Martin von Pfaffenhausen

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Martin von Pfaffenhausen, auch Martinus von Pfaffenhausen, geboren als Philipp Karl Freiherr von Remking[1] (* 19. März 1687 in Pfaffenhausen; † 29. Januar 1746 in Straubing) war ein Kapuzinerpater, Guardian, Definitor und Novizenmeister. Seine Heranschulung von „200 Patres“ sei beispielhaft für die gesamte Bayerische Ordensprovinz der Kapuziner geworden.[2] Von zahlreichen Bürgern wie Adligen und auch einem Württemberger Prälaten wurde er als heilig verehrt, wie manche Quellen aus dem kirchlichen Umfeld wiedergeben. Vor seiner Beerdigung sollen sich viele Personen Haare, Barthaare, Kleidungsstücke oder auch herausgeschnitzte Stücke von seinem Sarg als Reliquien mitgenommen haben.

Biographie

Martin entstammte der alten freiherrlichen Familie von Remking. Sein Taufname lautete Philipp Karl Freiherr[2] (auch Reichsfreiherr)[3][4] von Remking.[1] Seine Verwandten bekleideten „höchste stellen“ im Deutschen Reich. Sichtlich unangenehm mag ihm seine Herkunft gewesen sein, alsda er bemüht war, sie „gänzlich zu vergessen“ und dies auch von „alle[r] Welt“ forderte, zugunsten eines Betrachtens seiner selbst als „den geringsten und armseligsten der Söhne des hl. Franziskus“.[4] Er wurde am 19. März 1687 im Schloss Pfaffenhausen in Schwaben geboren. Am 20. März 1687 wurde er in St. Stephan getauft.[2][5] Zunächst diente er als Jugendlicher beim Fürstbischof von Eichstätt (Johann Martin von Eyb) als Edelknabe und wurde in freien Künsten und Wissenschaften unterrichtet und genoss eine hervorragende Erziehung.[2]

Am 22. November 1704 im Alter von 17 Jahren trat er in den Kapuzinerorden ein und nahm den Ordensnamen Pater Martinus an.[1] Er wirkte im Orden zwanzig Jahre lang als Novizenmeister. Daraufhin wurde er zu einem nicht bekannten Zeitpunkt Guardian.[3][6] Zu einem ebenfalls unbekannten Zeitpunkt, für den die Quellen auseinander gehen, schnitt er sich mit einem „eisernen Griffel“ die Worte Jesus, Maria und Franziskus in die Brust.[7] Nach anderen Quellen waren es die Worte bzw. Buchstaben: „S. Mariae Lauretanae S. P.“, wobei S. P. für den Sancto Patri Franziskus stehe, bzw. „in seinen frühen Jahren“ nur die Buchstaben ‚J‘, ‚M‘ und ‚F‘ für Jesus, Maria und Franziskus.[8] Aus heutiger Sicht würde diese Art von Frömmigkeit pathologisch betrachtet werden, so Romuald Bauerreiß.[8]

Martin gehörte 18 Bruderschaften an.[8]

Martins Frömmigkeit zeichnete sich insbesondere durch seine „ausgedehnte Caritas“ aber auch durch seine Lebensstrenge aus, beispielsweise schlief er nicht in einem Bett, sondern „nur auf Brettern“. Wenn er das Wort „Weib“ im freien Umgang miteinander hörte, soll er „ernst und streng“ geworden sein.[8]

Nach Berichten von Maximilian Pöckl und Franz Xaver Schuster bat er In seiner Zeit als Guardian in einem Kloster in Straubing während des „bayerischen Krieges“ bzw. dem Österreichischen Erbfolgekrieg zur Zeit Kaiser Karls VII. einen österreichischen Kommandanten um Verschonung von Straubing. Als aber das nicht wirkte, habe er mit dem Kommandanten in einem verschärften Ton und als Reichsfreiherr mit Klage bei der Königin Maria-Theresia gedroht, was hingegen Wirkung zeigte und Straubing rettete. Dies ist auch auf einem („sehr ansprechenden“) Bildchen in der Pfarr-Registratur zu Pfaffenhausen wiedergegeben.[9][10]

Daraufhin wurde er zum Definitor gewählt, verstarb nach einer „völlige[n] Magendestruktion“ infolge „seiner Lebensstrenge“[7] aber noch in den nächsten Jahren als Guardian am 29. Januar 1746 im Alter von 58 Jahren.[9] Emmerich Däger wirkte in Martins letzten Lebensjahren als dessen Beichtvater.[11] In seiner letzten Krankheit hatte er jede „Erleichterung“ seines Zustandes abgelehnt und die Ärzte gebeten, diesen „aber nicht zu verhehlen“.[7]

Zeitgenössische Zeugnisse

Einige Patres, so Emmerich Däger und der württembergische Prälat Eleutherius von Handzell, aber auch Gilbert Bernhard Sperl, Administrator zu Sossau aus dem Orden der Prämonstratenser, sprachen Martin Heiligkeit zu und auch (scheinbare) Sündenfreiheit, Sanftmütigkeit, weitestgehende Vollkommenheit, außerordentliche Gottesfürchtigkeit, Tugendhaftigkeit und Heldenmütigkeit etc. zu.

