Martin Conway, 1. Baron Conway of Allington

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William Martin Conway, 1. Baron Conway of Allington, (* 12. April 1856 in Rochester; † 19. April 1937 in London) war ein britischer Kunsthistoriker, Politiker, Bergsteiger und Kunstsammler. Er war Inhaber des ersten Lehrstuhls für Kunstgeschichte in England.

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William Martin Conway

Jugendzeit

William Martin Conway wurde als Sohn des Pfarrers William Conway, damals Canon an der Kathedrale von Rochester, und dessen Ehefrau Elizabeth Martin geboren. William Martin war ihr drittes Kind und der erste Sohn, nachdem ein Bruder bald nach der Geburt verstorben war. 1864 zog die Familie nach Westminster, wo sein Vater Rector an der St Margaret’s Church wurde, so dass Conway mit der faszinierenden Welt der Geschichte des Mittelalters aufwuchs. Er half sogar bei Ausgrabungen und durfte die Überreste von König Richard II. berühren. Er wurde an die Repton School geschickt und nahm danach das Studium der Mathematik am Trinity College in Cambridge auf. Nach den Vorstellungen seiner Eltern sollte er wie sein Vater Pfarrer werden.

Der Tod seines Vaters 1876 brachte dem 20-Jährigen eine Freiheit, die er nie zuvor erfahren hatte. Er ließ die Idee, Priester zu werden, sofort fallen und gab sein Studium der Mathematik auf. Martin verbummelte einige Semester, unternahm Bootsfahrten und besuchte Dinnerparties. Schließlich führte ihn sein Weg in eine Vorlesung von Sidney Colvin, der damals Slade Professor of Fine Art in Cambridge war. Die Begegnung mit der Kunst öffnete ihm die Augen für ungeahnte Möglichkeiten. Er besuchte das Fitzwilliam Museum und entdeckte deren Sammlung von Drucken. In der Universitätsbibliothek entdeckte er deren Holzschnitte. Er reiste nach Paris, um die Sammlungen des Louvre zu sehen.

Inzwischen wählte er ein „Tripos“-Studienfach, wobei er die Fächer aus einem Hut ziehen musste. Er erwischte Geschichte (Kunstgeschichte war damals noch nicht als Studienfach anerkannt). Das machte jedoch nichts, denn Conway begann die holländischen Inkunabeln in der Universitätsbibliothek unter Anleitung des Bibliothekars Henry Bradshaw zu katalogisieren. Bradshaw ermöglichte ihm auch ein Forschungsjahr in Europa. Schließlich veröffentlichte er 1884 The Woodcutters of the Netherlands (Die Holzschnitzer der Niederlande).[1] Er erhielt 1879 seinen Bachelor (B.A.) und 1882 sein Master's Degree.

Während der Semesterferien kletterte er 1874 zum ersten Mal in den Alpen. 1881 veröffentlichte er sein erstes Buch über "Bergsteigen in der Berner Alpen" (Climbing the Zermatt) gemeinsam mit W. A. B. Coolidge (1850–1926), woraus dann die Conway und Coolidge Bergführer-Serien entstanden.

Beruf und Politik

Conway, 1895

Im Alter von 28 Jahren wurde ihm 1885 die Stelle des Roscoe Professor of Art von der Universität Liverpool angeboten.[2] Hierbei handelte es sich nicht um einen lehrende Stellung, sondern um eine repräsentierende. Sie beinhaltete u. a. Reden bei Veranstaltungen der Universität, wobei er die Gelegenheit nutzte, einige Ausstellungen abzuhalten und weitere Bücher zu veröffentlichen.

