Markian der Jüngere

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Markian der Jüngere (altgriechisch Μαρκιανός, eigentlich Flavius Marcianus; † nach 484), war 479–480 Usurpator gegen Kaiser Zenon im Oströmischen Reich.

Leben

Marcianus stammte aus einer einflussreichen Familie. Sein Vater Anthemius war weströmischer Kaiser gewesen, sein gleichnamiger Großvater Markian oströmischer Kaiser. Zudem war er durch die Ehe mit Leontia seit 471 Schwiegersohn Kaiser Leos I. Weitere Vorfahren bekleideten seit vielen Generationen höchste Staatsämter.

Marcianus begleitete seinen Vater Anthemius 467 in den Westen und bekleidete dort 469 das Konsulat. Um 470/71, vermutlich im Zusammenhang mit dem Sturz Aspars, muss er nach Konstantinopel zurückgekehrt sein, wo er die Kaisertochter ehelichte und 472 vielleicht erneut als Konsul amtierte.[1]

474 bei der Nachfolge Leos I. übergangen, erhob sich Marcianus, von der Kaiserwitwe Verina und dem Heermeister Theoderich Strabo angestachelt, 479 mit seinen Brüdern Anthemius und Romulus gegen Zenon und forderte den Thron für sich. Seine Parteigänger stürmten den Kaiserpalast, wurden aber von loyalen isaurischen Truppen unter dem Kommando des Illus zurückgeschlagen. Marcianus wurde zum Presbyter geweiht und nach Tarsus (nach anderer Überlieferung nach Caesarea in Kappadokien) verbannt, seine Frau Leontia trat ins Kloster der Akoimeten ein. Mit Hilfe von Mönchen geflohen, zettelte er 480 in Galatien einen erneuten Aufstand an, der von Trocundes niedergeworfen wurde. Marcianus wurde wiederum gefasst und in der Festung Papyrios in Isaurien festgesetzt.

Das letzte Lebenszeichen des Marcianus datiert aus dem Jahr 484, als ihn der nunmehr ebenfalls gegen Zenon rebellierende Illus aus der Haft befreite und erneut zum Gegenkaiser ausrufen wollte. Illus entschied sich dann aber für Leontius und sandte Marcianus mit einem (erfolglosen) Hilfegesuch nach Italien zu Odoaker.

Quellen

Literatur

  • Gerard Friell, Stephen Williams: The Rome That Did Not Fall. The survival of the East in the fifth century. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-15403-0.
  • Dirk Henning: Periclitans res Publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches 454/5–493 n. Chr (= Historia-Einzelschriften. Bd. 133). Steiner, Stuttgart 1999, ISBN 3-515-07485-6.
  • Clemens Heucke: Die Herrschaft des oströmischen Kaisers Zenon. Ein Beispiel für Integration? In: Mathias Beer, Martin Kintzinger, Marita Krauss (Hrsg.): Migration und Integration. Aufnahme und Eingliederung im historischen Wandel (= Stuttgarter Beiträge zur historischen Migrationsforschung. Bd. 3). Steiner, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07190-3, S. 45–54.
  • John Robert Martindale: Marcianus 17. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20159-4, S. 717–718.
  • Klaus-Peter Todt: Zenon, römischer Kaiser. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 418–427.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Es könnte sich bei dem in den Fasten genannten Marcianus auch um eine sonst unbekannte Person handeln. Denn in keiner Inschrift oder Papyri wird Marcianus als consul II bezeichnet; siehe Consuls of the later Roman Empire.