Martin Dolzer

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Martin Dolzer (* 23. Dezember 1966 in Kiel)[1] ist ein deutscher Politiker (Die Linke) der von 2015 bis 2020[2] Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft war.

Werdegang

Dolzer war nach dem Schulbesuch zunächst Musiker, Altenpfleger und Behindertenassistent. Ab 1999 studierte er an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg mit Abschluss als Diplom-Sozialwirt/Soziologie. Danach war er unter anderem als Mitarbeiter von Abgeordneten sowie journalistisch tätig und engagierte sich in sozialen Bewegungen.

2010 veröffentlichte er im Pahl-Rugenstein Verlag das Buch „Der türkisch-kurdische Konflikt. Menschenrechte – Frieden – Demokratie in einem europäischen Land?“. Darin beschreibt er die historische Genese des Konflikts und die politischen Entwicklungen in der Türkei seit der Staatsgründung 1923.[3][4]

Seit 1993 engagiert sich Dolzer in der Flüchtlingspolitik und für Menschenrechte.[5]

Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg 2015 erhielt er ein Mandat in der Bürgerschaft über die Landesliste. Dolzer ist Sprecher für Europapolitik, Friedenspolitik, Recht und Wissenschaftspolitik der Fraktion Die Linke sowie Vorsitzender des Eingabenausschusses. Er setzt sich für die Menschenrechte und für soziale Gleichheit ein und nimmt publizistisch vor allem in der linken Tageszeitung junge Welt und auch im Neuen Deutschland Stellung.

Weil ihm vorgeworfen wurde, dass er 2017 einen Polizeieinsatz, bei dem ein Polizist nach Polizeiangaben aus Notwehr auf einen Ghanaer geschossen hatte, als einen möglichen „rassistisch motivierten Hinrichtungsversuch“ bezeichnet habe, wurde vom Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer gegen ihn Anzeige erstattet.[6] Dolzer verwies danach darauf, dass er die subjektiven Eindrücke von Augenzeugen zitiert habe und er die „nicht korrekte redaktionelle Bearbeitung klarer zurückweisen“ hätte müssen.[7][8][9]

Die Staatsanwaltschaft Hamburg stellte das Ermittlungsverfahren im Oktober 2018 ein, die Polizei Hamburg erhob keinen Widerspruch. Die Begründung für die Einstellung des Verfahrens war unter anderem, dass Dolzer in einem Artikel auf Focus-Online den Sachverhalt sofort klargestellt habe. Focus Online zitierte Dolzer: „‚Augenzeugen sagten, sie konnten keine Notwehrsituation erkennen. Weil der Beamte aus ihrer Sicht nicht in großer Gefahr und Obang A.A. sichtlich angetrunken und desorientiert war – und insbesondere aufgrund der Pause zwischen den Schüssen – werten sie den Vorfall als lebensgefährliches Fehlverhalten oder gar »rassistisch motivierten Hinrichtungsversuch«. [...] Was ihn stutzig mache, sei der zeitliche Abstand zwischen den Schüssen, von dem die Augenzeugen ihm berichteten, sagt Dolzer. [...]‚Das wirft Fragen auf‘. Die Linksfraktion sei deshalb für eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls.“[9][10]

Die Staatsanwaltschaft bewertete, dass entsprechend der für den Bereich der Verdachtsberichterstattung über Straftaten entwickelten Rechtsprechung, die von Zeugen in drastischen Worten geäußerten Vorwürfe zum Polizeieinsatz von Dolzer wiedergegeben werden durften, weil er gleichzeitig deutlich gemacht habe, dass der Sachverhalt nicht abschließend geklärt sei und weiterer Aufklärung bedürfe.[10]

Im Oktober 2018 fand im Europaparlament in Brüssel das erste „Refugee and Migrants Parliament“, das Dolzer gemeinsam mit der Europaabgeordneten Cornelia Ernst (DIE LINKE-GUE/NGL) und der Gruppe Lampedusa initiiert hatte. Am Ende der Konferenz verabschiedeten die Teilnehmer eine Resolution mit zahlreichen konkreten Forderungen, wie den Stopp von Abschiebungen, die Überwindung des Dublinsystems, die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention und die Beendigung der Angriffe auf die Würde von Flüchtlingen durch Abschottung sowie die Unterbringung im menschenverachtenden Lagersystem.[11][12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Dolzer. Skoobe, abgerufen am 8. Februar 2017.
  2. Vorläufiges Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2020: Gewählte Abgeordnete der 22. Hamburgischen Bürgerschaft. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein - Anstalt des öffentlichen Rechts - (Statistikamt Nord)., 24. Februar 2020, abgerufen am 8. März 2020.
  3. Martin Dolzer: Der türkisch-kurdische Konflikt. Menschenrechte – Frieden – Demokratie in einem europäischen Land?: Zweite erweiterte Auflage. 2. Auflage. Pahl-Rugenstein, 2012, ISBN 978-3-89144-429-0.
  4. Bundeszentrale für politische Bildung: Kurdenkonflikt | bpb. Abgerufen am 11. März 2017.
  5. Martin Dolzer. Abgerufen am 11. März 2017.
  6. Hamburgs Polizeipräsident stellt Strafanzeige gegen Dolzer, Hamburger Abendblatt, 14. Februar 2017, abgerufen am 16. Februar 2017
  7. Stefan Schultz: Polizeischüsse auf ghanaischen Geflüchteten: Die drei Leben des Akwasi O. In: Spiegel Online. 2. März 2017, abgerufen am 10. Juni 2018.
  8. http://martindolzer.blogspot.de/
  9. a b FOCUS Online: Ghanaer von Polizist niedergeschossen: Ein Detail macht die Kritiker stutzig. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 11. März 2017]).
  10. a b WELT: Kein Verfahren gegen Dolzer. In: DIE WELT. 19. Oktober 2018 (welt.de [abgerufen am 21. November 2018]).
  11. Erstes Flüchtlings- und Migranten-Parlament in Brüssel | DOMRADIO.DE. Abgerufen am 21. November 2018.
  12. Martin Dolzer: Auf Augenhöhe. In: junge Welt. 20. Oktober 2018 (jungewelt.de [abgerufen am 21. November 2018]).