Conway organisierte mit Philip Henry Rathbone (1828–1895)[3], der eine Schlüsselrolle bei der Einrichtung eines Lehrstuhls für Kunst an der Liverpool University gespielt hatte, die Gründung der National Association for the Advancement of Art and its Application to Industry (NAAAI).[4] Conway fungierte als Sekretär des ersten Congresses und seine Stellung als Roscoe Professor kam ihm zugute, wenn es darum ging, die Unterstützung von vielen wichtigen Künstlern zu erhalten. Lord Frederick Leighton hatte die Präsidentschaft übernommen und den Vorsitz führte Alfred Gilbert, ein Bildhauer und enger Freund von W. Hamo Thornycroft, R. A. (1850–1925), ebenfalls Bildhauer. Walter Crane war einer der Vize-Präsidenten und stand für intellektuelle Glaubwürdigkeit.[5] Ziel des Kongresses war, die Design-Ideologie der Arts-und-Crafts-Bewegung mit einem neuen Stil in der Architektur zu verbinden. Dafür wurden neun Arbeitsgruppen gebildet, hauptsächlich in Malerei, Bildhauerei, Architektur, dekorativer und angewandter Kunst etc. Weitere Kongresse folgten in Edinburgh und Birmingham.[6]

1901 bis 1904 wurde er Slade Professor of Fine Art an der University of Cambridge. Er war der Meinung, dass er sich diese Stellung mit seiner Arbeit in den Sammlungen der Universitätsbibliothek verdient habe.

Von 1918 bis 1931 war er für die Combined English Universities (Vereinten Englischen Universitäten) und damit für die Conservative Party Mitglied im Parlament House of Commons. 1931 wurde er geadelt (Peerage) und musste sein Mandat abgeben.

Heirat und Familie

1883 traf Conway bei einem Museumsbesuch in Italien Katrina Lambard (1856–1933), eine reiche Erbin. Ihr Vater, Charles Allen Lampard († 1873), war an der Chesapeake and Ohio Railway beteiligt gewesen und ihr Stiefvater war der ehemalige Herausgeber/Eigentümer der “New York World”, Manton Marble (1834–1917).[7] 1884 heiratete Conway Katrina in New York und sie zogen nach London.

William und Katrina hatten eine Tochter, Agnes Ethel, die 1885 geboren wurde. Agnes wurde später eine anerkannte Archäologin, die an Ausgrabungen im Mittleren Osten teilnahm. Sie war mit George Horsfield (1882–1956) verheiratet.[8]

Als Katrinas Zuwendungen aus ihrer Mitgift anstiegen, begannen die Conways Kunst in Form von Bildern, Möbeln, Büchern usw. zu sammeln.

Conway und seine Frau entschlossen sich 1905, das verfallene Allington Castle von Lord Romney zum Preis von £4800 zu kaufen und verbrachten die folgenden 30 Jahre mit der Restaurierung des Anwesens. Conways Schwiegervater unterstützte sie dabei finanziell. Mit seiner Tochter suchte er nach historischen Unterlagen in den Bibliotheken. Das Schloss hatte für viele Gemälde und Skulpturen als Vorlage gedient, so z. B. für William Turner.[9]

Nachdem er 1895 zum Knight Bachelor geschlagen worden war, wurde er 1931 als Baron Conway of Allington, of Allington in the County of Kent, zum erblichen Peer erhoben[10] und erhielt dadurch einen Sitz im House of Lords. Dieser Titel erlosch mit seinem Tod, weil er keinen männlichen Erben hatte.

Mit 68 Jahren hatte Conway eine Affaire mit Monica Hadow, einer 24jähigen geschiedenen Frau. Frau Hadow heiratete erneut 1930. Conways Frau Katrina starb 1933. Im folgenden Jahr heiratete Conway Iva Christian, die Witwe von Reginald Lawson, Saltwood Castle, Kent.

Conway starb vier Jahre später in einem Pflegeheim in London.

Bergsteigen

Conway begann seine Bergsteiger-Karriere 1872 mit der Besteigung des 4165 Meter hohen Breithorns in den Walliser Alpen bei Zermatt. Seine Durchquerung der Alpenkette vom Monte Viso bis zum Großglockner im Jahre 1894 beschrieb er in seinem Buch The Alps from End to End (1895). Conway gab einigen Bergspitzen und Scharten poetische Namen, wie z. B. Wellenkuppe (3903 m ü. M.), Windjoch (3850 m) am Nadelhorn in der Gruppe der Mischabelhörner im Schweizer Kanton Wallis und Dent du Requin (3422 m) in der Mont-Blanc-Gruppe.

