Mark Braverman (Psychologe)

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Mark Braverman

Mark Braverman (* 1948 in Philadelphia) ist ein US-amerikanischer Psychologe mit jüdischen Wurzeln.

Leben

Braverman, Enkel eines palästinensischen Juden, wuchs in einer konservativen jüdischen Familie in Philadelphia auf. Er arbeitete als Psychologe und Traumatherapeut. Selbst sagte er, dass er von der Idee geprägt worden sei, die Welt sei den Juden gegenüber feindlich und wolle sie umbringen oder zwangskonvertieren. Seine Einstellung änderte sich, als er sich 2006 einer mehrheitlich christlichen Gruppe von Pilgern ins Heilige Land anschloss und muslimischen, christlichen und jüdischen Führern begegnete. Nun wurde er zum Aktivisten für Frieden im Nahen Osten und stellt die politischen Vorgänge in einen starken religionsgeschichtlichen Zusammenhang. Er bezeichnet den Nahostkonflikt als die größte Krise seit dem babylonischen Exil. Er meint, die Zeit laufe davon, und eine grundlegende Umstellung sei notwendig.[1][2]

Bei einem Besuch in Deutschland verglich sich Braverman mit Dietrich Bonhoeffer. Dieser hatte das gleiche Interesse, die Kirche zu retten.[3]

Positionen

Braverman kritisiert die Politik Israels im Bezug auf die Besetzung der palästinensischen Gebiete und deren Nahostpolitik, er bezweifelt auch das Existenzrecht des Staates Israel und setzt ihn mit historischen Apartheidsregimen gleich. Aus dieser Haltung heraus unterstützt er auch die BDS-Bewegung.[3]

Die Ursache des in seinen Augen zu harschen Vorgehens gegen die Palästinenser sieht er in dem traditionellen jüdischen Glauben, dass das Volk Israel von alters her von Gott erwählt sei. Der Erwählungsglaube habe zu einem jüdischen Triumphalismus geführt, dieser wiederum zur "ethnischen Säuberung Palästinas": „Und wie der christliche Triumphalismus, der in der Ablösungstheologie seinen Niederschlag fand, schließlich zu den Verbrennungsöfen von Auschwitz führte, so führte der jüdische Triumphalismus, wie er seinen Ausdruck im politischen Zionismus findet, zur ethnischen Säuberung Palästinas.“[4]

Braverman meint, dass sich die christlichen Kirchen aus Angst vor dem Vorwurf des Antisemitismus nicht trauen würden Israel zu kritisieren: „Der Vorwurf, man sei Antisemit, ist die Keule, die man schwingt, um jede offene oder kritische Diskussion über den Staat Israel im Keim niederzuhalten.“[5] Er forderte 2018 die deutsche Kirche (er unterscheidet nicht zwischen Konfessionen) auf, deutlichere Kritik am Staat Israel zu üben und Boykottbewegungen zu unterstützen. Er wird von kirchlichen und Palästina-Solidaritäts-Gruppen auch in Deutschland eingeladen.[6] So referierte er beispielsweise auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni 2015.[7]

Kritiker werfen Braverman vor, undifferenziert zu kritisieren und damit einen als Palästina-Solidarität getarnten Antisemitismus zu befördern.[8]

Publikationen

  • Mark Braverman (2013): Die Mauer überwinden. ISBN 978-3-86682-162-0
  • Mark Braverman (2011): Verhängnisvolle Scham – Israels Politik und das Schweigen der Christen. Gütersloher Verlag

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Author Mark Braverman Addresses the Israeli-Palestinian Conflict. In: American Friends Service Committee. 11. Mai 2010 (afsc.org [abgerufen am 13. Februar 2018]).
  2. Author Mark Braverman Addresses the Israeli-Palestinian Conflict. In: American Friends Service Committee. 11. Mai 2010 (afsc.org [abgerufen am 13. Februar 2018]).
  3. a b Tag für Tag. Deutschlandfunk. 13. Februar 2018
  4. Mark Braverman: Verhängnisvolle Scham – Israels Politik und das Schweigen der Christen. Gütersloh 2011. S. 127
  5. Mark Braverman: Verhängnisvolle Scham – Israels Politik und das Schweigen der Christen. Gütersloh 2011. S. 137
  6. Vortragsreise Mark Braverman: 21.–26. 01.2018 Die Mauer überwinden. Eine Vision für Israelis und Palästinenser. In: Palästina-Solidarität. 14. Januar 2018 (palaestina-solidaritaet.de [abgerufen am 13. Februar 2018]).
  7. http://archiv.friedenskooperative.de/nahost.htm
  8. Tag für Tag. Deutschlandfunk. 13. Februar 2018