Marco Cortesi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marco Cortesi in 2022

Marco Cortesi (* 12. Januar 1956 in Samedan, Engadin) ist ein ehemaliger Schweizer Polizeibeamter. Er war von 2007 bis zu seiner Pensionierung Ende Januar 2021 Chef des Mediendienstes der Stadtpolizei Zürich. Durch die häufige Präsenz in den elektronischen Medien wurde er in der ganzen Deutschschweiz bekannt. Für die Zeit nach seiner Pensionierung gründete er eine Firma für die Aus- und Weiterbildung im Bereich Krisen- und Ereigniskommunikation.[1]

2009 versuchte die Stadtpolizei mit der Aktion «Respekt», die nach ihrer Sicht verlorengegangene Achtung vor der Polizei wiederherzustellen. Durch einen Grosseinsatz wegen einer Kleinigkeit kam die Aktion in die Kritik. Cortesi selbst bezeichnete sie im Nachhinein als Flop. Schon der Begriff «Respekt» sei eigentlich falsch gewesen. Er erachtete den Dialog als den richtigen Weg und wurde in der Folge das Gesicht dieses neuen Stils.[2]

Werdegang

Marco Cortesi wuchs zweisprachig deutsch/rätoromanisch in Samedan auf. Sein Vater war Chef für Strassenbau beim Tiefbauamt im Oberengadin, ausserdem Bergführer und Jäger. Sein älterer Bruder kam behindert zur Welt und starb 10-jährig.[3]

1972 trat Cortesi eine Lehre bei der Post an und betätigte sich nebenbei als Skilehrer. 1976 übersiedelte er nach Zürich und arbeitete zunächst auf der Sihlpost und der Fraumünsterpost. Später machte er auf dem zweiten Bildungsweg ein Handelsdiplom und liess sich 1984 bei einer Grossbank anstellen. Schon nach drei Tagen stellte er fest, dass ihm Büroarbeit nicht zusagte, und er trat auf Empfehlung seiner damaligen Freundin, einer Polizistin, in das Korps der Stadtpolizei Zürich ein, wo er die zweijährige Ausbildung absolvierte. Er arbeitete danach vier Jahre als Streifenpolizist, teils beritten, und zwei Jahre bei der Kriminalpolizei in der Betäubungsmittelfahndung. Nach einer Anstellung im Transportdienst der Kantonspolizei Zürich kehrte er 1992 zur Stadtpolizei zurück und trat auf Empfehlung des späteren Kommandanten Philipp Hotzenköcherle in den Mediendienst ein.

Cortesi machte einen eidgenössischen Abschluss an der Schule der (inzwischen aufgelösten) Stiftung Schweizerisches Public-Relations-Institut und wurde 2003 interimistischer Chef der Informationsstelle. Die Leitung der Stelle ging jedoch im April 2004 an die Kommunikationsfrau und FDP-Gemeinderätin Susann Birrer, Cortesi wurde ihr Stellvertreter.[4] Anfang 2007 stufte Birrer Cortesi zum Sachbearbeiter mit Coachingfunktion zurück.[5]

Die Infostelle wurde im November 2007 in die Fachgruppen «Mediendienst» und «Kommunikation» unterteilt. Cortesi wurde zum direkt dem Kommandanten unterstellten Chef des Mediendienstes mit zwei Mitarbeitern befördert. Ende 2009 ordnete Kommandant Philipp Hotzenköcherle eine interne Administrativuntersuchung an. Der Schlussbericht Ende 2010 stellte der zweigeteilten Infostelle kein gutes Zeugnis aus. Die Untersuchung empfahl, die Führungsverantwortung der ganzen Infostelle wieder einer Person zu unterstellen.[4] Der Kommandant widersprach den Befunden der Untersuchung kategorisch, die Zweiteilung der Infostelle habe sich im Gegenteil bewährt.[6]

Ende Januar 2021 wurde Marco Cortesi pensioniert. Nachfolgerin in der Leitung des inzwischen vierköpfigen Mediendienstes ist seine bisherige Stellvertreterin Judith Hödl. Für die Zeit nach seiner Pensionierung gründete Cortesi eine Firma für die Aus- und Weiterbildung im Bereich Krisen- und Ereigniskommunikation.[1]

Bekannteste Fälle

Ein Grossereignis war zudem jedes Jahr jeweils der 1.-Mai-Umzug. 2008 war Cortesi Hauptverantwortlicher Kommunikation an der Euro 08.

Tätigkeit als Dozent

Marco Cortesi war viele Jahre Referent und Dozent für Fachkurse und Ausbildungen im Bereich Medien und Kommunikation, u. a.[22]

Trivia

Der Bündnerdialekt und das leichte Lispeln wurden zu seinen Markenzeichen.[2]

Als Bub wollte Cortesi Golfprofi werden, weil er als Caddie von einem bekannten Golfer ein sehr grosszügiges Trinkgeld erhalten hatte.[1]

In der Verfilmung des Kinderromans «Mein Name ist Eugen» spielte der einstige Pöstler Marco Cortesi einen Briefträger.[1]

Marco Cortesi und seine Nachfolgerin Judith Hödl beurteilten auf Wunsch von SRF und Tele Züri die erste Zürcher Tatort-Folge, Züri brännt, und beanstandeten zahlreiche Fehler.[23]

Seine Freizeit verbringt er wenn immer möglich mit seiner Lebenspartnerin im Engadin beim Mountain Bike, Langlaufen, Golfen und mit leichten Berg- und Skitouren.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Alois Feusi: «Ich dürfte es mir niemals leisten, die Strasse neben dem Fussgängerstreifen zu queren», sagt Marco Cortesi. Nun tritt der «Anchorman» der Zürcher Stadtpolizei aus dem Rampenlicht. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. Januar 2021.
  2. a b Barbara Frauchiger: «Reporter»: Marco Cortesi tritt ab – Der Polizeisprecher als Medienstar. In: SRF, Reporter. 20. Januar 2021.
  3. a b Roman Zeller: «Ich glaube, dass der Mensch grundsätzlich gut ist». In: Die Weltwoche. 13. Januar 2021 (archiviert auf der Website von Roman Zeller).
  4. a b Michael Baumann: Es brodelt in der Zürcher Stadtpolizei. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. April 2011.
  5. Marco Cortesi hat weniger Medienauftritte. In: Persönlich. 5. Juni 2007.
  6. Unsere Organisation. Stadtpolizei Zürich.
  7. Helikopter-Absturz in Zürich. In: SRF (Video, 2:07 min).
  8. Schweres Tramunglück im Zürcher Stadtzentrum. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. Oktober 2003.
  9. Amoklauf in Zürich. In: Swissinfo. 5. Juli 2004.
  10. Zunfthaus-Brand geklärt! In: Blick. 16. November 2007.
  11. Vor zehn Jahren: Bewaffnete verüben in Zürich den Jahrhundert-Kunstraub. In: Bluewin. 20. Februar 2018.
  12. Marius Egger: Der gefährlichste Parkplatz von Zürich. In: 20 Minuten. 8. Februar 2008.
  13. Ueli Gegenschatz: Basejumper von Lauterbrunnen. In: St. Galler Tagblatt. 16. November 2009.
  14. Experten: Brasilianerin hat sich selbst geritzt. In: St. Galler Tagblatt. 14. Februar 2009.
  15. Polizei holt Aktivisten vom Kran. In: Limmattaler Zeitung. 10. September 2010.
  16. Fabian Baumgartner: Ehemann im «Katzensee-Fall» verurteilt. In: Neue Zürcher Zeitung. 5. Mai 2014.
  17. Zürcher Ex-Polizist verurteilt. In: Tages-Anzeiger. 13. Mai 2020.
  18. Stefan Eiselin, Christian Bütikofer: Bombendrohung bei Fifa-Kongress. In: Handelszeitung. 29. Mai 2015.
  19. «13 Schüsse gegen ein Messer ist Polizeigewalt». In: 20 Minuten. 30. Dezember 2015.
  20. Brand am HB: «Um 02:16:42 Uhr ging der erste Notruf ein». In: Tages-Anzeiger. 3. Dezember 2018.
  21. Geiselnahme mit drei Toten in Zürich war definitiv Beziehungsdelikt. In: Swissinfo. 17. September 2020.
  22. Website der Kommunikationsfirma von Marco Cortesi.
  23. Lorenz Steinmann: Marco Cortesi blickt zurück. In: Lokalinfo. 15. Januar 2021.