Marcrad I.

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Marcrad I. († nach 1170) aus dem Geschlecht der Ammoniden war ein holsteinischer Großer, der als Overbode militärische Führungsaufgaben in der sächsisch-slawischen Kontaktzone ausübte und die holsteinischen Großen gegenüber dem sächsischen Herzog vertrat.

Marcrad I. ist belegt von 1127 bis 1170 und war wahrscheinlich der Sohn des Ammon. Sein eigener Sohn Marcrad II. folgte ihm als Overbode. Marcrad I. lebte zunächst in Faldera und nach der Eingliederung des slawischen Wagrien in die Grafschaft Holstein im ursprünglich slawischen Bornhöved. Die Forschung sieht in ihm den Anführer des „Holsteiner Volksadels“, der sich vom südelbischen Adel durch das geringe soziale Gefälle zu den freien Bauern unterschied.[1] Als Overbode übte er das Amt des obersten Feldherrn und Richters der Holsten aus. Hierzu wurde er angeblich in einer Versammlung der freien Bauern bestimmt. Im Jahr 1127 baten die Holsten unter Führung Marcrads I. in Meldorf den Erzbischof Adalbero von Bremen um geistlichen Beistand durch einen Priester, worauf Adalbero den Missionar Vizelin zu ihnen entsandte. Gegen den Willen des in Holstein eingesetzten Grafen Heinrich von Badewide eroberten die Holsten unter Marcrads Führung im Sommer 1138 die wagrische Burg Plune. Nachdem Marcrad zunächst den Widerstand der Holsten gegen den landfremden Graf Adolf II. von Schauenburg geleitet hatte, führte er unter dessen Kommando 1164 das Aufgebot der Holsten in der Schlacht bei Verchen.

Quellen

  • Helmold von Bosau: Chronica Slavorum (= Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. Bd. 7 = Scriptores Rerum Germanicarum in Usum Scholarum separatim editi. Bd. 26). Herausgegeben vom Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde. 3. Ausgabe, bearbeitet von Bernhard Schmeidler. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1937 (Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe. Bd. 19, ISSN 0067-0650). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1963 (7. Auflage (unverändert der 6., gegenüber der 5., um einen Nachtrag erweiterte Auflage 2002). Mit einem Nachtrag von Volker Scior. ebenda 2008, ISBN 978-3-534-21974-2)).

Literatur

  • Walther Lammers: Das Hochmittelalter bis zur Schlacht von Bornhöved (= Geschichte Schleswig-Holsteins. Bd. 4, Tl. 1). Wachholtz, Neumünster 1981, ISBN 3-529-02404-X, S. 4–14.

Anmerkungen

  1. Günther Bock: Die Stormarner Overboden und der Beginn der mittelalterlichen Ostsiedlung. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 127 (2002), S. 35–74, hier S. 35.