Martin Auer (Unternehmen)
MARTIN AUER GMBH
| |
---|---|
Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Sitz | Graz Österreich |
Mitarbeiterzahl | 570 |
Umsatz | 26,6 Millionen Euro (2021) |
Branche | Café & Bäckerei |
Website | www.martinauer.at |
Die Martin Auer GmbH ist ein Unternehmen mit Sitz in Graz in der Steiermark. Neben der Produktion von Backwaren betreibt das Familienunternehmen Cafés und Bäckereien mit teils gastronomischer Ausrichtung unter dem Markennamen Martin Auer.
Unternehmensgeschichte
Im Jahr 1936 gründete der aus einer Winzerfamilie stammende Bäckermeister Martin Auer IV am Marburger Hauptplatz die Bäckerei Martin Auer. Bereits 1944 verkaufte er sein Unternehmen wieder und zog mit seiner Familie nach Graz. Dort übernahm er am Dietrichsteinplatz die älteste Bäckerei der Stadt.[1][2]
Nach seinem Tod im Jahr 1964 führte sein Sohn Martin V, der als 20-Jähriger zu dieser Zeit noch Student der Rechtswissenschaften war, die Bäckerei fort. Nachdem er das Bäckerhandwerk erlernt hatte und sich binnen weniger Jahre mit Roggenbroten aus Natursauerteig einen Namen gemacht hatte, begann er als einer der ersten Bäcker Österreichs das Unternehmen als Filialist zu entwickeln. Hierzu eröffnete er 1974 eine Filiale am Grazer Hauptplatz, die heute die älteste Bäckereifiliale der Steiermark ist.[3] Bis zum Jahr 1980 folgten dann weitere vier Filialen, was Martin Auer zu dieser Zeit nach Anker zum größten Bäckereifilialisten Österreichs machte.
Im Jahr 1980 wurde Martin Auer als erstes gewerbliches Bäckereiunternehmen mit dem Recht zum Führen des Österreichischen Staatswappens geehrt. Diese staatliche Auszeichnung wird durch den österreichischen Bundesminister für Wirtschaft an Unternehmen verliehen, die sich durch außergewöhnliche Leistungen um die österreichische Wirtschaft verdient gemacht haben. Aufgrund einer Firmenumbildung wurde dem Unternehmen im Jahr 1992 das Recht zum Führen des Staatswappen erneut verliehen.[4] Im Jahr 1986 wurde der erste Standort in der Wiener Innenstadt eröffnet. 2006 folgte eine Filiale in Klagenfurt.
Seit 1999 war der studierte Betriebswirt Martin Auer VI im In- und Ausland als Unternehmer tätig. Er begann anschließend eine Ausbildung zum Bäcker, die er 2008 mit der Meisterprüfung abschloss. Am 1. Februar 2011 übernahm er das Familienunternehmen und führt es seither gemeinsam mit seiner Frau Barbara. In den Folgejahren begann das Unternehmen, sich zunehmend auf die Aufwertung bestehender Standorte zu konzentrieren und größere Bäckerei-Café-Konzepte neu zu eröffnen. Dadurch fand auch im Sortiment eine Entwicklung weg vom reinen Brotverkauf, hin zu gastronomischem Angebot statt. Im Zuge der Umstrukturierung zum reinen Filialisten folgte am 1. Mai 2012 der Rückzug aus dem Lebensmitteleinzelhandel, wo man bis dahin u.a. bei Billa, Merkur, Spar, Interspar gelistet war. Seither tritt Auer nur noch in geringem Umfang als Lieferant von HoReCa auf. In Folge der Umstrukturierung konnte das Unternehmen seinen Umsatz zwischen 2011 und 2021 um mehr als 140% steigern.
Unternehmen
Die Martin Auer GmbH ist ein Familienunternehmen in dritter Generation. Es produziert Backwaren und vertreibt sie unter dem Namen MARTIN AUER in den eigenen Cafés und Bäckereien mit teils gastronomischer Ausrichtung bundesweit in Österreich. Mehr als 99% des Umsatzes werden dabei in den 37 eigenen Filialen erwirtschaftet.[5] Das Unternehmen erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 26,6 Millionen Euro p.a. und beschäftigt rund 570 Mitarbeiter.[6]
ATELIER MARTIN AUER
Im August 2021 eröffnete das ATELIER MARTIN AUER. An diesem Standort befindet sich seither die Backstube mit Konditorei, eine Kaffeerösterei, ein Getreidemühle, ein Café und Flagshipstore sowie die Verwaltung. Die neue Zentrale bietet 7.500m2 Nutzfläche.
Eine Besonderheit der Architektur ist die offene Bauweise. Zwischen Backstube und Verkaufsraum bzw. Café gibt es keine Trennwand, somit ist die Bäckerei offen einsehbar. In der Backstube herrschen konstante 24°C Lufttemperatur und 50% Luftfeuchtigkeit, damit die Teige nicht austrocknen. Eine Lüftungsanlage befindet sich auf dem Dach, die die abgesaugte Luft filtert und über das Dach nach außen leitet, damit die Umgebung keinen Gerüchen ausgesetzt ist. Die frische Luft von außen wird gefiltert, um Staubpartikel/Blütenstaub/… draußen zu lassen. Sie wird aufbereitet und geht durch das Feuchteregister, um sie zu befeuchten und wird dann in die Backstube geleitet.