Conway wurde 1877 in den Alpine Club (Alpenverein) aufgenommen, dessen Präsident er von 1902 bis 1904 war.

1892 leitete er eine Expedition in das Baltoro-Muztagh-Gebiet um den K2. Weitere Teilnehmer der Expedition waren u. a. Charles Bruce, Oscar Eckenstein und Matthias Zurbriggen. Als sie an den Zusammenfluss von Baltoro- und Godwin-Austen-Gletscher kamen, soll sich Conway an den Konkordiaplatz in den Alpen oder den Place de la Concorde in Paris erinnert gefühlt und diesen Platz deshalb Concordia genannt haben. Obwohl es zu Unstimmigkeiten mit Eckenstein kam, wurde während der Expedition ein neuer Höhenweltrekord (ca. 7000 m) aufgestellt. Zudem wurden 5180 Quadratkilometer kartografiert. 1895 wurde er hierfür zum Knight Bachelor geschlagen.

Späteres Leben

1917 wurde er von der Regierung gebeten, eine Aufzeichnung über den noch andauernden Krieg zu entwickeln. Er reiste nach Frankreich, um Ausstellungsstücke zusammenzutragen und kam der Front so nahe, wie er sich nur eben wagte. Aus diesem Projekt entstand das Imperial War Museum in London, dessen erster Direktor Conway war.[11]

1924 bat ihn die Regierung um eine Reise in das Nachkriegs-Russland, damit er sich ein Bild über den Zustand der Kunstschätze und Antiquitäten verschaffen sollte. Glücklicherweise fand er diese wohlbehalten vor. Später beschrieb er die unzähligen, mit Juwelen geschmückt Schätze, die ihm gezeigt wurden, in seinem Buch Art Treasures in Soviet Russia.

Ehrungen

Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 wurde Conway mit der Goldmedaille für seine Vermessung der Berge ausgezeichnet und 1905 erhielt er die “Founders”-Medaille von der Royal Geographical Society.[12] Die Conway Island in der Antarktis ist nach ihm benannt.

Veröffentlichungen

Als Kunsthistoriker

Als Bergsteiger und Kartograph

Quellenangabe

  1. The woodcutters of the Netherlands in the fifteenth century, in three parts. I. – History of the woodcutters.- II. – Catalogue of the woodcuts.- III. – List of the books containing woodcuts. Publisher: Cambridge University Press, 1884
  2. The lectures are named after William Roscoe
  3. Philip Henry Rathbone
  4. Transactions of the NAAAI
  5. William Morris to Whistler; papers and addresses on art and craft and the commonweal. Walter Crane on the 1888 Congress in Liverpool – page 73-74
  6. Out of the Shadows: The Façade and Decorative Sculpture of the Victoria and Albert Museum, Part 1 by Melissa Hamnett Curator, Sculpture, V&A
  7. Manton Marble Mr. Lincoln and New York
  8. William, Lord Conway of Allington and family: Letters and Paper. Repository: Cambridge University Library, Department of Manuscripts and University Archives
  9. Allington Castle painted by W. M. Turner in the Tate Gallery
  10. London Gazette. Nr. 33778, HMSO, London, 8. Dezember 1931, S. 7905 (PDF, englisch).
  11. Sarah Henning: How IWM Got Its Start In The Middle Of A War
  12. Medals and Awards of the Royal Geographical Society

Literatur

  • Simon Thompson: A long walk with Lord Conway. An exploration of the Alps and an English adventurer. Signal Books, Oxford 2013, ISBN 978-1-908493-80-4.
  • Catalogue of pictures by old masters of Maurice de Talleyrand Périgord Duc de Dino, Duke of Marlborough, Sir William Martin Conway and from numerous private Collections. Christie, Manson & Woods, London 1904 (archive.org).
  • Thomas George Bonney, Catherine A. Raisin: On Rocks and Minerals Collected by Mr. W. M. Conway in the Karakoram-Himalayas. In: Proceedings of the Royal Society of London. 1. Januar 1894, S. 350-351 (archive.org).

Weblinks

Commons: Martin Conway, 1st Baron Conway of Allington – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien