil im Büroturm des Collini-Centers fand. Nachdem das Gebäude sehr sanierungsbedürftig war, beschloss der Mannheimer Gemeinderat 2014 den Ausbau des Ochsenpferchbunkers als neuen Standort. Die Ausführung der Baumaßnahmen begann im Februar 2016. Nach baulicher Fertigstellung erfolgte der Umzug im Winterhalbjahr 2017/18 mit Eröffnung im März 2018.[7]

Der Umbau mit Aufstockung des Bunkers zum MARCHIVUM erhielt 2020 die Auszeichnung der Architektenkammer Baden-Württemberg für „Beispielhaftes Bauen“ für die Entscheidung und die architektonische Umsetzung, „aus dem Bunker der NS-Zeit einen Ort der offenen Wissensvermittlung, der zugänglichen Geschichte sowie lichte Arbeits- und Versammlungsräume zu machen“.[8]

Literatur

  • Ulrich Nieß und Michael Caroli (Hrsg.): Das Gedächtnis der Verwaltung und ein Haus der Geschichte. Festschrift für Jörg Schadt (Mannheimer Geschichtsblätter Neue Folge Bd. 9/2002). Ubstadt-Weiher 2003, ISBN 3-89735-219-2.
  • Der Brockhaus Mannheim. Mannheim, Leipzig 2006, ISBN 978-3-7653-0181-0.
  • Ulrich Nieß und Andreas Schenk (Hrsg.): Das Marchivum - Mannheims neuer Geschichtsort. Festschrift zur Eröffnung des Marchivum am 17. und 18. März 2018.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marchivum. Information, Über uns. Abgerufen am 31. März 2018.
  2. Stadt Mannheim: Archivordnung der Stadt Mannheim. (PDF 290 KB) In: Stadtrecht der Stadt Mannheim. Abgerufen am 2. April 2018.
  3. Stöbern in unseren Beständen | MARCHIVUM. Abgerufen am 5. Januar 2022.
  4. Mannheims historische Zeitungen gehen online. In: Stadtteil-Nachrichten Mannheim. 23. Dezember 2021, abgerufen am 5. Januar 2022.
  5. Mannheims Geschichte multimedial erleben - Kultur. Mannheimer Morgen, abgerufen am 3. November 2021.
  6. Auf marchivium.de, abgerufen am 29. September 2022
  7. Mannheimer Morgen, Stadtgeschichte: Neues Marchivum im umgebauten Ochsenpferchbunker in der Neckarstadt eröffnet, Ausgabe vom 19. März 2014, Seite 13.
  8. Architektenkammer Baden-Württemberg: Beispielhaftes Bauen, prämierte Objekte. 2020, abgerufen am 28. November 2020.