Nach Eleutherius’ Bericht vom 1. Februar 1746 versteiften Martins Gliedmaßen auch 24 Stunden nach seinem Tod nicht, Pater Friedrich von Schwambach bestätigte dies am 3. Februar. Ebenfalls nach Eleutherius’ Bericht sollen, als Martin vor seiner Beerdigung im Oratorium lag, viele darum gebeten haben, sich Haare, Barthaare, Kleidungsstücke oder herausgeschnitzte Stücke von seinem Sarg mitnehmen zu dürfen. Der Zulauf „von Menschen aus allen Ständen“ bei seiner Beerdigung sei weitaus zu groß für die Kirche gewesen.[12]

Martins Demütigkeit hob Eleutherius besonders hervor, Däger daneben u. a. auch seine Liebe und Güte. Letzterer schrieb, er habe Martin in der Beichte schwer vergeben können, weil er für die „Lossprechung von den Sünden ... oft kaum Stoff genug“ fand, ersterer vermutete, dass Martin „bereits ein Bewohner des Himmels sei“. Sperl beendet seine Worte mit: „O wohl ein edler hellglänzender Himmelsstern!“, nachdem er auch die hohe Adligkeit Martins Eltern und seines leiblichen Bruders hervorhob, der Statthalter auf Malta, wahrscheinlich in Kärnten, wurde.[9][2][7]

Literatur

  • P. Martinus von Pfaffenhausen in: Biographien von Männern ausgezeichneter Tugend in: Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern, Seidelsche Kunst- und Buchhandlung, Sulzbach 1826, Seiten 77–80 (Digitalisat)
  • P. Martinus von Pfaffenhausen in: Biographien und Notizen von den Schriftstellern der bayerischen Kapuzinerprovinz in: Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern, Seidelsche Kunst- und Buchhandlung, Sulzbach 1826, Seite 126 (Digitalisat)
  • Der ehrwürdige P. Martin von Pfaffenhausen (Capuziner) in: Kalender für katholische Christen, Achtunddreißigster Jahrgang, Sulzbach 1878, Seiten 35–40. (Digitalisat)
  • P. Martin von Pfaffenhausen in: Angelikus Eberl: Geschichte der bayrischen Kapuziner-ordensprovinz, 1593–1902, Freiburg im Breisgau 1902, Seiten 298–300. (Digitalisat)
  • Der gottselige P. Martin in: Franz Xaver Schuster: Augsburger Diözesan-Legende: Das Leben der heiligen, seligen, ehrwürdigen und gottseligen Diener Gottes. Band 1. Mindelheim 1904. Seiten 282–285. (google-books)
  • P. Martin von Pfaffenhausen in: Romuald Bauerreiß: Kirchengeschichte Bayerns, Band 7, EOS Verlag, St. Ottilien 1970, Seite 323. (google-books)

Einzelnachweise

  1. a b c Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern, von ihrem Entstehen an bis auf die gegenwärtige Zeit. Seidel, 1826 (google.de [abgerufen am 6. September 2021]).
  2. a b c d e Angelikus Eberl: Geschichte der bayrischen Kapuziner-ordensprovinz, 1593-1902. Herder, 1902, S. 299 (archive.org [abgerufen am 26. August 2021]).
  3. a b Kalender für katholische Christen. Seidel, 1878, S. 37 (google.de [abgerufen am 25. August 2021]).
  4. a b Franz Xaver Schuster: Der gottselige P. Martin. In: Augsburger Diözesan-Legende. S. 282.
  5. Josef Hölzle: Der "heilige" Martin in Pfaffenhausen. In: augsburger-allgemeine.de, Lokalteil Mindelheim. 11. November 2012, abgerufen am 26. August 2021 (Kostenpflichtig).
  6. Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern. J.E. von Seidel, 1826, S. 77 (google.de [abgerufen am 25. August 2021]).
  7. a b c d Angelikus Eberl: Geschichte der bayrischen Kapuziner-ordensprovinz, 1593-1902. Herder, 1902, S. 300 (archive.org [abgerufen am 25. August 2021]).
  8. a b c d Romuald Bauerreiss: Kirchengeschichte Bayerns. EOS Verlag, 1970, S. 323 (google.de [abgerufen am 25. August 2021]).
  9. a b c Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern. J.E. von Seidel, 1826, S. 77 (google.de [abgerufen am 25. August 2021]).
  10. Franz Xaver Schuster: Der gottselige P. Martin. In: Augsburger Diözesan-Legende. S. 283 f.
  11. Leopold Auburger: Der Kapuzinerpater Emerikus Däger (Franz von Paula Dägn) aus Perlach (1698-1757). S. 2 (hachinger-bach.de [PDF] Aus: Osterpfarrbrief 2017. St. Michael Perlach mit St. Georg Unterbiberg. S. 42-47.): „Im Kapitel "Biographien von 2 Männern ausgezeichneter Tugend" wird auf Seite 78 "P. Emerich von Perlach" zudem als Beichtvater von Pater Martinus von Pfaffenhausen in dessen "letztern Lebenszeit" hervorgehoben.“
  12. Franz Xaver Schuster: Der gottselige P. Martin. In: Augsburger Diözesan-Legende. S. 285.