Nachhaltigkeit war bei der Planung ein wichtiges Thema. Somit wurde eine Photovoltaikanlage am Dach installiert, die in einer schönen Sonnenstunde 220 Kilowattstunden Strom produziert. Das deckt an einem sonnigen Tag etwa 1/3 eines Tagesbedarfs ab.
Beim Heizen im Winter und Kühlen im Sommer ist das ATELIER MARTIN AUER autark. Dafür wird die Abwärme der Öfen und der Gewerbekälteanlage genutzt. So wird der Energiebedarf für Heizung und Kühlung des Gebäudes zu 100% gedeckt. Verbaut wurde eine Fußbodenheizung bzw. Betonkernaktivierung in den Produktionsräumlichkeiten. Die Deckenkühlung ist überall eingebaut, um im Winter zu wärmen und im Sommer zu kühlen.
Kaffeerösterei
Seit dem Einzug in das ATELIER MARTIN AUER wird der Kaffee im Unternehmen selbst geröstet. Geröstet werden drei Sorten: Arabica aus Brasilien, Arabica aus Guatemala und Robusta aus Indien. Durch die eigene Röstung kann stets eine hohe Qualität gewährleistet werden.
Getreidemühle
In der Mühle im ATELIER MARTIN AUER wird nur bio Vollkornmehl gemahlen. Somit kann der gesamte Produktionsweg im Haus abgewickelt werden. Gemahlen werden pro Tag etwa 500kg bio Vollkornmehl, das sich auf bio Dinkel-, Roggen- und Weizenmehl sowie Schrote aufteilt. Für glutenarmen Brote werden Quinoa, Amaranth und Buchweizen verarbeitet. Außerdem wird mit der Mühle sogenanntes Röstmehl aus übriggebliebenem Brot zubereitet.
Soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit
Im Geschäft Pane in der Grazer Mariahilferstraße übernehmen ehrenamtliche Mitarbeiter von Dienstag bis Samstag den Verkauf von Brot vom Vortag zu etwa der Hälfte des regulären Preises, wobei der gesamte Erlös an wohltätige Organisationen gespendet wird.[7][8] Die laufenden Erhaltungskosten werden von Martin Auer übernommen. Im Jahr 2019 konnten rund € 60.000 an karitative Einrichtungen gespendet werden.[9] Unterstützt werden lokale Projekte wie das vom Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl ins Leben gerufene Projekt Von Mensch zu Mensch.[10]
Auszeichnung
2016 wurden Martin Auer und seine Frau Barbara im Hotel Adlon in Berlin mit dem Marktkieker[11], einem Branchenpreis, der die unternehmerische Leistung von Bäckern beurteilt[12], ausgezeichnet.
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Robert Engele: Damals in der Steiermark. In: Austria-Forum. Gemeinnütziger Verein "Freunde des Austria-Forums-Verein zur Förderung der digitalen Erfassung von Daten mit Österreichbezug", 12. Juni 2011, abgerufen am 5. April 2018.
- ↑ Walter Brunner: Die älteste Bäckerei in Graz. 600 Jahre "Kreuzbäck" beim Färbersteg (Martin Auer am Dietrichsteinplatz). In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz. Nr. 29/30. Graz 2000, S. 33–102.
- ↑ Auer Brot GmbH: Jubel zum Jubiläum. In: www.martinauer.at. Auer Brot GmbH, abgerufen am 5. April 2018.
- ↑ Historisches Verzeichnis österreichischer Staatswappenträger. Abgerufen am 5. April 2018.
- ↑ unternehmensinterne Daten, Stand April 2021
- ↑ unternehmensinterne Daten, Stand Februar 2021
- ↑ Altendorfer, Beatrix: Informationsseite "Nachhaltig in Graz" über PANE. 24. September 2017, abgerufen am 14. Februar 2018.
- ↑ Schachner, Monika: Kleine Zeitung, Bericht Eröffnung PANE. Kleine Zeitung GmbH und Co KG, 5. April 2014, abgerufen am 14. Februar 2018.
- ↑ unternehmensinterne Daten
- ↑ Redaktion Woche Steiermark: Martin Auer unterstützt Woche-Sozialaktion. In: www.meinbezirk.at/steiermark. Wochenzeitung GmbH Steiermark, 20. September 2016, abgerufen am 5. April 2018.
- ↑ Waclawek, Patzphal: Back Journal :: Marktkieker. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.backjournal.de. Inger Verlagsgesellschaft mbH, archiviert vom Original am 19. Januar 2018; abgerufen am 14. Februar 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Redaktion Back Journal: Marktkieker :: die Idee. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.backjournal.de. Inger Verlagsgesellschaft mbH, archiviert vom Original am 24. Mai 2018; abgerufen am 14. Februar 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.