Marineeinsatzrettungszentrum
Das Marineeinsatzrettungszentrum (MERZ) oder Rettungszentrum See (RZ See) ist ein containergestütztes Rettungszentrum der Deutschen Marine, das auf einem Einsatzgruppenversorger (EGV) installiert werden kann und dort die erste notfallmäßige, auch notfallchirurgische, Behandlung im Einsatz sicherstellt (Role2E). Die Marine verfügt aktuell über ein einsatzfähiges MERZ.[1]
Ein MERZ besteht aus 26 20- und 30-Fuß-ISO-Containern, die zweistöckig auf dem Oberdeck installiert werden. Unter dem Containeraufbau befindet sich eine Bettenstation (24 Betten, inkl. vier Intensivbetten und zehn Notbetten), die fester Teil des EGV ist. Weiter Richtung Heck gelegen und vom MERZ getrennt befindet sich das ebenfalls fest zum Schiff gehörige Schiffslazarett (neun Betten), das aber im Verbund mit dem MERZ betrieben wird bzw. werden kann. Auch ein Einsatz des Lazaretts als Isolierstation ist denkbar. Insgesamt können so 43 Patienten aufgenommen werden, wobei im Hubschrauber-Hangar des EGV weitere Kapazität für bis zu 100 Leichtverletzte zur Verfügung gestellt werden kann.[2]
Das MERZ gehört auf dem Schiff zum Hauptabschnitt 800 (Bordsanitätsdienst) und wird durch Personal des Marinesanitätsdienstes geleitet, allerdings wird der überwiegende Teil des bis zu 58 Soldaten starken MERZ-Personals (Ärzte, Fachärzte, Sanitätssoldaten), vom Zentralen Sanitätsdienst gestellt. Der Einsatz des MERZ ist somit ein Beispiel für eine teilstreitkräfteübergreifende (joint) Operation.
Von 2002 bis 2009 wurde das MERZ achtmal aktiviert. Nach dem Seebeben im Indischen Ozean 2004 wurde der EGV Berlin im Rahmen der Operation „Humanitäre Hilfe Südostasien“ (HumHiSOA) in das Katastrophengebiet verlegt. Dort konnten Marine und Zentraler Sanitätsdienst die Funktion des MERZ auch in Kooperation mit Einrichtungen an Land (hier einem Rettungszentrum leicht) demonstrieren: Insgesamt wurden an Land und auf See 2311 Behandlungen durchgeführt, 854 Patienten stationär aufgenommen und 196 Operationen durchgeführt. Die letzte Aktivierung des MERZ auf Einsatzgruppenversorger Berlin fand von April bis Juni 2009 im Rahmen des Anti-Piraten Einsatzes ATALANTA vor der Küste Somalias statt.[3]
iMERZ
Bei einem Brand in einer Lagerhalle in Bremen wurden am 22. Februar 2015 die Container eines MERZ zerstört, die getrennt gelagerte Ausstattung der Container blieb unbeschädigt. Die betroffenen Container wurden zuvor auf der Frankfurt am Main eingesetzt.[1] Als Ersatz erhielt das Schiff am 23. Mai 2022 einen neuen Decksaufbau für ein integriertes MERZ (iMERZ). Es verfügt über eine Krankenstation, zwei OP-Säle, einen Röntgenraum, eine zahntechnische Abteilung und diverse Labore.[4]
Literatur
- Volker Hartmann: Das Marineeinsatzrettungszentrum. In: Wehrmedizin und Wehrpharmazie. Ausgabe III/07 (ähnlicher, kürzerer Artikel online auf www.maritimemedizin.de).
- Jürgen K.G. Rosenthal: MERZ – Ein maritimes Kreiskrankenhaus, in: Hardthöhenkurier. 1/2011, S. 50–53 (online als PDF).
Einzelnachweise
- ↑ a b Thomas Wiegold: Marine verliert die Hälfte ihrer schwimmenden Krankenhäuser. In: Augen geradeaus! (Blog). 26. Februar 2015, abgerufen am 26. Februar 2015: „Beim Brand einer Lagerhalle in Bremen am 22. Februar wurden die Container eines Marineeinsatzrettungszentrums (MERZ) vernichtet.“
- ↑ Einsatzgruppenversorger BERLIN wird ins Katastrophengebiet nach Südostasien verlegt. In: marine.de. Abgerufen am 15. Januar 2008.
- ↑ Bundeswehr beendet Einsatz in Indonesien – Weiter deutsche Hilfe. In: bundeswehr.de. Abgerufen am 15. Januar 2008.
- ↑ Jörg Dustmann: Besser ohne Container. In: Marine-Forum. September 2022, ISSN 0172-8539, S. 22–25.