Maria Daelen-Strecker

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Maria Felicitas Daelen-Strecker (* 22. Februar 1905 in Düsseldorf[1]; † 5. Oktober 1993) war eine deutsche Ärztin und Regierungsbeamtin.

Leben

Maria Daelen-Strecker war die Tochter aus der ersten Ehe von Katharina von Kardorff-Oheimb mit dem Industriellen Felix Daelen.[2] Sie besuchte in Wiesbaden die Schule und machte dort 1922 das Abitur. Anschließend studierte sie Medizin in Hamburg (1923–1925), München (1925–1927) und Berlin (1927–1929). Ihr Staatsexamen legte sie 1929 in Berlin ab und wurde dort auch 1932 promoviert. Von 1930 an zunächst als Assistenzärztin im Krankenhaus Westend tätig, wurde sie dort 1933 wegen „Antinazi-Einstellung“ entlassen und war dann bis 1938 in der Charité tätig.

1938 eröffnete sie eine eigene Praxis für Innere Krankheiten in Berlin-Schöneberg.[3] Während ihrer Tätigkeit (bis 1945) als Kreisärztin konnte sie verschiedenen Künstlern helfen, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. 1945 floh sie vor der Gestapo nach Österreich.[4] Ende 1945 kehrte sie nach Bayern zurück, nahm vorübergehend eine Stelle im UNNRA Krankenhaus an und stand dann bis Februar 1946 als Ärztin in einem Kriegsgefangenenlager in amerikanischen Diensten.[5] Am 25. März 1946 wurde sie als Referentin im Innenministerium, Referat Tuberkulosebekämpfung und Mütter- und Säuglingsschutz, eingestellt. Im April 1950 wurde sie zur Regierungsmedizinalrätin ernannt und im November 1950 zur Oberregierungs- und -medizinalrätin unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit. Mit Urkunde vom 24. Dezember 1953 wurde sie mit gleicher Funktion in den Bundesdienst übernommen und deshalb auf eigenen Antrag aus dem Dienst des Landes Hessen entlassen.

Während ihrer Dienstzeit bei der hessischen Landesregierung war sie entscheidend daran beteiligt, in Hessen die BCG-Impfung einzuführen.[6][7][8] Vom 19. November 1948 bis 11. Februar 1949 unternahm sie als einzige Frau in einer deutschen Ärztegruppe eine Studienreise durch die Vereinigten Staaten von Amerika. In ihrem Bericht vom 15. April 1949 schreibt sie im Abschnitt Zahnpflege: „Ein in Amerika sehr beliebtes Mittel zur Behandlung und Erhaltung der Zähne ist Fluor (Fluorine). Wir haben dieses Mittel mit nach Deutschland gebracht – sowie die Veröffentlichung über die Zusammensetzung – und hoffen, es auch bei uns einführen zu können. Fluor soll eine bedeutende Wirkung auf die Zähne haben und vor allem die Caries verhüten.“[9] Damit leitete sie in der Abteilung Öffentliches Gesundheitswesen des hessischen Innenministeriums den Einsatz der hessischen Landesregierung für die Einführung der Kariesprophylaxe mit Fluoriden ein, für die Ministerialrat Hans von Behring beachtliche Mittel im Haushalt bereit stellte.[10] Später arbeitete sie im Bundesinnenministerium (Abteilung Gesundheitswesen) und im Bundesgesundheitsministerium.

Als Delegierte vertrat Daelen-Strecker Deutschland im Europarat und in der Weltgesundheitsorganisation.[11]

Daelen-Strecker war die Halbschwester von Elisabeth Albert und vor dieser mit dem Dirigenten Wilhelm Furtwängler liiert. Sie heiratete 1968 Ludwig Strecker, den Seniorchef des Verlages B. Schott’s Söhne.[12]

Literatur

  • Maren Richter: „Aber ich habe mich nicht entmutigen lassen“. Maria Daelen – Ärztin und Gesundheitspolitikerin im 20. Jahrhundert, Wallstein Verlag, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8353-3477-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biographische Angaben in Fragebogen. Military Government of Germany und Einstellung des Frl. Dr. med. Maria Daelen als Referentin des Referats "Tuberkulosenfürsorge", Hessisches Staatsministerium. Personalakte im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Signatur HHStAW 527 Nr. II 3748.
  2. Cornelia Baddack: Katharina von Kardorff-Oheimb (1879–1962) in der Weimarer Republik: Unternehmenserbin, Reichstagsabgeordnete, Vereinsgründerin, politische Salonnière und Publizistin. Vandenhoeck & Ruprecht, 2016, ISBN 978-3-8470-0614-5 (google.de [abgerufen am 19. Juni 2020]).
  3. Fragebogen. Military Government of Germany. Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW), Signatur 527-II-3748.
  4. Ärztinnen im Kaiserreich. Abgerufen am 29. Dezember 2019.
  5. Lebenslauf. HHStAW 527-II-3748.
  6. Svend K. Svendsen, Maria Daelen: Über BCG-Schutzimpfung. Mit besonderer Berücksichtigung der Organisation in Hessen. 1948
  7. Maria Daelen: Über die BCG-Schutzimpfung mit vorläufigen Resultaten aus Hessen. Neue Medizinische Welt 1 (1950) 377
  8. Maria Daelen, unter Mitwirkung von W. Catel, K. Freudenberg, F. Lütgerath, H. Saame: Die BCG-Schutzimpfung. Walter De Gruyter, Berlin 1950.
  9. Maria Daelen: Bericht über die Studienreise der deutschen Ärztegruppe durch die Vereinigten Staaten von Amerika (v. 19.11.48–11.2.49). Zusammengestellt am 15. April 1949
  10. Hans Joachim Tholuck: Die Hessische Fluoraktion. Zahnärztl. Mitteilungen 40: Nr. 22 (1952) 561
  11. „Aber ich habe mich nicht entmutigen lassen“. Maria Daelen – Ärztin und Gesundheitspolitikerin im 20. Jahrhundert. In: Forschungsgruppe zur Geschichte der Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin. Abgerufen am 29. Dezember 2019 (deutsch).
  12. Maren Richter: Maria Daelen: „So schön, so geistreich“. In: Die Zeit. 29. Dezember 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 29. Dezember 2019]).