Margaret Cavendish

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Margaret Cavendish, 1665, Gemälde von Peter Lely

Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle (geb. Margaret Lucas; * 1623; † 1673), war eine englische Adlige, Schriftstellerin, Philosophin und Wissenschaftlerin.

Leben

Cavendish war die jüngste Schwester der bekannten Royalisten Sir John Lucas und Sir Charles Lucas. Sie war eine Hofdame der Königin Henrietta Maria von Frankreich und begleitete diese ins Exil nach Frankreich, wo sie einige Zeit am Hof des jungen Ludwig XIV. verbrachte. In Frankreich wurde sie 1645 zur zweiten Ehefrau von William Cavendish, und durch die Erhebung ihres Ehemannes 1660 während der englischen Restauration zur Herzogin (Duchess).

Ab 1651, dem Jahr ihrer Rückkehr nach England, wirkte Cavendish als Dichterin, Philosophin, Essayistin und Dramatikerin. Zu einer Zeit, in der die meisten Frauen anonym publizierten, veröffentlichte Cavendish ihre Arbeiten unter ihrem eigenen Namen. Ihre Veröffentlichungen befassten sich mit einer großen Anzahl von Themen, unter anderem Geschlechter- und Machtfragen sowie korrektes Benehmen. Weitere Veröffentlichungen widmeten sich dem damals absolut durch Männer dominierten Feld der Naturphilosophie. Cavendish wurde wiederholt als eine Autorin gewürdigt und kritisiert, die einen entscheidenden Einfluss auf das Werk anderer nachfolgender Frauen hatte. Samuel Pepys nannte sie „verrückt, eingebildet und lächerlich.“

Als Naturphilosophin lehnte Cavendish die mechanistische Philosophie des 17. Jahrhunderts ebenso ab wie die auf Aristoteles zurückzuführende herrschende Meinung in der Philosophie ihrer Zeit. Sie entwickelte ein Gegenmodell zur vorherrschenden Philosophie, nach dem die Natur ein zu komplexes System ist, als dass es sich allein durch mechanische Gesetze erklären ließe. Sie bezog sich bei ihrem Verständnis des aus unvergänglicher Materie und leerem Raum bestehenden Universums auf Epikur. Die Materie bestehe aus kleinsten, unteilbaren Teilchen, den Atomen, die durch Kontakt zueinander die Gegenstände der sinnlich wahrnehmbaren Welt bilden. Die Materie kann sich nach Cavendish immer wieder neu zusammenfügen, und so sei der Weltprozess ewig. Sie beschrieb auch die Herausbildung beseelter Materie, die aus eigener Kraft, ohne Eingreifen eines Gottes, Gegenstände formen und erschaffen könne. Ihre Philosophie bedeutet eine Zurückweisung der Schöpfungsgeschichte und brachte ihr den damals schwerwiegenden Vorwurf des Atheismus ein.[1]

Cavendish kritisierte die Theorien bedeutender Mitglieder der Royal Society – zum Beispiel indem sie die Erkenntnisse aus der Mikroskopie als unzuverlässig abtat, welche die Welt verzerren anstatt sie zu erklären, womit sie die menschliche Wahrnehmung als normativ herausstellte[2] – und setzte sich mit diesen ebenso auseinander wie mit den Naturphilosophen Thomas Hobbes, René Descartes und Robert Boyle. Heute gilt sie als erste einer ganzen Reihe von „scientific ladies“, die im 17. und 18. Jahrhundert wissenschaftliche Beiträge leisteten. Durch ihren Roman The Blazing World, in dem eine ungenannte Erzählerin über den Nordpol in eine fremdartige Welt gelangt, gilt sie als erste weibliche Science-Fiction-Autorin.[3]

Werke

Cavendish schrieb zwischen 1653 und 1671 rund fünfzehn wissenschaftliche Bücher zu verschiedensten Themen.

  • Poems and Fancies (1653)
  • Philosophical Fancies (1653)
  • World's Olio (1655)
  • The Philosophical and Physical Opinions (1655)
  • Nature's Pictures drawn by Fancies Pencil to the Life (1656)
  • A True Relation of my Birth, Breeding, and Life (1656)
  • Orations (1662)
  • Plays (1662)
  • Sociable Letters (1662)
  • Philosophical Letters (1662)
  • Observations upon Experimental Philosophy (1666)
  • The Blazing World (1666)
  • Life, a biography of William Cavendish (1667)
  • Plays Never Before Published (1668)
  • Grounds of Natural Philosophy (1668)
  • The Convent of Pleasure (1668)

Literatur

Bücher

  • Line Cottegnies / Nancy Weitz, (Hrsg.): Authorial Conquests: Essays on Genre in the Writings of Margaret Cavendish. Fairleigh Dickinson University Press, Cranbury 2003, ISBN 0-8386-3983-6.
  • Lara A. Dodds: The Literary Invention of Margaret Cavendish. Pennsylvania State University Press, University Park 2013, ISBN 978-0-8207-0465-4.
  • Lisa Walters / Brandie R. Siegfried: Margaret Cavendish, an interdisciplinary perspective. Cambridge University Press, Cambridge, New York 2022, ISBN 978-1-108-74843-8.
  • Katie Whitaker: Mad Madge: The Extraordinary Life of Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle, the First Woman to Live by Her Pen. Basic Books, New York 2002, ISBN 0-465-09161-X.

Sonstiges

  • Dolores Paloma: Margaret Cavendish: Defining the female self. In: Women's Studies 1980 7.

Weblinks

Commons: Margaret Cavendish – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Für den Absatz: Philosophinnen und Frauen in der Philosophie. (Memento des Originals vom 16. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/files.dorner-verlag.at www.dorner-verlag.at. Abgerufen am 15. Juli 2011.
  2. Elizabeth L. Swann: Taste and Knowledge in Early Modern England. Cambridge University Press, 2020, ISBN 978-1-108-76757-6, S. 174–179.
  3. Adam Roberts: The History of Science Fiction. Palgrave & Macmillan, Houndmills 2006, ISBN 1-4039-1196-7, S. 47 f.