Marguerite Wolff

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Marguerite Wolff (geborene Jolowicz; * 10. Dezember 1883 in London; † 21. Mai 1964 ebenda) war eine deutsch-britische Juristin und spätere Abteilungsleiterin am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin.

Leben

Nach ihrem Studium der Anglistik am Newnham College in Cambridge, heiratete sie 1906 Martin Wolff (1872–1953), mit dem sie zwei Söhne bekam, und zog nach Berlin. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete sie als Krankenschwester. Von 1925 bis 1933 war sie als Assistentin am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht beschäftigt und baute zusammen mit Direktor Victor Bruns das Institut auf, sie arbeitete als inoffizielle Abteilungsleiterin. Nach der Vertreibung aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut ging sie 1935 zurück nach London ins Exil, wo sie ihre britische Staatsbürgerschaft erneuerte. Beide Söhne emigrierten sofort 1933. Ihr Ehemann folgte 1938 nach seiner Vertreibung als Professor von der Berliner Universität (1935) und aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut (1937). Wolff half ihrem Mann bei seinen Arbeiten und prägte wesentlich seine Übersetzungen. Auch übertrug sie juristische Werke anderer deutschen Emigranten ins Englische. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie für die BBC-Nachrichtensendungen. Nach dem Krieg war sie wieder als Übersetzerin tätig, u. a. bei den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg.

Marguerite Wolff half wesentlich ihrem Mann bei seiner Arbeit am Werk „Privatrecht in Großbritannien“ (1945, 1950) und definierte in der Übersetzung seines Werks „Private International Law“ den Begriff „the incidental question“. In der Tradierung kommt sie jedoch nie als eigenständige Juristin vor, manchmal als „Gehilfin ihres Mannes“ bzw. Übersetzerin seiner Werke, meistens nur als Martin Wolffs „(englische) Ehefrau“.

Literatur

  • Gerhard Dannemann: Rechtsvergleichung im Exil. Martin Wolff und das englische Recht. Antrittsvorlesung, 1. Juli 2003, Humboldt-Universität zu Berlin, Großbritannien-Zentrum. Humboldt-Universität, Berlin 2004, ISBN 3-86004-181-9 (PDF; 304 kB), bes. S. 4–5 sowie S. 11–12.
  • Anna-Maria Gräfin von Lösch: Der nackte Geist. Die Juristische Fakultät der Berliner Universität im Umbruch von 1933 (= Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts. 26) Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147245-4, bes. S. 360–366.
  • Marion Röwekamp: Juristinnen. Lexikon zu Leben und Werk. Nomos-Verlags-Gesellschaft, Baden-Baden 2005, ISBN 3-8329-1597-4, S. 436–438.
  • Reinhard Rürup & Michael Schüring: Schicksale und Karrieren. Gedenkbuch für die von den Nationalsozialisten aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher (= Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. 14). Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89244-797-9, S. 456 mit Foto.
  • Annette Vogt: Vom Hintereingang zum Hauptportal? Lise Meitner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität und in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (= Pallas Athene. 17). Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-08881-7, bes. S. 233–239.
  • Annette Vogt: Wissenschaftlerinnen in Kaiser-Wilhelm-Instituten. A–Z (= Veröffentlichungen aus dem Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft. 12). 2. erweiterte Auflage. Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin 2008, ISBN 978-3-927579-12-5, S. 214–217.

Weblinks