Martha Fontane

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Martha Fontane mit ihrem Vater, 1886

Martha „Mete“ Fontane (verheiratete Martha Fritsch; * 21. März 1860 in Berlin; † 10. Januar 1917 in Waren, Herzogtum Mecklenburg-Strelitz) war die einzige Tochter des Schriftstellers Theodor Fontane. Sie gilt als Urbild mehrerer seiner Romanfiguren.

Leben

Martha war das sechste und vorletzte Kind der Eheleute Theodor und Emilie Fontane Martha galt als Lieblingskind des Schriftstellers, der sich immer eine Tochter gewünscht hatte. Zehnjährig wurde sie für ein Jahr nach England gebracht, wo sie bei der befreundeten Familie Merington lebte und die Landessprache lernte. Aus dieser Zeit sind die ersten Teile eines ausgiebigen Briefwechsels mit den Eltern, insbesondere mit dem Vater, erhalten.

Nach der Rückkehr aus England absolvierte sie bis 1876 die höhere Mädchenschule in Berlin und zog dann als „Haustochter“ zu der Familie Stockhausen. Haustochter zu sein war die Voraussetzung für die Zulassung zum staatlichen Lehrerinnenseminar in Berlin. Dort ausgebildet zur Lehrerin für Volks-, mittlere und höhere Schulen, arbeitete Martha Fontane in den Jahren 1880/81 als Erzieherin und Hauslehrerin der Kinder der Familie von Mandel im neumärkischen Klein Dammer. In dieser Zeit fand ein lebhafter Briefwechsel mit den Eltern statt, der großenteils erhalten blieb. Martha ging mit Elan insbesondere an die Ausbildung ihrer Schützlinge Ella und Sofie von Mandel heran, litt aber trotz aller Bemühungen ihrer Dienstherren unter dem gesellschaftlich eher gering bewerteten Dasein als Gouvernante in einem ländlichen Haushalt, welches auch im Missverhältnis zu ihrem für die damalige Zeit relativ hohen Ausbildungsgrad stand. Zudem fehlte der Glanz, den das Leben an der Seite ihres prominenten Vaters auf sie abstrahlte, denn durch die Nähe zu ihm hatte sie schon früh Kontakt mit Personen wie dem Maler Adolph Menzel oder dem Schriftsteller Paul Heyse.

Bald machten sich diffuse Leiden bei ihr bemerkbar, die sie schließlich dazu veranlassten, als „Luxusartikel“, wie sie sich selbst dem Vater gegenüber bezeichnete, ins Elternhaus zurückzukehren. Allerdings lebte sie in den nächsten Jahren nicht ständig mit ihren Eltern zusammen, sondern verbrachte viel Zeit mit Kuraufenthalten und – besonders, nachdem sich ihre Vermögenslage durch Erbschaften gebessert hatte, – auf Reisen. Zentrum ihres Daseins blieb aber dennoch die elterliche Wohnung, bis sie nach dem Tod ihres Vaters 1899 den zweifachen Witwer Karl Emil Otto Fritsch heiratete und nach Waren in Mecklenburg zog. Dort starb sie 1917 nach einem Sturz aus dem Fenster – möglicherweise ein Freitod aufgrund von Depressionen. Möglich ist auch, dass es sich um einen Unfalltod handelte.[1]

Nachwirkungen

Martha Fontane ist nicht nur als einfallsreiche und schreibfreudige Briefpartnerin und Inspirationsquelle ihres Vaters bekannt – 270 Briefe aus dieser Korrespondenz sind bekannt und veröffentlicht –, sondern diente ihm auch als Vorbild für die Charakterisierung vieler seiner Frauenfiguren wie etwa die Corinna in Frau Jenny Treibel und die Melusine in Der Stechlin – Frauen, die, bis zu einem gewissen Grade emanzipiert, die Kunst der gefälligen Konversation mit einer scharfen Beobachtung ihrer Umwelt und einem beweglichen Geist verbinden, es dabei aber nicht an Charme fehlen lassen.

Martha Fontane las auch Entwürfe und Publikationen ihres Vaters, lobte oder kritisierte sie. Als Mitverwalterin von dessen literarischen Nachlass nach 1902 trat sie nicht häufig in Erscheinung, blockierte oder erschwerte aber häufig Veröffentlichungen, um die sich ihr Bruder Friedrich bemühte.

2008 wurde ihr zu Ehren die Martha-Fontane-Straße in Berlin-Französisch Buchholz benannt.[2]

Texte

Herausgeberin
Briefeditionen
  • Edgar R. Rosen (Hrsg.): Mete Fontane. Briefe an die Eltern 1880 bis 1882. Ullstein, Frankfurt a. M. – Berlin – Wien 1974, ISBN 3-548-04602-9
  • Gotthard Erler (Hrsg.): Meine liebe Mete. Ein Briefgespräch zwischen Eltern und Tochter. Aufbau, Berlin 2001, ISBN 3-7466-5288-X
  • Regina Dieterle (Hrsg.): Theodor Fontane und Martha Fontane. Ein Familienbriefnetz. de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-015881-7 Auszüge

Literatur

  • Iwan-Michelangelo D'Aprile: Fontane : Ein Jahrhundert in Bewegung, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018, ISBN 978-3-4980-0099-8.
  • Robert Rauh: Das Thema Mete ist unerschöpflich. Martha Fontane. In: Ders.: Fontanes Frauen. be.bra verlag, Berlin 2018, S. 71–124, ISBN 978-3-86124-716-6.
  • Regina Dieterle: Die Tochter. Das Leben der Martha Fontane. Hanser, München 2006, ISBN 3-446-20774-0.
  • Marianne Goch: Meta Fontane (1860-1917). ‚Danebenstehen vund sich den Mund wischen …‘. In: Luise F. Pusch (Hrsg_): Töchter berühmter Männer. Neun biographische Portraits. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der rätselhafte Tod. Martha in Waren, in: Robert Rauh: Fontanes Frauen. be.bra verlag, Berlin 2018, S. 104–123
  2. Martha-Fontane-Straße In: berlin.kauperts.de. Abgerufen am 10. Februar 2022.